Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
der Suche nach dem Palast des Cetriss und seinen Träumen verlassen hatte, hatte er sich größte Mühe gegeben, die besten und teuersten Söldner einzustellen, die er finden konnte. Sein Reichtum und die dicken rötlichen Blätter der vendhyschen Kakaopflanze hatten bei den Männern einen hohen Grad an Ergebenheit gefördert.
Lächelnd ging Ethram-Fal zwischen den Pritschen hindurch. Die Magier des Schwarzen Rings hatten ihn ausgelacht, weil er sich dem Zauber von Pflanzen verschrieben hatte. Welche Anmaßung! Mit einem piktischen Druiden hatten sie ihn verglichen, als hätte er mit diesen schwächlichen Baumanbetern irgend etwas gemeinsam. Diese unwissenden Wilden hatten Angst, das empfindliche Gleichgewicht der Natur zu stören, ganz zu schweigen, es nach ihrem Willen zu beugen. Aber jetzt würden die aufgeblasenen Narren des Schwarzen Rings anders über ihn denken. Er, ein Zauberer, den sie wegen seiner Jugend und ausgefallenen Studiengebiete verlacht und abgewiesen hatten, hatte es jetzt wirklich zu etwas gebracht. Seine Forschungen, von ihnen verschmäht, hatten ihn letztendlich zu dem verlorenen Palast des Cetriss geführt, des Schöpfers des legendären Smaragd-Lotus. Bald schon würde der Schwarze Ring erfahren, daß dieser Lotus kein Mythos war, sondern eine uralte Realität, die er, Ethram-Fal, persönlich wieder zum Leben erweckt hatte. Wie würden sie alle über seine Macht staunen! Wie würden sie ihn anflehen, ihnen eine Probe zu geben. Aus dem Staub dreier Jahrtausende würde er eine Rache bereiten, wie sie die Welt noch nie gesehen hatte.
Verloren in seinen Drogenträumen, schritt Ethram-Fal einen anderen Korridor hinab zu einem großen dunklen Raum. Der Stygier erschrak, als er sah, wo er sich befand, und beschleunigte die Schritte. Links von ihm ragte die Statue einer Raubkatze aus schwarzem Stein auf, eine sphinxähnliche Gottheit, deren Name und Besonderheit ihm unbekannt waren. Als er zum ersten Mal den Palast gefunden hatte und durch die verlassenen Korridore und Räume gewandert war – er war der einzige Besucher seit langer Zeit gewesen –, hatte er in diesem Raum Beklemmungen empfunden, die so schwarz waren wie das namenlose Götterbild. Zwischen den Pranken des Gottes lagen auf dem steinernen Altar Opfertiere unter einer Staubschicht begraben. Winzige mumifizierte Kadaver vieler Nager, Eidechsen und Skorpione lagen aufgetürmt vor der stummen und unversöhnlichen Gottheit. Jetzt eilte er durch den dunklen Tempel und schaute nicht ins Antlitz des Gottes von Cetriss, der blind in die Dunkelheit blickte, wie er es seit den fernen Tagen Acherons mit den Purpurtürmen getan hatte.
Am Ende des langen Tempels traf Ethram-Fal hinter einer Biegung auf seinen Hauptmann Ath, der neben einem Zugang Wache hielt. Eine leuchtende Kristallkugel füllte eine Wandnische, von der ein gleichmäßiger gelbgrüner Schein ausging, der die glänzende Rüstung des Soldaten in warmes Licht tauchte.
»Milord«, sagte Ath und verneigte sich tief.
»Licht«, befahl Ethram-Fal und betrat mit langen Schritten das kreisrunde Gemach. Der kleine Raum wirkte wie immer, abgesehen von den Lichtkugeln, die zu beiden Seiten des Eingangs in Nischen standen. Diese berührte Ath mit seiner Kugel, worauf sie aufflammten und den zylindrischen Raum mit Licht füllten.
Jetzt war über den Köpfen der Männer das Band mit den Hieroglyphen deutlich sichtbar. Darüber war ein umlaufender Balkon aus schwarzem Metall angebracht. Noch weiter oben wölbte sich die Kuppel. Doch die Augen der beiden Männer waren auf den Fußboden gerichtet.
In der Mitte des Raums lag die lederne Hülle eines Menschen, eingehüllt in trockenes, dorniges Gestrüpp. Der Leichnam von Ethram-Fals glücklosem Schüler trug immer noch die zerfetzten gelben Gewänder und war eng umschlungen von einem Gewirr verdorrender Zweige ohne Blüten.
»Blut von Mordiggian!« fluchte Ethram-Fal. Angst stieg in ihm auf. »Es stirbt ab!« Furcht durchströmte ihn, bereitete ihm Übelkeit, schwächte seine Glieder und schnürte ihm die Kehle zu. Hatte er mit dummer Nachlässigkeit seine Träume getötet, noch ehe sie geboren waren? Der Gedanke war ihm unerträglich. Der kleine Zauberer schwankte.
»Ath, hol ein Packpferd!« befahl er. Der Hauptmann ging zur Tür. »Beeil dich!« schrie ihn sein Meister an.
Der Hauptmann war lange genug weg, daß Ethram-Fal sich tausendfach in Selbstanklagen ergehen konnte, weil er sich durch eigene Nachlässigkeit in diese schwierige
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