Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Blicke seines Herrn wurden ihm unerträglich.
»Unser Wasservorrat war sehr reichlich, Milord«, sagte er schließlich. »Braucht Ihr alle diese Krüge für einen großen Zauber?«
Ethram-Fal lachte herablassend und glättete den Kaftan über den knochigen Knien. »Ich habe vor, geraume Zeit nicht in diese Oase zurückzukehren. Deshalb brauche ich einen großen Wasservorrat.«
Ath hoffte, sein Herr werde eine ausführlichere Erklärung abgeben, doch der Zauberer sagte nichts weiter. Als endlich der letzte Krug auf dem Rücken eines unglücklichen Kamels festgeschnallt war, setzte Ath sich an den Teich, trank Wasser aus der hohlen Hand und holte tief Luft.
Ethram-Fal stand auf und streckte sich im Schatten der Dattelpalme. Dann schlang er den Weinschlauch über die Schulter, ging zum Teich und deutete auf eine Untiefe.
»Ath, grab mit deinem Dolch ein Loch in den Sand dort.«
»Milord?« Gehorsam zückte der Hauptmann den Dolch, blickte aber verwirrt ins Wasser.
»Dort, unter der Wasseroberfläche auf der Untiefe.«
Ath lief in den Teich. Wassertropfen spritzten wie Diamanten im Sonnenlicht. Das Wasser reichte ihm an die Knie. Er bückte sich und hob mit dem Dolch eine Mulde im Sand aus.
»Tiefer«, verlangte der Zauberer, der Ath über die Schulter blickte. »Nicht weit, sondern tief.« Wasser wirbelte, als Ath weitergrub. Gleich darauf war Ethram-Fal zufrieden.
»Gut so. Nun geh mir aus dem Weg.« Ath verließ den Teich und schob die Dolchklinge in den heißen Sand, um sie zu trocknen. Neugierig und mißtrauisch blickte er zum Zauberer hinüber.
Ethram-Fals Kaftan blähte sich im Wasser. Er holte neben dem Loch, das Ath gegraben hatte, etwas aus der Tasche und hielt es auf der flachen Hand. Ath sah, daß es ein flacher, eiförmiger schwarzer Gegenstand mit einem breiten hellen Streifen war, wie eine Naht. Das Ding bedeckte die Handfläche des Zauberers und sah wie ein übergroßer Same aus. So etwas hatte Ath nie zuvor gesehen.
Ethram-Fal flüsterte Worte in einer Sprache, die seit dreißig Jahrhunderten tot war. Der schwarze Same zuckte auf seiner Hand. Langsam und ehrerbietig bückte sich der Zauberer und senkte die Hand auf die glatte Oberfläche des Teichs. Dabei flüsterte er unablässig. Die Worte rieben sich wie trockene Knochen. Auf dem glänzenden Samen erschien plötzlich ein dichtes Netz. Ethram-Fal tauchte ihn ins Wasser und drückte ihn ins Loch. Dann häufelte er Sand darüber. Anschließend richtete er sich auf und vollführte mit den Händen kreisende Bewegungen über dem eingepflanzten Samen. Sein Flüstern wurde stärker. Dann brach er ab, drehte die Hände mit den Flächen nach oben. Leuchtende karmesinrote Zeichen erschienen auf jeder Handfläche, doch nur für einen Herzschlag. Dann waren sie verschwunden.
Der stygische Zauberer watete mit einem listigen Lächeln aus dem Teich. Mit unverhohlener Abneigung starrte sein Hauptmann auf die Stelle, wo Ethram-Fal den Samen eingepflanzt hatte, als erwarte er, daß im nächsten Moment ein unaussprechlich grauenvolles Scheusal aus dem Wasser auftauche.
»Komm, Ath, laß uns weiterreiten«, sagte Ethram-Fal heiter. Er bestieg sein Kamel. Ath löste die Augen vom Teich und schwang sich schnell in den Sattel. Der Zauberer musterte ihn mit unverhülltem Spott.
Die Kamele schnaubten empört, als man sie zwang, die grüne Oase zu verlassen und wieder in die ausgedörrte Wüste zu stapfen. Widerwillig erklommen sie die hohe Düne hinter der Oase. Ein heißer Wind trieb den Wüstensand den beiden Männern ins Gesicht, die die Kamele führten. Wind und Sonne hatten Ethram-Fals Kaftan bereits getrocknet, obgleich dieser vor wenigen Momenten noch tropfnaß gewesen war. Gleich hinter der Düne stieß Ath einen Fluch aus und zügelte sein Kamel.
»Bei Sets Schuppen! Ich habe meinen Dolch im Sand in der Oase stecken lassen.« Der Soldat wollte wenden, um seine Waffe zu holen.
»Nein!« erklärte Ethram-Fal streng. »Du mußt dich ohne den Dolch behelfen. Auf den nächsten Besucher der Oase wartet eine schreckliche Überraschung.«
Z WANZIG
Der Fährmann Pesouris lümmelte sich in einem gut gepolsterten Sessel auf seinem Dock. Am Ende eines langen arbeitsreichen Tages entspannte er sich gern hier, ehe er in sein Haus ging und sich von seinen Konkubinen verwöhnen ließ. In den Stunden, wenn die Sonne gerade unter den Erdrand geglitten war und ein kühler Wind vom dunklen Styx herwehte, hatte er das Gefühl, es sei geziemend, daß er über
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