Conan-Saga 40 - Conan der Held
um eure Reisen in exotische Länder und um eure Abenteuer in fremden Häfen. Wir Frauen müssen uns mit häuslicheren Vergnügen bescheiden.« Sie sank auf einen Sessel neben dem Diwan nieder, auf dem Juma Platz genommen hatte. Dann hielt sie die schwielige Rechte des Cimmeriers mit beiden Händen fest. »Man sagt, daß es in Venjipur seltene und sehr erregende Elixiere gibt. Hast du vielleicht für uns arme Städter derartige Souvenirs mitgebracht? Sagen wir – Lotusextrakt oder andere exotischen Freudenspender?«
»Nein!« Conan schüttelte mit ernstem Gesicht den Kopf. »Diese Elixiere stehlen die Seele. Ich habe ihre Macht am eigenen Leben verspürt und viele gesehen, die deshalb den Verstand und auch das Leben verloren. Es ist sogar ein gefährlicher Leichtsinn, damit die Schmerzen einer Wunde zu betäuben. Manche Soldaten werden so stark süchtig, daß sie sich sogar selbst klaffende Wunden beibringen, nur um diesen Balsam zu bekommen. Am Schluß werden die meisten krank oder sterben an Blutvergiftung.«
Bei Conans offenen Worten zuckte die Frau zusammen und ließ seine Hand los. Doch gleichzeitig schien seine Geschichte ihr Interesse anzuheizen. Nachdenklich schaute sie ihm geraume Zeit in die Augen. Dann flüsterte sie ihrer Freundin mit dem Turban, die immer noch Juma anhimmelte, leise etwas zu.
»Meine lieben Soldaten«, erklärte dann Conans Dame, »ihr müßt nach der langen Reise ja völlig verhungert sein.« Die andere nickte eifrig. »Wir holen euch etwas zu trinken und ein paar Häppchen von dem Tisch dort drüben. Ihr wartet hier. Wir sind gleich wieder da. Schließlich wollen wir noch mehr eurer faszinierenden Geschichten hören.«
Als die beiden Frauen sich durch die Menge schoben, ließ sich Conan neben den Freund auf den Diwan fallen. »Komm, Juma, laß uns von hier abhauen. Ich kann diese ekelhaften Fragen nicht länger ertragen. Die bringen zu viele böse Erinnerungen zurück.«
Juma stellte den leeren Kumiss-Becher auf den Mosaikboden und meinte: »Setz dich einfach hin, Conan, und spiel mit. Ich garantiere dafür eine erstklassige Bettgenossin heute nacht. Hör mal, diese Weiber hier am Hof lieben dich entschieden weniger höflich und müde als die Venji-Mädchen im Fort. Es sei denn, du vermißt Sariya ...«
Unwirsch winkte der Cimmerier ab. »Juma, wie kannst du so ruhig hier sitzen und alles genießen, wenn Pfeile auf unseren Rücken zielen und unsere Feinde gegen uns Ränke schmieden? Du, der mich vor den Gefahren der Hauptstadt so eindringlich gewarnt hat!«
»Habe ich nicht gesagt, daß das Leben eines Helden kurz, aber intensiv ist? Wir haben jetzt keine andere Wahl mehr. Also entspann dich und genieß den Zirkus!« Juma lag auf dem Diwan wie ein lebendes Beispiel eines Raubtiers in Ruhestellung. »Wenn wir tun, was man von uns erwartet, haben wir die besten Aussichten, unser Leben noch um einen Tag zu verlängern. Morgen triffst du Yildiz. Vielleicht sehen wir dann klarer.«
»Ja, vielleicht – aber selbst der Thron des Sonnenaufgangs sieht zur Zeit ziemlich wacklig aus. Ich finde, ich sollte Yildiz warnen, noch ehe diese Nacht vorbei ist, oder gleich in die Höhle des Löwen gehen, dorthin, wo die Gefahr ihren Ursprung hat.«
Juma hob abwehrend den Arm. Dann flüsterte er dem Freund die Warnung so leise zu, als säßen beide schon im Gefängnis. »Glaub Sempronius' Vermutungen und Verdächtigungen nicht zu sehr! Dieser Eunuch ist ebenso verschlagen wie seine Brüder. Vor allem mach keine Andeutungen über die Schwäche von Yildiz' Reich! Es sei denn, du willst die Schuld auf dich nehmen, daß du es unterminierst! Denn genau das wird man dir vorwerfen, mein Freund!«
»Vielen Dank für deine guten Ratschläge!« Conan packte den Kushiten am Handgelenk, mit dem dieser ihn beschwichtigend festgehalten hatte, und löste den Griff. »Aber ich kann nicht ruhig hier herumsitzen. Nimm beide Weiber, Juma. Meinen Segen hast du; aber sei vorsichtig!« Ehe die Kurtisanen zurückgekommen waren, hatte der Cimmerier sich wieder unter die Menge gemischt und war verschwunden.
Abolhassan war nirgends zu sehen. Darüber ärgerte sich Conan; denn er hatte eigentlich die Absicht gehabt, den General zu stellen und ihre echten oder vermeintlichen Differenzen ein für allemal zu klären. Aufmerksam musterte er die Menge, die sich unter der hohen Kuppel drängte. Aufgrund seiner Größe hatte er eine hervorragende Übersicht. Er zog auch viele Blicke auf sich. Einige musterten ihn mit Abscheu,
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