Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
zivilisiert.«
»Wie auch immer. Zwischen uns kam es zu einer Patt-Situation. Als Ethram-Fal mich in Gestalt Eldreds des Händlers aufsuchte, war ich angenehm überrascht, als er mir eine Reihe seltener und exotischer magischer Zutaten zum Verkauf bot. Ich hätte mißtrauischer sein sollen, als er behauptete, einen Vorrat an Smaragd-Lotus zu haben.«
»Ihr kanntet diesen Lotus?«
»Einer alten Sage nach hat Cetriss, ein Magier im Alten Stygien, ihn geschaffen. Dafür hatte er mit den dunklen Göttern einen Pakt geschlossen. Man sagt, die zauberische Wirkung des Lotus half den Sehern im Alten Stygien, das nach der Weltherrschaft gierende Imperium Acheron vor nahezu dreitausend Jahren in Schach zu halten. Die Sagen unterscheiden sich bezüglich der Wirkung und des Nutzens, doch alle sind sich darüber einig, daß Cetriss seinem Lotus oder den Werken der Menschen wenig Wert beimaß und daß er sein Leben ganz dem Streben nach Unsterblichkeit widmete. Er wies Ehre und Macht zurück und verschwand in der Wildnis. Das Geheimnis des Smaragd-Lotus nahm er mit sich. Verstehst du jetzt? Der Smaragd-Lotus ist wie der unwiderstehliche Liebestrank oder der Jungbrunnen: eine Fabel, geboren aus dem Wunschdenken der Menschen.«
Conan blinzelte zweifelnd in die Sonne. »Und dennoch habt Ihr ihn von einem Fremden angenommen.«
»Es war so leicht festzustellen, daß es kein natürlicher Lotus war, und noch leichter, daß es sich nicht um Gift handelte. Als Eldred – ich meine Ethram-Fal – mir sagte, er habe gerade eine Schatulle davon an Shakar den Keshanier verkauft, fühlte ich mich dazu verpflichtet, zumindest mit dem Zeug zu experimentieren. Woher sollte ich die Wirkung kennen?« Sie machte eine Pause und verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. »Er verkaufte mir den Lotus zu einem sehr annehmbaren Preis«, fügte sie ironisch hinzu. Conan mußte lachen.
»Ich wette, der Preis war gering. Und gleich darauf hatte der Staub Euch im Würgegriff.«
Zelandras rechter Arm schoß vor und umschloß Conans kräftigen rechten Unterarm mit eiskaltem Griff. Flehend schaute sie den Cimmerier mit ihren dunklen Augen an.
»Du weißt nicht, wie das ist. Als ich zum ersten Mal eine Kostprobe des Lotus nahm, hatte ich das Gefühl, daß es nichts mehr auf der Welt gäbe, das ich nicht erreichen könnte. In mir breiteten sich ein so wahnwitziges Selbstvertrauen und eine Hochstimmung aus, wie ich sie nie zuvor verspürt hatte. Meine Zauberei verdoppelte sich in ihrer Wirkung. Komplizierte Zauberformeln erschienen mir einfach. Zaubersprüche, die ich kannte, zeigten eine viel stärkere Wirkung als zuvor. Es war wie ein wilder, herrlicher Traum – der verblaßte. Dann kam das Verlangen, und ich wußte, daß ich verloren war.«
Ihre Hand glitt von seinem Arm. Sie blinzelte, als wolle sie die Tränen zurückhalten. Conan tat so, als bemerke er ihre Verlegenheit nicht, und schaute wortlos geradeaus.
»Es ist wie ein Blutegel an meiner Seele.« Zelandras Stimme war zu einem heiseren Flüstern geworden, dennoch sprach sie weiter, als würde sie von einem schrecklichen Zwang getrieben. »Anfangs konnte ich an nichts anderes denken als an den verfluchten Staub und die Macht, die er mir verlieh, aber ich hielt mich zurück. Ich gelobte mir, daß jede Dosis kleiner als die vorangehende sein würde, wenn auch nur um eine Prise. Und dabei bin ich seit dem ersten Mal geblieben. Ich hatte gehofft, die Menge so weit senken zu können, bis ich gar nichts mehr brauche. Aber so leicht ist es nicht. Mein Vorrat schwindet dahin. Es ist nicht genügend übrig, um mich ganz von der Sucht zu befreien. Wenn ich mehr bekäme, könnte ich mich vollständig entwöhnen, aber ohne weiteren Smaragd-Lotus bin ich dem sicheren Tod geweiht.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, das nur vom Klappern der Hufe, dem Knarren der Sättel und dem sanften Rauschen des Windes unterbrochen wurde.
»Hm«, meinte Conan ruhig. »Wir reiten nach Stygien und vielleicht geradewegs in die Hölle, um für Euch mehr von diesem verfluchten Staub zu holen.«
»Nein!« Zelandras Kopf fuhr in die Höhe. Ihr Profil zeichnete wie das eines Raubvogels gegen den klaren Himmel ab. »Nein. Ethram-Fal täuschte und vergiftete mich im Rahmen eines skrupellosen Experiments. Und jetzt möchte der Schurke die Macht seiner Droge dazu benutzen, mich zu seiner Sklavin zu machen. Dafür will ich ihn sterben sehen.«
Der Cimmerier lächelte grimmig und preßte seinem Pferd die Fersen in die
Weitere Kostenlose Bücher