Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Feuer wieder zu entfachen, damit der Wagen schneller trockne.
»Schaut nur, welch prächtiges Gefährt dies für mich und mein Gefolge abgeben wird!« Mit jungenhaftem Schwung sprang Lar vom Wagen und lief zu seinem Gefangenen. »O teurer Baron, ich hoffe, du hast nichts dagegen, daß ich den Streitwagen benutze; aber du brauchst ihn ja nicht mehr.« Dann lachte er plötzlich schallend. »Auf unserem Marsch liegen viele große Städte vor uns. Ich befürchte, daß die vornehmen Damen und Herren meinen alten klapprigen Karren abfällig betrachten würden.«
Conan aß die Wurst und betrachtete Lar mißtrauisch. »Dann planst du, weiter nach Süden zu ziehen?«
»Ja, natürlich!« Lar nickte eifrig. »Im Süden und Westen liegen die Gebiete mit den meisten Einwohnern, der fruchtbarste Boden für unsere Lehre. Allerdings habe ich auch vor, später nach Osten und Norden ebenfalls Missionare zu schicken, ja, bis in die entferntesten Winkel der Welt.«
»Das kommt, nachdem du meine Gefährten hier besiegt hast, oder?« fragte der Cimmerier vorsichtig. »Wie läuft's denn so da draußen? Weißt du das?«
Lar schaute mit ernsthaftem Gesicht über die leere Ebene, als fände die Schlacht direkt vor seinen Augen statt. »Deine Seite ist dem Untergang geweiht, fürchte ich. Deine Barone verlieren immer einen Mann, wenn ich fünf Jünger einbüße.«
»Aha.« Conan nickte. Er glaubte dem Jungen. »Ihre Soldaten sind hervorragende Krieger, aber zahlenmäßig weit unterlegen. Aber kannst du dir denn derartig hohe Verluste leisten? Auch wenn du eine große Schar befehligst?«
»Keine Angst. Sollte sich das Gleichgewicht verändern, ist das nur vorübergehend.« Lar lächelte strahlend und reckte sich vor dem Feuer. »Jeden Tag werden meine Jünger stärker – sowohl im Glauben als auch in der Kampfstärke. Ehrlich, ich sollte euch Nemediern dankbar sein ...« Wieder lachte Lar schrill. »Denn ihr bringt mir Waffen, Rüstungen und neue Anhänger. Dies alles werde ich später für die Verwirklichung unserer Ziele gut gebrauchen können.«
Conan rutschte unruhig auf den Kissen hin und her. Die ruhige Zuversicht des Knaben machte ihm Sorgen. »Aber die Truppe, mit der du heute kämpfst, ist im Vergleich zu denen der Könige im Süden winzig.«
»Stimmt.« Lar nickte und betrachtete den Cimmerier nachdenklich. »Du warst doch schon im Süden, oder? Zweifellos könntest du mir viel erzählen, was mir später hilft.« Er griff in eine Falte der Tunika. Seine Augen waren immer noch auf den Cimmerier geheftet. »Aber nein! Was könnte vor uns liegen, das stärker als unser Glaube und die uralten Weisheiten unserer Sekte sein könnte?« Er grinste plötzlich verschmitzt und stellte sich näher ans warme Feuer.
»Die Magie, die du einsetzt, ist sehr mächtig.« Conan nahm noch einen tiefen Schluck aus dem Weinschlauch. Er war entschlossen, den Jungen auszuhorchen. »Sie muß sehr, sehr alt sein.«
»O ja, das ist sie.« Lar lächelte jungenhaft den Cimmerier und Ludya an, die an Brot und Käse knabberte. »Viel älter als die Städte, welche bald ihre Tore aufreißen werden, um uns willkommen zu heißen. Ja, älter sogar als die Menschheit. Älter als diese Ebene, die Hügel dahinter und die ehrwürdigen Berge, welche diese Hügel kreißten!« Da Lar in Begeisterung geriet, schnappte seine Stimme ständig über. »Als das erste Geschöpf aus dem Urschleim kroch, bestand unser Glaube bereits. Seine Stärke wohnt auch heute noch in uns.«
»Ein uralter Glaube, in der Tat«, sagte Conan. Er überlegte, ob er dem Jungen eine Klinge an den Hals setzen und ihn so als Geisel benutzen könne, um die Leibwächter abzuwehren. Aber wie sollte er sich gegen die Zaubertricks des kleinen Burschen schützen? »Hat eure Religion viele heilige Stätten und Tempel?«
»Tempel!« Offenbar fand Lar diese Frage sehr komisch; denn er krümmte sich stumm vor Lachen. Dem Cimmerier ging das eigenartige Benehmen des Jungen langsam auf die Nerven. Um sich zu beruhigen, griff er zum Weinschlauch und wartete, bis Lar sich wieder gefaßt hatte.
»Nun, es ist in der Tat so, daß die Alten in der Wüste im Süden Bollwerke unserer Religion errichteten«, erklärte Lar. »Das waren erhabene Bauten und Mausoleen, welche einem alten Land, das Stygien heißt, heute noch zur Zierde gereichen. Aber die wahren Tempel unsres Glaubens ...« Sein Gesicht verzog sich wieder zu einem Grinsen. Er nahm die Krone ab und kratzte sich am Kopf. »Also, die ältesten Tempel sind
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