Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
bezweifelte Conan stark. Um Mensch sein, gehörte mehr dazu, als nur wie einer auszusehen. War das Blut einmal so völlig verseucht, würde es nie wieder rein menschlich werden. Seiner Meinung nach hatten es diese Leute lediglich geschafft, wie Menschen auszusehen.
»Wieder einmal mußten wir für unsere Großtaten einen teuren Preis entrichten«, fuhr sie fort. »Von Anfang an war unsere Reserve an Menschenblut sehr klein. Aus übernatürlichen und auch alchimistischen Gründen kommt es zu unerwünschten Folgen, wenn man von einer so kleinen Grundlage ausgehen muß.«
»Viele Worte, um auszudrücken, daß Inzucht Entartung hervorbringt«, warf Conan ein.
»Du vereinfachst das zu sehr«, tadelte sie ihn. »Wir züchten hier keine Tiere. Es geht um den Fortbestand von Menschen. Auf alle Fälle haben wir es so gehalten, daß wir außergewöhnliche Menschen, die zu uns gekommen sind, in unsere Blutlinien einbezogen haben. Doch so wie die Wüste nun einmal ist, geschieht das nicht oft.«
»Warum macht ihr euch nicht auf und sucht frisches Blut?« wollte er wissen.
»Du vergißt, daß wir die Strahlen der verfluchten Sonne nicht ertragen können. Nein, wir bleiben hier, und zur Zucht geeignete Exemplare müssen zu uns kommen. Vor langer Zeit haben wir bereits die Möglichkeiten der Wüstennomaden ausgeschöpft. Eine Zeitlang lieferte uns ein Nomadenstamm hervorragende Gefangene, doch die Wüste wurde zu groß. Letztendlich konnten sie nicht mehr genügend Wasser beschaffen, um sich und die Gefangenen auf dem langen Weg am Leben zu halten. Das waren die letzten Menschen dort draußen, welche die genaue Lage Janagars kannten.«
Conan vermutete, daß dieser Stamm die Wadims waren, von denen der alte Mann ihm erzählt hatte. Ihre Geschichte hatte so seltsam und verworren geklungen, daß sie nur noch eine schwache Erinnerung an eine graue Vorzeit sein konnte, als ihr Stamm jung, die Wüste kleiner und weniger bedrohlich gewesen war.
»Aber mit Hilfe des Flusses habt ihr doch Verbindung zur Außenwelt.« Er sprach sehr langsam und überdeutlich, wie ein Mann an der Schwelle zum Betrunkensein. Schnell goß er sich noch ein Glas Wein ein. »Mich kannst du nicht übertölpeln. Diese Früchte« – schwungvoll deutete er auf das Tablett und hätte fast die Karaffe umgestoßen – »sind von draußen. Und ich habe hier unten ein paar Sachen gesehen, die eindeutig stygisch sind.«
»Wir haben mit einem kleinen Stamm der Flußbewohner Verbindung«, erklärte sie. »Sie leben nahe der Stelle, wo unser Fluß wieder in der Welt der verfluchten Sonne auftaucht. Aber diese Flußmenschen sind klein und nicht gut gebaut, daher bedeuten sie uns nichts. Leider sind sie zu schwach, um für uns geeignete Gefangene zu machen. Sie bewahren Stillschweigen über unser Vorhandensein, damit kein anderer Stamm sie auslöscht, um selbst Handel mit uns zu treiben.«
Conan nickte. »Jetzt verstehe ich, warum ihr euch gern mit uns paaren möchtet«, sagte er mit betont schleppender Stimme. Dann warf er sich in Pose. »In mir fließt das reine Blut Cimmeriens, der Heimat der größten Krieger der Welt. Achilea ist ein Prachtweib und stärker als die meisten Männer. Ihre drei Frauen sind auch nicht zu verachten und besser als alle, die ihr hier unten habt.« Er dachte nach, als wäre er nicht sicher, was er gesagt hatte. »Du natürlich ausgenommen«, fügte er hinzu.
Omia schüttelte den Kopf und lachte. »Du Barbar! Glaubst du wirklich, daß wir wegen deiner Kraft und deines Aussehens unser Blut mit deinem mischen wollen?«
»Ach, nicht?« fragte er, tatsächlich verblüfft.
»Nein, keineswegs. Wir verloren unser Imperium und waren gezwungen, die Nichtmenschen bei uns durch Zucht auszumerzen. Außerdem verloren wir die Fähigkeiten, Magie auszuüben. Wir besitzen viel Wissen, aber keine Möglichkeit, es zu benutzen. Es ist, als säßen wir auf einer riesigen Goldmine, hätten jedoch keine Spitzhacken oder Schaufeln, um sie auszubeuten.«
Wieder lächelte sie. Es war ein eigenartiges Lächeln. Der Cimmerier sah deutlich das Nichtmenschliche darin. »Mit deinem sauberen barbarischen Blut, dem Blut einer jüngeren Rasse, könnten wir unsere Macht und auch die Zauberkraft unserer Vorfahren wiedererlangen. Dann kann Janagar wieder ihren rechtmäßigen Platz als Königin der Welt einnehmen.«
Von allen Gründen, sich mit ihm zu paaren, behagte dieser Conan am wenigsten. »Du willst dich also mit mir paaren?« fragte er.
»Ja«, antwortete sie.
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