Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
kleine Mann werfen kann!«
»Und dennoch seid ihr Kinder«, sagte Conan.
Das Mädchen trat einen Schritt vom Käfig weg, blieb aber noch einmal stehen und sagte leise: »Danke, kleiner Mann.«
»Ich heiße Conan.«
»Dann – danke, Conan.«
Nachdem die beiden die Hütte verlassen hatten, widmete sich der Cimmerier wieder der Käfigstange, die er bearbeitet hatte. Es kam ihm so vor, als sei der Knochen nicht mehr so starr verankert wie vorher. Da er nicht wußte, wieviel Zeit ihm blieb und er im Augenblick auch nichts anderes tun konnte, mühte er sich weiter, die Stange zu lockern. Er hatte nicht die Absicht, untätig und hilflos auf den Tod zu warten.
Conan packte die Stange, zog daran, ließ locker und stemmte sich mit aller Kraft dagegen. Offenbar beabsichtigte Raseri nicht, ihm etwas zu essen oder zu trinken zu geben. Zweifellos wollte er feststellen, wie lange der Cimmerier ohne Nahrung und Wasser am Leben blieb. Wenn er nicht bald eine Möglichkeit zur Flucht fand, würden Hunger und Durst ihn schwächen. Allerdings hatte Conan nicht vor, zu verhungern oder auszutrocknen. Ein Mann konnte sich auf vielerlei Art am Leben halten, solange er mit den Zähnen an den eigenen Körper kam, auch in einem Käfig.
Conan hoffte allerdings, daß es nicht so weit kommen möge. Vielleicht brachte Raseri bald wieder die Folterknechte mit den Stäben herein. Dann konnte er aufrecht im Kampf dem Tod begegnen, wie es einem Krieger geziemte.
Die Nacht war voller Geräusche. Fledermäuse fiepten. Frösche quakten. Raubkatzen fauchten in der Ferne. Insekten schwirrten in der schwülen Dunkelheit dicht umher. In den brackigen Wasserstellen herrschte ebenfalls ständig geschäftiges Treiben aller möglichen kleinen Tiere. Schlaflos lagen die sechs in ihrem Versteck in der Nähe des Dorfs der Jatte.
Dake schlug wütend auf ein Insekt, daß ihn in den Hals gestochen hatte. Dieser verfluchte Sumpf! Hier gab es mehr kriechendes und fliegendes Ungeziefer als er sein ganzes Leben lang irgendwo gesehen hatte. Wenn sie nicht bald ein Opfer fanden, würden die Moskitos und andere Insektenschwärme ihnen den letzten Blutstropfen heraussaugen!
Bisher hatte sich noch keine Gelegenheit geboten, einen Riesen zu fangen. Keiner hatte das Dorf verlassen, jedenfalls hatten weder der Zauberer noch einer seiner Gefährten einen gesehen.
Dake überlegte mehrere Möglichkeiten. Ein Vorrücken in der Nacht war einerseits gut, weil man sie nicht so leicht sah, andererseits aber auch riskant, weil er die Gefahren in diesem unbekannten Gelände nicht kannte und daher leicht in eine Falle laufen konnte. Außerdem war es wahrscheinlicher, daß irgendein Arbeiter am Morgen ganz allein das Dorf verlassen würde.
Wieder versuchte ein Plagegeist Dake etwas Blut abzuzapfen. Diesmal auf der bloßen Hand. Wütend zermalmte der Zauberer das Insekt.
Die ekligen, lästigen Insektenschwärme brachten schließlich die Entscheidung. Dake beschloß, ins Dorf zu gehen. Er hatte nirgendwo Wachposten gesehen. Offensichtlich fühlten sich die Dorfbewohner in ihren Hütten sicher. Mit Hilfe der tierischen Instinkte von Penz und Tro müßten sie trotz der Dunkelheit einen sicheren Pfad ins Dorf finden. Dann brauchten sie nur schnell einen der schlafenden Riesen zu überwältigen und fortzulaufen. Bei Morgenanbruch konnte er mit seiner Bande schon weit vom Dorf entfernt sein.
Dake winkte den anderen, näher zu kommen, damit er ihnen seinen Plan erläutern konnte.
Es war stockdunkel im Gefängnis, als Conan wieder mit aller Kraft an einem Knochen zog. Da hörte er ein leises Knacken. Der Knochen bewegte sich, zwar nur um Haaresbreite, aber immerhin! Der Cimmerier lächelte triumphierend. Da er nichts sah, tastete er die Verbindungsstelle ab, wo der grüne Klebstoff alles zusammenhielt. Aha! Das Klebemittel war zwar hart wie Felsgestein, aber auch spröde. Das ständige Biegen des Knochens hatte einige ganz feine Risse herbeigeführt.
Risse! Hauchdünn, aber sie waren vorhanden!
Conan verdoppelte seine Anstrengungen. Jetzt hörte er, wie etwas splitterte. Krümel der harten Masse lösten sich. Er sah sie nicht, spürte sie aber an den Händen und Handgelenken. Jetzt hatte der Knochen mehr Spiel und knirschte bei jeder Bewegung. Der Cimmerier jubilierte innerlich. Ja, er würde es schaffen.
Ganz plötzlich gab der Knochen nach und löste sich an einem Ende aus der Verankerung.
Conan lachte kurz auf und preßte das freie Ende des Knochens mit aller Kraft nach
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