Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
provisorische Schutzhütte am Waldrand zu errichten. Dabei vermied er die hohen Bäume und wählte mit Bedacht eine mittelgroße Buche. Er wußte, daß die Götter zuweilen ihre Blitze auf die höchsten Punkte schleuderten – vielleicht um die Menschen damit Demut zu lehren. Der Führer der Jatte hatte keine Lust, geröstet zu werden. Er hatte gesehen, wie der Blitz einen Freund erwischt hatte. Das war kein schöner Anblick gewesen, wirklich nicht.
Nach wenigen Minuten hatte der Führer der Jatte die Äste gegen den Stamm gelehnt und dünne Zweige hindurchgeflochten. Dieses Schutzdach hielt zwar schwere Regengüsse nicht ab, war aber besser als nichts. Lieber etwas feucht unter einem Dach als bis auf die Knochen naß, zumal die Nacht empfindlich kühl war.
Raseri kroch auf allen vieren in die Schutzbehausung, als die ersten Tropfen fielen. Blitze flammten auf, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. Aber die Götter hatten beschlossen, ihn zu verschonen. Ganz in der Nähe schlug der Blitz in einen Baum. Der scharfe Geruch von brennendem Harz stieg dem Riesen in die Nase. Dann wusch der jetzt dicht fallende Regen den Geruch hinweg.
Raseri schätzte sich glücklich, die Nacht nicht ganz ohne Schutz vor dem Unwetter verbringen zu müssen.
Die Männer von Elika drängten sich fast vollzählig um Dakes Wagen, um den Kampf zu sehen. Das drohende Gewitter trug dazu bei, die erwartungsvolle Stimmung noch zu steigern. Auch Conan blickte zum Himmel. Windböen, Blitze und Donner kündeten das Unwetter an. Allerdings waren die Gedanken des Cimmeriers mehr bei dem Gegner als beim Wetter. Genau beobachtete er den Mann, der ihm gegenüber unruhig von einem Bein aufs andere trat. Der Schein der Fackeln warf flackernde Schatten; aber auch diese boten keinen Vorteil für Deri, den Herausforderer.
Der Cimmerier hatte schon mit vielen Männern gekämpft. Er hatte die rabenschwarze Mähne mit einem Lederband zurückgebunden, damit Deri sie nicht so leicht packen konnte. Der Bursche war groß und kräftig, wirkte jedoch etwas langsam. Doch darauf verließ sich Conan nicht. Er hatte erlebt, daß derartige Riesen sich viel schneller bewegten, als man auf den ersten Blick vermutet hätte.
Deri täuschte einen Angriff auf Conans rechtes Handgelenk vor, trat aber kraftvoll in Richtung des Kopfs des Cimmeriers.
Conan duckte sich, sprang auf und warf sich gegen Deris rechte Schulter.
Der Hüne geriet aus dem Gleichgewicht, rollte jedoch behende ab und war im nächsten Augenblick wieder auf den Beinen.
Der Mann war schneller, als er aussah! Außerdem verstand er sich aufs Abrollen. Conan fügte diese Erkenntnis seiner Erfahrung hinzu.
Deri grinste herausfordernd. »Ist das alles, was du kannst, Milchgesicht? Moskitos sind mir lästiger!«
Er redete gern. Manche Männer liebten es, beim Kämpfen Reden zu schwingen. Conan hob sich die Energie lieber für den Kampf auf, anstatt sie durch Worte zu verschwenden, es sei denn, daß er sich durch Sticheleien einen Vorteil verschaffen konnte. Manchmal versetzte ein Wort den Gegner so in Wut, daß er sich zu einer Dummheit hinreißen ließ.
»Ich habe mich nicht im Dreck gewälzt«, meinte er höhnisch.
Deri lachte, so daß man die Zahnlücke oben sah. »Man muß doch die Muskeln etwas lockern, stimmt's?«
Conan tänzelte im Halbkreis nach rechts. Der Schädel dieses Kerls war so dick, daß der Spott schon kräftiger sein mußte.
Deri verlagerte das Gewicht, als wolle er nach rechts kämpfen, sprang jedoch mit ausgestreckten Armen plötzlich geradeaus vor.
Wieder duckte sich der Cimmerier und ballte die Rechte zur Faust. Mit diesem Hammer zielte er auf Deris Stirn, schlug aber daneben. Mit der Handkante erwischte er den Gegner unter der rechten Schulter auf dem Rücken. Es war, als hätte er auf einen mit Leder bezogenen Baumstamm geschlagen.
Deri grunzte und rollte wieder ab. Diesmal sprang er langsamer auf die Beine.
»Meine Schwester schlägt härter als du!«
»Man muß doch die Muskeln lockern!«
Wieder grinste Deri. »Ich werde dir die Gliedmaßen vom Leib lockern, elender Barbar!«
Conan überlegte, daß Deri größer als er und wahrscheinlich gleichstark wie er war und daß es deshalb ratsamer wäre, nicht in die Umschlingung dieser Arme zu geraten. Statt dessen wollte er treten und schlagen.
Deri sprang auf ihn zu, um ihn zu packen.
Conan stellte sich rasch seitlich und versetzte dem Gegner einen Faustschlag. Dabei erwischte er Deri mit den Handknöcheln über dem linken
Weitere Kostenlose Bücher