Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor

Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor

Titel: Conan-Saga 49 - Conan am Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
Vom Netzwerk:
der Schnee liegt mannshoch. Man kann über die Flüsse laufen. Wenn man keine Unterkunft findet, bedeutet das den sicheren Tod.«
    Vuona blickte zum Himmel empor und machte ein Gesicht, als würde sie gleich weinen. Conan legte ihr leicht die Hand auf die Schulter.
    »Heute gibt es keinen Schnee – und in den nächsten Tagen auch nicht. Keine Angst.«
    »Wer hat Angst?« Sie lachte hochmütig, fügte dann aber sanft hinzu: »Ich hoffe, daß wir aus diesem Land heraus sind, ehe dieser Winter kommt!«
    »Weib, der Hoffnung sind wir alle«, erklärte Conan.
     
    Von vorn ertönten die heiseren Schreie, welche die Eulen zur Verständigung untereinander benutzten. Sie strichen an Scyras Sänfte vorbei und verhallten hinter ihr. Die Träger blieben stehen, und Scyra stieg aus. Dabei lehnte sie die helfenden Hände einiger Krieger ab.
    Möglich, daß es unhöflich war gegenüber den Männern, die es gut mit ihr meinten. Aber Scyra würde erst glauben, daß ein Pikte gute Absichten hegte, wenn die Sonne am Himmel stehen bleiben würde. Im tiefsten Inneren befürchtete sie auch, daß es sie am ganzen Leib jucken würde, wenn ein Pikte sie berührte.
    Seit sie die Höhle verlassen hatten, war sie nachts von Alpträumen gequält worden, in denen eine Horde Pikten sich mit ihrem Körper auf eine Art und Weise vergnügte, bei der sich selbst Stygier in Abscheu abgewendet hätten. Einmal war sie so schweißgebadet aufgewacht, daß sie schnell das Nachtgewand wechseln mußte, damit ihr Vater nicht auf den Gedanken kam, sie hätte Fieber, und er müsse sie mit Mitteln kurieren, durch die sie ihre Geheimnis hätte ausplaudern können.
    Scyra war sich bewußt, daß dieses Geheimnis sie quälte – immer nachts und manchmal auch tagsüber. Doch das hatte sie nicht davon abgehalten, das Wesen des Kristalls von Thraz zu ergründen und Conan mit ihren Gedanken zu erreichen, um ihm Ratschläge zu erteilen.
    Langsam gewann sie die Überzeugung, daß sie die Lüge zur Wahrheit machen könnte, wenn sie die Zeit hätte. Sie könnte den Kristall zwar nicht ausschließlich an Frauen, doch an sie selbst so eng binden, daß ihr Vater sich des Juwels nicht ohne das Risiko würde bedienen können, ihn zu zerstören. Und er würde dieses Risiko nicht eingehen, solange er nicht glaubte, sie würde ihn belügen. Bis jetzt war es undenkbar für Lysenius, daß die Tochter, die ihm alles war, was ihm nach dem Tod seiner Frau noch geblieben war, ihn und seine Pläne verraten könnte.
    Gerade dachte Scyra an die Pläne des Vaters, als Sutharo, einer der fünf höchsten Kriegshäuptlinge der Eulen, zu ihnen kam. Lysenius hatte ihn als in Frage kommenden piktischen Ehemann für Scyra am häufigsten genannt. Jetzt hatte die junge Frau das ungute Gefühl, als wüßte der Pikte das. Zugegeben, er behandelte sie ausgesprochen gut. Doch sie zweifelte, daß diese groteske Parodie von Höflichkeit länger als die Hochzeitszeremonie und über das Löschen der Fackeln hinaus anhalten würde. Doch im Augenblick war Sutharo so höflich zu ihr, wie ein Pikte einer Ausländerin gegenüber zu sein vermochte.
    Sutharo trug Leggings und einen Umhang aus Wolfsfell. Sein Lendenschurz war aus feinstem Rehleder und protzig mit bunten Muscheln und Knochenstücken bestickt. Er besaß einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen, deren Spitzen ebenso wie die des Speers aus Bronze bestanden und mit Reiherfedern verziert waren. In seinem Gürtel steckten ein Beil und ein Gunderman-Breitschwert, ein gut gepflegtes Beutestück von irgendeinem Schlachtfeld.
    Jetzt bemühte er sich, vor Scyra eine Art Verbeugung zu machen. »Ich hoffe, dir ist wohl, anmutige Dame«, sagte er. Wie beinahe alle reinblütigen Pikten, sprach er keine hyborische Sprache, aber die piktischen Häuptlinge verwendeten ähnliche Höflichkeitsformen in der Anrede, wenn sie mit ihren Schamanen sprachen. Wenn Scyra an die Lage der gewöhnlichen piktischen Frauen dachte, war ihr klar, daß der Häuptling sich so benahm, als wäre er ein Hyborer, der vor ihr auf den Knien lag.
    »Es geht mir gut. Die Reise ist nicht beschwerlich, und die Hoffnung auf den Sieg am Ende stärkt den Geist eines jeden Kriegers.« Sie sprach ebenso gestelzt wie Sutharo. Gerade noch rechtzeitig war ihr eingefallen, daß die Pikten keine weibliche Form für ›Krieger‹ hatten.
    »Ja. Möge es auch deine Wertschätzung erhöhen für den, welcher die Krieger in den Sieg führt.« Wenigstens gab es ein piktisches Wort für ›Achtung‹,

Weitere Kostenlose Bücher