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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Geruch machte die Pferde für mehrere Schritte unruhig.
     
    Tief unter den Bergen empfing der Große Beobachter Bewußtsein. Man konnte aus vielen Gründen nicht von ›Erwachen‹ sprechen, vor allem da er keine Sinne hatte, wie Menschen diesen Begriff verstehen.
    Der Große Beobachter war unwissend gewesen und jetzt hatte er Wissen.
    Das Wissen, das ein Teil von ihm – weit weg und seit langem von ihm getrennt – ebenfalls Bewußtsein empfangen hatte. Dieses Teil hatte noch weiter hinausgegriffen und einen Pfad in die Himmelswelt geöffnet und zu den Nahrungsvorräten. Es hatte sogar einen Krümel der himmlischen Speise ergattert und verarbeitete diesen jetzt.
    Im Großen Beobachter war das Bewußtsein, daß sein isolierter Teil Nahrung aufnahm, jetzt ganz deutlich. Es wurde noch geschärft, weil er die Zufriedenheit nach dem Essen fühlte. Wenn man auf den Großen Beobachter menschliche Begriffe übertrug, konnte man sagen, daß er auf den isolierten Teil neidisch war.
    Dort, wo beim Großen Beobachter etwas wie Verstand arbeitete, formte sich ein Gedanke. Er würde hinausgreifen zum isolierten Teil und herausfinden, was genau geschehen war. Es würde für den Großen Beobachter so etwas wie ein Vergnügen sein, zu erfahren, daß vielleicht die Zeit der Nahrungsaufnahme unmittelbar bevorstand.
    Für den Großen Beobachter unterschieden sich ein Jahrhundert und eine Minute nicht so sehr. Dennoch erinnerte er sich, daß der Abstand zwischen den Fütterungen noch nie so groß gewesen war. Vielleicht trieb sich das noch irgendwo herum, was das Bewußtsein gebracht und dem isolierten Teil etwas zu essen verschafft hatte. Vielleicht würde es auch den Großen Beobachter und seine Gefährten erreichen.
    Dann würde es ein riesiges Fressen geben. Danach brauchte keiner mehr Hilfe aus der Himmelswelt, um Nahrung aufzuspüren und zu verzehren. Dann konnten sie sich überallhin bewegen und ganz nach Lust und Laune vermehren.
    Der Große Beobachter bebte vor Vergnügen. Das Beben pflanzte sich in den Felsen um ihn herum fort.
     
    Der feuchte Fels der Höhle unter Lord Skirons Füßen erzitterte. In weiter Ferne hörte er das Donnern einer Steinlawine. In der Nähe stob Sand zischend aus Spalten hervor. Ein Stalaktit brach und stürzte ein. Beinahe hätte er einen Wächter erschlagen. Der Mann war in letzter Sekunde beiseite gesprungen, stand jetzt mit gezücktem Schwert da und rollte mit den Augen, so daß man nur das Weiße sah.
    »Keine Angst! Bleibt ruhig!« sagte Skiron. »Das Gestein dieser Berge stand hier bereits, ehe Menschen auf der Erde lebten. Es gibt allerdings sehr viele unterirdische Quellen. Diese Quellen höhlen auch das härteste Gestein aus, so daß es manchmal einstürzt.«
    »Wenn es auf mich fällt, ist mir egal, warum es eingestürzt ist«, meinte jemand.
    Skiron fluchte leise und wünschte, Akimos hätte halb so viel Verstand und Mut wie seine Ahnen. Dann überließe er es nicht dem Zauberer, seine verängstigten Männer zu beruhigen. Schließlich hatte der Magier wichtigere Aufgaben.
    Skiron erinnerte sich nicht genau, was Akimos schließlich sagte. Er wußte nur, daß die Stimme des Kaufmannsprinzen so schrill wie die einer halb hysterischen Frau geklungen hatte, was die Gemüter der Soldaten nicht sonderlich beruhigte.
    Irgendwie fand Akimos doch noch die richtigen Worte. Er war schließlich kein Schwachkopf. Er hatte den Erfolg des Hauses Peram, in das er geboren worden war, nicht nur erhalten, sondern noch ausgebaut. Die Wächter machten sich bereitwillig ans Abladen und schleppten die Packen durch die langen windenden Gänge zu trockeneren Höhlen weiter oben.
    »Hier gibt es sogar eine Spalte, durch den der Rauch des Feuers abziehen kann«, bemerkte Akimos und zeigte auf die Felswand. »Jedenfalls den Rauch eines üblichen Feuers mit Holz. Ich habe jedoch keine Ahnung, ob sie für den Gestank deiner Magie groß genug ist.«
    »Ich erwarte nicht, daß derartige Zauber nötig sind, sobald wir uns hier – na ja, verschanzt haben.«
    Akimos runzelte die Stirn. Skiron merkte zu spät, daß ihn seine Stimme verraten hatte. Der Kaufmannsprinz musterte ihn lange und mißtrauisch.
    »Du brauchst keine Magie mehr? Oder wagst du nicht mehr, sie einzusetzen?«
    »Wovor sollte ich Angst haben?«
    »Du hast nie von den Beobachtern gehört? Und du willst ein Zauberer sein?«
    Skiron lachte. Zu spät dachte er daran, daß sein Lachen durch die Höhlen und Gänge des unterirdischen Labyrinths hallen würde.

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