Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Karawanen brauchen ungemein viel Wasser und Proviant. Alles in allem ist die längere Route, welche sich am Rand der Wüste hält, sicherer. Vielleicht dauert das doppelt so lange, und man zahlt den örtlichen Stammesführern Zoll, aber die Aussicht, lebend anzukommen, ist erheblich besser.«
»Vielleicht hast du recht«, sagte Conan, behielt jedoch seine Gedanken für sich. »Ich werde mit meinen Dienstherren darüber sprechen.«
»Das wäre klug«, meinte Vladig.
Sie leerten die Karaffe und sprachen über die Besonderheiten des Lebens in der Wüste. Dann trennten sie sich. Der Cimmerier fragte sich, warum der Mann so hilfsbereit gewesen war. Es war nicht ungewöhnlich, daß Reisende derartige Nachrichten austauschten, aber der Mann hatte bemerkenswert wenig nach Conans Herkunft gefragt, auch nicht nach seinen bisherigen Reisen oder den Ländern, welche er durchquert hatte, um Zardas zu erreichen. Und das kam dem Cimmerier in der Tat seltsam vor.
Vladig ging durch Zardas' enge Gassen. Es wurde bereits dunkel. Schließlich erreichte er eine hohe Mauer. Er holte einen Schlüssel aus dem Beutel am Gürtel und schloß das schwere Tor auf. Er betrat den Innenhof, wo auf Steinplatten Tröge mit duftenden Büschen standen. Hinter dem Hof erhob sich eine prächtige Villa mit weißgekalkten Wänden. Er stieg die Außentreppe zum Dach hinauf. Wie bei den meisten Villen der Vornehmen in diesem Stadtteil lagen die obersten Gemächer inmitten eines Dachgartens. Er schritt durch den Laubengang und klopfte an die Tür.
»Herein.« Die Stimme war tief und wohlklingend. Vladig trat ein. Er verneigte sich tief und berührte mit den Fingerspitzen die Brust.
»Ich habe deinen Wunsch ausgeführt, Meister.«
Der Mann, den er so angesprochen hatte, saß hinter einem Tisch, auf dem sich dicke Folianten und seltsame Instrumente befanden. Direkt vor ihm lagen Kristalle. Einige waren rund, andere länglich, wieder andere so spitz wie Nadeln. Der Mann war sehr groß und hager mit finsteren Zügen, einem grauen Spitzbart und einem darüber hängenden Schnurrbart. Sein Gewand war tief purpurfarben, ebenso der Turban.
»Nun, berichte!« verlangte der Mann im Purpurgewand. Dabei sah man seine kleinen spitzen Zähne. Seine Hände lagen auf dem Tisch. Die Finger waren unnatürlich lang. Von Zeit zu Zeit krümmten sich die Finger, als hätten sie einen eigenen Willen, und beschrieben komplizierte Muster mit den Fingerspitzen.
»Ich habe mit einem ihrer Wächter gesprochen, einem Hünen aus dem Norden mit rabenschwarzer Mähne. Ich hatte mir die Karawane angesehen, ehe ich mit dem Mann sprach. Ein seltsam bunter Haufen. Hyrkanische Bogenschützen, ein Zwerg, der Nordländer, sogar mehrere bewaffnete Frauen.«
»Frauen?« wiederholte der Mann am Tisch.
»Ja, vier. Drei sind wilde Geschöpfe, halb Tier, halb Mensch. Ein blondes Riesenweib führt sie an, die gefährlicher als so mancher Bandit aussieht, den ich getroffen habe.«
Der Mann in Purpur starrte nachdenklich auf die Kristalle. Gleich darauf begannen diese violett zu schimmern. »Die Zwillinge haben eine besondere Begabung, kuriose Figuren um sich zu scharen.« Seine Finger vollführten noch kompliziertere Muster. Dann setzten sich die Kristalle in Bewegung.
Vladig fiel es schwer, die Hände seines Meisters zu betrachten. In Ruhestellung besaßen die Finger die richtige Zahl an Gelenken, doch wenn sie sich bewegten, glichen sie knochenlosen Tentakeln. Auch hatte er den Eindruck, daß es weit mehr als zehn waren, wenn sie sich schnell bewegten. Sie schlängelten sich so geschwind, daß man sie unmöglich zählen konnte.
»Der Wächter bestätigt deine Annahme, daß sie tief in die Wüste reiten wollen. Er behauptet, nicht zu wissen, was sie dort wollen, doch das nehme ich ihm nicht ab. Angeblich ist er nur ein schlichter Wächter, aber sein Benehmen ist das eines Anführers. Er spielt nur den einfachen Mann. Folglich wagte ich es nicht, ihn noch mehr auszuhorchen. Er war ohnehin ziemlich mißtrauisch.«
»Hast du ihn auf eine falsche Fährte gelockt?«
»Das war nicht nötig. Es genügte die Wahrheit. Wie jeder erfahrene Wüstenreisende erkundigte er sich nach Wasser, Gras und räuberischen Stämmen. Ich habe die Gefahren der Räuber auf der leichteren Route etwas übertrieben. Allerdings ist ihre Karawane so klein, daß sie durchaus gefährdet ist. In Wahrheit haben sie keine große Wahl. Wenn sie zu dem Ort wollen, wie du annimmst, müssen sie den direkte Weg nehmen. Und
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