Conan-Saga 43 - Conan der Landsknecht
Junge verkroch sich in eine Ecke und schwieg.
»Los, rede!«
Er sagte nichts.
Thayla überlegte kurz: Ich an seiner Stelle würde auch nichts sagen, wenn ich wüßte, daß ich bald im Kochtopf meiner Häscher landen würde. Bestimmt nicht!
»Na schön. Rede, und ich schenke dir die Freiheit.«
Hinter ihr stieß Rayk einen Fluch aus und lief herbei. »Warte, Thayla!«
Sie winkte ungeduldig ab. »Schweig, mein Gemahl!«
Der Junge schaute den König an, dann wieder Thayla. »Ist das auch wahr? Wenn ich es euch sage, laßt ihr mich gehen?«
»Ich schwöre es beim Grab meiner Mutter«, erklärte Thayla.
Der Junge runzelte die Stirn und dachte nach. Dann sagte er: »Sie haben den heiligen Samen gestohlen. Ich habe gesehen, wie einer ihn mitgenommen hat. Ich wollte sie verfolgen; aber sie haben mich erwischt.«
Thayla starrte den Jungen an. Den Samen? Er mußte den Talisman des Waldes meinen. Wie konnten die Fischmänner etwas durchführen, was den Pili so lange nicht gelungen war? »Beim Großen Drachen! Ist das wahr?«
»Ja, Herrin.«
Thayla funkelte Stal wütend an. »Du Narr! Du hast die Fischmänner ungehindert weiterziehen lassen, obwohl sie den größten Schatz der Welt dabei hatten!«
»Thayla ...«, begann Rayk.
Die Königin blickte ihn eisig an. Sie sagte jedoch nichts.
Rayk brauchte ihren Rat nicht. Er brüllte Stal an: »Sammle alle deine Truppen! Wir müssen zahlenmäßig viel stärker als der Feind sein. Ich werde sie persönlich gegen die Fischmänner führen. Wenn wir Glück haben, erwischen wir sie, ehe sie den großen See erreichen.« Stal lief sofort los. Der König schaute Thayla an.
»Du mußt sie erwischen«, sagte Thayla. »Wenn der Magier des Sees den Talisman in die Finger bekommt, ist er für uns mit Sicherheit verloren.«
»Herrin!« rief der Junge vom Käfig her. »Habt Ihr Euer Versprechen vergessen, mich freizulassen?«
Thayla würdigte ihn nicht eines Blickes, als sie antwortete: »Sei nicht töricht, Junge. Du bleibst hier.«
»Ihr habt einen Eid geschworen!«
»Ich habe gelogen. Regle das mit deinem Gott, wenn du ihn in vier Tagen siehst.«
Kleg hatte mit einem ruhigen Rückmarsch gerechnet; aber er hatte etwas nicht berücksichtigt, was kein Selkie je voraussehen konnte: das Wetter!
Sie hatten die Wüste vor kurzem verlassen und waren bereits im Vorgebirge, da braute sich ein Sturm zusammen. Kleg spürte die Feuchtigkeit in der Luft. Einerseits war sie ihm willkommen; aber ein Unwetter konnte sie aufhalten, falls es sich über ihnen entlud.
Schwarze Wolken mit purpurroten Säumen türmten sich auf. Blitze zuckten im Herzen des Unwetters. Die Trommeln der Götter hallten über die Selkies dahin. Windböen kündigten die graue Regenwand an. Dicke Tropfen fielen auf die staubige Erde. Als die geballte Kraft des Unwetters um sie herum tobte, war die Welt plötzlich finster geworden. Man sah kaum eine Handbreit weit. Die blöden Packtiere blieben störrisch stehen und weigerten sich, weiterzugehen, selbst als die Selkies sie mit Speerspitzen antrieben.
Kleg grinste dem Sturm ins Gesicht. Wenn man ihm nicht entkommen kann, muß man eben das Beste daraus machen, dachte er. Jetzt rauschte der Regen so heftig herab, daß Kleg am liebsten die Gestalt gewechselt hätte, um sich als Fisch in den tiefer werdenden Pfützen zu vergnügen. Natürlich tat er es nicht; aber der Gedanke war sehr verlockend.
Sie befanden sich so hoch, daß keine Gefahr bestand, von einer Flutwelle fortgespült zu werden. Allerdings hatten sich die kleinen Bäche, die sie beim Hinweg überquert hatten, in reißende Flüsse verwandelt. Für einen Selkie war ein Fluß kein Hindernis, und wenn die Packtiere sich zu schwimmen weigerten, würden sie für ihre Reiter als Abendessen dienen, nachdem diese die Gestalt gewechselt hatten. Das geschähe den elenden Biestern recht und wäre es wert, den Rest des Wegs zu Fuß zu gehen, befand Kleg. Er der Schöpfer zählte diese Tiere nicht nach, und ihr Schicksal wäre ihm gleichgültig, sobald er den Talisman in Händen hielt, der jetzt noch in Klegs Beutel steckte.
Kleg lächelte und genoß den Regen.
Die Baumleute hatten zwei Dutzend Bewaffnete dabei, Frauen und Männer ungefähr zu gleicher Hälfte. Außerdem hatten sie seltsame Spürtiere, die wie große gefleckte Katzen aussahen. Conan hatte solche Tiere noch nie gesehen. Sie hielten die Katzen an der Leine, die aus einem guten Dutzend dicker Lederstreifen bestand. Jeder Katzenführer hielt zwei oder
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