Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
Meilen geschafft hätten. Aber keiner der beiden Männer vermochte die Entfernung genau zu berechnen, da sie auf allen Seiten von Bergen umgeben waren.
»Laß uns hier unser Nachtlager aufschlagen«, sagte Kailash und glitt müde aus dem Sattel.
»Nein, reiten wir lieber noch ein Stück weiter«, widersprach Conan. »Die Wolken haben sich verzogen. Der Mond scheint hell genug, um den Pfad zu erkennen.«
»Ja, den Pfad schon, aber was ist, wenn Lamici den Pfad verlassen hat?«
Conan runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, daß er das tut. Ein Pferd kann diese Berge nicht überwinden, wenn es nicht auf dem Pfad bleibt. Zu viele Bäume und Felsen. Für deine oder meine Sippe wäre das kein Problem, aber ich bezweifle, daß ein königlicher Eunuch so gut klettern kann. Ich schlage vor, wir reiten noch ein Stück weiter, damit der Schurke uns nicht entkommt.«
Kailash seufzte und blickte in den Sonnenuntergang. »Na schön, reite du voran!« sagte er endlich und bestieg sein Roß.
Die Männer aßen im Sattel von dem Proviant, den Malgoresh ihnen so großzügig und vorausschauend eingepackt hatte. Conan fand einen prallen Schlauch mit Ale in einer Satteltasche. Dankbar entkorkte er ihn und setzte ihn an die Lippen. Das Ale war nicht frisch, aber dennoch köstlich. Er reichte Kailash den Schlauch.
Der Kezanker nahm einen kräftigen Schluck und leckte sich die Lippen. »Wenn alles vorbei ist, müssen wir noch mal nach Innasfaln reiten, und unsere Schulden bei Malgoresh begleichen. Er braut ein vortreffliches Ale, aber noch besser sind seine Geschichten.«
Conan nickte. »Ich hatte keine Ahnung, daß auch Turanier in der brythunischen Armee dienen. Ist er Turanier oder Brythunier?«
»Beides«, erklärte Kailash und nahm noch einen Schluck Ale. »Aber überwiegend Turanier. Seine Großmutter war Brythunierin. Nemedier haben sie als Sklavin gefangen. Malgoreshs Großvater hat sie befreit. Seine Eltern haben ihn in Sultanapur am Vilayet-Meer aufgezogen. Er war noch ein Kind, als sie Turan verließen und nach Osten, nach Zamora, zogen. Dort lebt jetzt noch der Großteil seiner Familie – in einem kleinen Dorf, nördlich von Yezud. Vielleicht führt uns der Weg in die Nähe.«
»Nach Zamora?« fragte Conan interessiert. »Warst du schon mal dort?«
»Vor vielen Jahren«, antwortete Kailash. »Malgoresh und ich sind über diese Berge geritten, um seine Familie zu besuchen. Aber wir haben einen anderen Weg genommen, der weiter südlich hinüberführt. Aber wir sind nie so weit in den Süden gekommen, um Yezud zu besuchen, diese Stadt voller Wahnsinniger, die zum Spinnengott Zath beten. Kein Mensch, der bei klarem Verstand ist, ritte freiwillig zu diesen Fanatikern.«
»Ich war auf dem Weg nach Zamora und in Pirogia nur auf der Durchreise. Ich habe viel über Shadizar und Arenjun gehört, vor allem daß man dort schnell reich werden könnte. Über Yezud weiß ich nicht viel – abgesehen von Gerüchten.«
»Die schlimmsten Gerüchte sind wahr«, erklärte Kailash und schüttelte sich. »Ein Besuch in dieser verfluchten Stadt zum falschen Zeitpunkt hat schon oft die Lebensspanne vieler Männer erheblich verkürzt. Ich bete, daß die Spur uns nicht dorthin führt.«
»Bis jetzt sind wir – abgesehen von einer Biegung nach Süden – hauptsächlich nach Osten geritten«, bemerkte Conan. »Wir dürften bald kezankisches Gebiet erreichen, wenn wir nicht einen Kurs direkt nach Süden einschlagen.«
»Stimmt. Wir sind nicht mehr weit von meiner Heimat entfernt. Doch werden wir in den kezankischen Bergen auch nicht viel schneller vorwärtskommen. Es liegt viele Jahre zurück, seit ich zum letzten Mal hier war.« Kailash klang etwas wehmütig. Er schwieg eine Zeitlang und schien seinen Gedanken nachzuhängen. Als er wieder sprach, wechselte er das Thema. »Was würdest du in Zamora machen?« fragte er. »Du bist ein Mann des Schwertes und kein Dieb.«
»In einem Tag würde ich als Dieb so viel verdienen, wie ein Söldner in einem Jahr für harte Kämpfe erhält«, erklärte der Cimmerier ohne Scham. »Außerdem hast du selbst erlebt, wieviel Ärger ich in deiner Stadt bekommen habe. In Zamora herrscht Gesetzlosigkeit, und den Bewohnern ist es völlig gleichgültig, woher einer kommt. Die Gesetze und Gebräuche zivilisierter Länder sind für mich ein sinnloses Durcheinander. In Zamora schafft sich ein Mann seine eigenen Gesetze – mit der Klinge. Ich würde mir schon ein bequemes Leben verschaffen.«
Kailash schüttelte
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