Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
lächelte zufrieden.
»Wenn du sie vorführst, werden viele Menschen kommen.«
»Und sie sind noch besser, als sie aussehen, großer Kaufmann.« Dake gab sich Mühe, das Wort ›Kaufmann‹ möglichst wie ›Mylord‹ auszusprechen. »Sie haben die sechs Soldaten überwältigt, und das – ich muß es gestehen – mit wenig Mühe.«
»Ah, das klingt gut«, meinte Capeya. »Und du suchst jetzt einen Gönner?«
»Ja, so ist es.«
»Mein Wagen ist einigermaßen bequem ausgestattet, Freund Dake. Vielleicht möchtest du mit mir dort eine Probe eines nicht üblen Weins nehmen, den ich erst kürzlich erworben habe. Dort könnten wir uns unterhalten über Dinge, aus denen wir beide ... einen gewissen Vorteil ziehen könnten.«
Dakes Freude kannte keine Grenzen. Diese Karawane zu finden, war ein unerhörter Glücksfall. Shadizar lag noch einige Tage entfernt, aber er hatte schon einen Mäzen gefunden. Keinen Augenblick lang zweifelte er daran, daß er sich mit Capeya einigen würde.
Doch als er antwortete, machte er ein nichtssagendes Gesicht. »Aber gewiß doch. Ich würde mich freuen, Freund Capeya.« Innerlich grinste er wie ein Dorftrottel. Noch nie war er einem Kaufmann begegnet, der ihn über den Tisch gezogen hatte. Er hielt auch Capeya für keine Ausnahme dieser Regel.
Ja, Dake war sicher, er hatte die erste Stufe zu unermeßlichem Reichtum erklommen!
N EUNZEHN
Conan gefiel es überhaupt nicht, daß sich Dake mit dem Herrn der Karawane so gut verstand. Die beiden waren sich so ähnlich wie zwei Flöhe auf einer Kellerratte. Der Cimmerier spürte, wie sich eine Verbrüderung der beiden Schurken anbahnte. Das bedeutete ein neues Hindernis für eine Flucht. Zwar konnte er sich mit Leichtigkeit freie Bahn durch die Soldaten erkämpfen, falls es ihm gelang, sich von Dakes Bann zu lösen. Er hatte sein Schwert, und der letzte Auftritt der Schutztruppe der Karawane hatte ihn keineswegs beeindruckt. Für einen zusammengewürfelten Haufen Bergbanditen waren diese Soldaten vielleicht eine Bedrohung, nicht jedoch für den Cimmerier. Conan hatte auf den ersten Blick erkannt, daß es sich um Rabauken handelte, die durch ihr Auftreten Eindruck schinden wollten. Gewiß war es nicht ungefährlich, sich durch diese Schläger hindurchzukämpfen; aber davor hatte er keine Angst. Schließlich war er ein stolzer Cimmerier aus dem Norden und aus anderem Holz geschnitzt als gewöhnliche Bergbanditen. Er mußte ja auch nicht alle Soldaten überwältigen, nur zwei oder drei, die zwischen ihm und der Freiheit standen.
Doch für seine Gefährten – vor allem für die Kinder – wäre es nicht so leicht. Conan wollte aber unter keinen Umständen allein fliehen und sie als Dakes Gefangene zurücklassen. Trotz des anfänglichen Betrugs hatte Teyle sich als gute Freundin erwiesen, wenn sie seine Schmerzen linderte und ihm in der Nacht auch sonstigen Trost spendete. Conan hatte ihr längst verziehen, daß sie ihn ins Dorf ihres Vaters gelockt hatte. Sie hatte jetzt am eigenen Leib zu spüren bekommen, was es hieß, ein Sklave und gefangen zu sein. Er war nicht so engstirnig, einer reuigen Frau eine Wiedergutmachung zu verweigern. Teyle konnte aber nicht ohne die jüngeren Geschwister fliehen. Und wenn er schon drei mitnahm, konnte auch gleich der Rest mitkommen. Irgendwie war ihm die Gruppe inzwischen ans Herz gewachsen. Trotz ihres ungewöhnlichen Aussehens waren sie weit bessere Menschen als Dake und sein Lakai. Penz war urhäßlich, hatte jedoch ein gutes Herz. Kreg sah blendend aus, war aber verdorben bis ins Mark. Ja, man durfte sich nie durch das Aussehen täuschen lassen. Diese Lektion hatte der junge Cimmerier bereits gelernt.
Conan marschierte neben dem Wagen seines Herrn und Meisters. Die Tiere und Menschen vor ihm wirbelten dicke Staubwolken auf, die in Nase und Mund drangen und das Atmen erschwerten. Den Gefährten ging es nicht viel besser, mit Ausnahme von Teyle, da die Riesin so groß war, daß sie verhältnismäßig saubere Luft einatmen konnte. Conan hätte viel darum gegeben, wenn er in einer heißen Quelle hätte baden können. Aber dieser Wunsch war so erreichbar wie ein Palast voller Rubine.
Kreg lenkte den Wagen. Er machte ein finsteres Gesicht. Wahrscheinlich war er wütend, weil Dake ohne ihn mit dem Kaufmann fortgegangen war, um gepflegt zu speisen und Wein zu trinken. Gut so! dachte Conan. Jede Kleinigkeit, die Kreg erboste, hob Conans Wohlbefinden. Vielleicht würde der Lakai aus Wut seinen Herrn
Weitere Kostenlose Bücher