Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
Gärten den Hügel hinabwand. An der ersten Biegung holte ein Leibwächter einen Schlüssel hervor und öffnete eine unauffällige Tür in einer Mauer.
Dahinter stand ein Springbrunnen inmitten üppiger Pflanzen, umrahmt von Marmorbänken und Mosaiktischen. Vergoldete Terrassentüren führten in ein großes Speisezimmer, das überaus prächtig mit Kunstwerken aus fernen Ländern ausgestattet war. Doch dieser Saal war lediglich eine Ecke des Palastes, der vier Stockwerke hoch aufragte. Die vergoldeten Stäbe vor den Fenstern waren Conans Schätzung nach wertvoller als zahlreiche Schatzkammern reicher Adliger.
Udolphus führte seine Gäste in ein Wohngemach im Innern, das weniger steif, doch nicht weniger prächtig ausgestattet war. Er bat sie, auf den Samtkissen eines Podiums Platz zu nehmen. Die Tigerin Qwamba zog es vor, sich auf ein Zebrafell vor den Alabasterkamin zu legen. Udolphus ließ sich von einem Leibwächter den schmutzigen Umhang abnehmen.
»So, endlich kann ich mich entspannen und ich selbst sein.« Udolphus holte unter der Tunika ein Polster hervor, und plötzlich war er rank und schlank. Dann trat er zum Spiegel, nahm den struppigen Bart und die Perücke ab, die seine Züge verfremdet hatten, und legte alles auf einen Tisch. Als er sich seinen Gästen zuwandte, sahen diese in sein eckiges corinthisches Gesicht, umrahmt von blonden Locken. Es war kein anderer als der Corinthier Commodorus, der weithin berühmte Tyrann Luxurs.
Die Tigerin spürte wohl die Unruhe ihrer Herrin. Sie hob den nachtschwarzen Kopf und knurrte leise. Nach wenigen ungemütlichen Sekunden ergriff Conan das Wort.
»Verstehe ich das richtig? Ihr geht verkleidet in die übelsten Spelunken Eures Königreichs, unterhaltet Euch mit Fremden der untersten Schicht und den Armen und Machtlosen und predigt Aufruhr gegen Euch?«
Commodorus lächelte entwaffnend. »Gibt es eine bessere Methode, um herauszufinden, wie es tatsächlich um Luxur bestellt ist, anstatt sich die verdrehten Schilderungen von Tempelspionen, ehrgeizigen Höflingen und Speichelleckern anzuhören?«
»Aber habt Ihr nicht Angst, daß andere sich Eure Unzufriedenheit zu Herzen nehmen und eine Bewegung ins Leben rufen, um Eure Herrschaft zu untergraben?« fragte Sathilda. »Oder spürt Ihr diese Menschen auf und laßt sie von Eurer Wache ins Gefängnis werfen?«
»Teuerste, das spielt keine Rolle«, erklärte der Tyrann und trat hinter einen Wandschirm, um sich umzuziehen. In knielanger Toga erschien er wieder, die seine athletische Gestalt richtig zur Geltung brachte. »Du glaubst doch nicht, daß ein paar hingeworfene Bemerkungen in irgendeiner Schenke meine Herrschaft bedrohen könnten. Ich verfüge über die Quellen der Macht: die Liebe meines Volkes, wichtige Bündnisse und Reichtümer, von denen ein Fremder nicht einmal zu träumen vermag.« Er lachte und zeigte seine starken weißen Zähne. »Doch kommt jetzt. Ich habe euch dreien ein Frühstück versprochen. Für gewöhnlich nehme ich mein Morgenmahl draußen im Pavillon ein.«
Er schickte die Leibwächter fort und gab einem Diener mit Turban, der in der Tür erschien, seine Anweisungen. Dann führte er Conan und Sathilda durch die Villa. Sie gingen durch eine große Galerie, dann eine Wendeltreppe hinauf, vorbei an offenen Türen, durch die man die Prachträume sah. Oben auf dem Palast schritten sie unter einem Sonnendach aus Kristall hindurch, dessen eingefärbte Scheiben in glänzendes Silber gefaßt waren. Die Terrasse war teilweise überdacht. Üppige Weinranken spendeten Schatten, Diwane mit Seidenkissen und Sessel standen bereit. Eine Tafel, überladen mit Obst, exotischem Käse, Würzfleisch und erlesenem Gebäck wartete auf sie. Commodorus lud sie ein, Platz zu nehmen. Von hier oben hatten sie einen herrlichen Blick über das Stadion. Ganz Luxur lag zu ihren Füßen. Qwamba legte sich zufrieden auf die Mosaikfliesen, knackte rohe Eier und leckte sie genüßlich auf.
»Da liegt mein Reich.« Commodorus lehnte sich gegen die kunstvoll aus Stein gehauene Balustrade und zeigte auf die hügelige Stadt innerhalb der festen Mauern. Sie leuchtete in der Sonne. »Und hier, neben uns, ist sein Zentrum.« Mit stolzer Geste lenkte er die Aufmerksamkeit seiner Gäste auf die hohe Mauer der Schmalseite des Circus Imperius, die so nahe war, daß man hätte hinüberspucken können. »Für viele ist es nicht sichtbar, daß das der Angelpunkt meiner Macht ist. Durch den Bau und die ständige Verbesserung am Circus
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