Conan-Saga 41 - Conan der Unbezähmbare
der Appetit vergangen. Er warf den Pilz beiseite und wischte sich die Krumen von den Lippen. »Persönlich weiß ich es zwar nicht; aber ich habe gehört, daß die Höhlen ein sehr viel glücklicherer Ort waren, ehe der Zauberer und Hexe kamen.«
»H-habe ich auch g-gehört. W-wirklich sch-schade.«
Wikkell stand auf und rieb sich die Hände, um sie zu wärmen. »Aber, da kann man eben nichts machen, oder? Die Hand gegen Katamay Rey zu erheben, würde zu sofortiger Verflüssigung und damit zum Tod führen.«
»Ch-chuntha z-zieht K-kalkg-g-ruben v-vor.«
Beiden Geschöpfen lief es bei diesen Vorstellungen kalt über den Rücken.
»Los, Deek, alter Kumpel. Es ist besser, wenn wir so schnell wie möglich weiterfahren. Je eher wir diese Angelegenheit hinter uns bringen, desto besser.«
»J-ja, Einauge. M-man m-muß s-sich d-der R-realit-tät st-stellen.«
»Leider ja. Los! Ich helfe dir ins Boot.«
»D-du b-bist z-zu f-freundlich.«
Nachdem Deek an Bord war, stieß Wikkell das Boot vom Ufer ab und sprang hinein. Dann legte er sich wieder mächtig ins Ruder. Inzwischen konnte er schon richtig gut damit umgehen. Vielleicht bestand doch noch die Möglichkeit, daß er und Deek aus diesem Abenteuer mit heiler Haut herauskämen. Schließlich waren es zumindest drei Menschen, und aufgrund des Debakels in der Fledermaushöhle hielt er es für wahrscheinlich, daß noch mehr in den Höhlen herumliefen. Wenn er mit mehreren Exemplaren zu Rey zurückkehrte, mußte doch niemand erfahren, daß auch Deek ein paar seiner Hexe brachte.
Laut der mündlichen Überlieferung über diese Höhlen hatte es vor vielen Hunderten von Jahren eine Zeit gegeben, in welcher Zyklopen und Würmer einträchtig miteinander gelebt hatten. Die Pflanzen hatten die um vieles dümmeren Weißen und Fledermäuse gefressen, und das Leben war sehr viel angenehmer als unter der Herrschaft von Zauberer oder Hexe gewesen. Wikkell verstand jetzt, wie es so hatte sein können: Dieser Deek war doch im Grunde ein netter Bursche und auf alle Fälle ein angenehmerer Reisegefährte als eine dieser hochmütigen Fledermäuse oder ewig schnatternden Weißen, diesen Schwachköpfen. Er fühlte sich in seiner Gesellschaft um Welten wohler als in der des menschlichen Zauberers mit den gefährlichen Zaubersprüchen, der jederzeit bereit war, die Todesstrafe zu verhängen. Zumindest hielt Deek die Zyklopen für denkende Wesen, auch wenn sie Feinde waren, was Rey niemals eingefallen wäre. Vielleicht gab es doch die Möglichkeit, den Wurm nicht mit einem Felsbrocken zu erschlagen. Wikkell wollte darüber nachdenken und bei passender Gelegenheit das Thema mit Deek besprechen.
Allerdings waren alle diese Überlegungen gegenstandslos, wenn es ihnen nicht gelang, die Menschen zu fangen – und zwar sehr bald.
Wikkell legte sich ins Ruder und dachte über die unangenehme Alternative nach, welche drohte, wenn sie versagten.
Der Harskeel konnte sich nicht erinnern, daß er oder irgend jemand sonst auf so alberne Art und Weise gereist wäre. Er saß mit seinen Männern auf den nassen Planken ihres ›Boots‹, welches auf dem unterirdischen Wasserweg von mindestens vierzig bluttrinkenden Fledermäusen dahingeschleppt wurde. Wie hätte er gelacht, wenn er dies vom Ufer aus gesehen hätte. Das mußte wirklich ein selten komischer Anblick sein.
Allerdings war es überhaupt nicht komisch, sich mit einem mächtigen Zauberer und einer ebenso mächtigen Hexe um die Beute zu streiten. Der Harskeel hatte einen gesunden Respekt vor der Magie, den er sich auf die harte Art und Weise erworben hatte. Als einziges blieb ihm die Hoffnung, den Preis als erster in die Hände zu bekommen und weit weg zu sein, wenn ein größerer Hund kam, um ihm den Knochen wieder abzunehmen. Die Fledermäuse mit den von Blut gefüllten Bäuchen hatten ihm alles über den Zauberer, die Hexe und ihre dienstbaren Geister, die Zyklopen und Riesenwürmer, erzählt. Dieses Unternehmen wurde mit jedem Augenblick gefährlicher.
Allerdings verfügte der Harskeel auch über einige Hilfsmittel. Seine noch verbliebenen Männer waren zwar nicht die Auslese an Kriegern, würden aber gut kämpfen, um die eigene Haut zu retten. Außerdem kannte er noch einige kleinere Zauberformeln. Auch wenn er als Magier kein großes Licht war, konnte er mit Hilfe des Überraschungsmoments zum rechten Zeitpunkt dem Kampf eine für ihn günstige Wendung geben. Ein grelles Licht hier, ein dicker Nebel dort konnten den Ausgang des Kampfs
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