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Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus

Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus

Titel: Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John C. Hocking
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sein Glück nachdachte und Vater Set vielleicht ein kleines Dankgebet schicken sollte. Schließlich waren es die Diener der Schlange, die seinen gegenwärtigen Wohlstand ermöglicht hatten. Hätte die stygische Obrigkeit Bel-Phars ihm nicht das Fährmannssiegel verliehen, hätte er immer noch im Wettstreit mit allen möglichen hergelaufenen Fährleuten um seinen Lebensunterhalt kämpfen müssen. Doch jetzt durfte nur er allein Reisende über den Styx nach Bel-Phar bringen. Dadurch war er reicher, als er es sich je hätte träumen lassen. Noch vor zwei Wochen hätte er dieses Dock nie mieten können, und heute gehörte es ihm. Früher hätte er bei seinem kärglichen Einkommen nicht einmal eine einzige Konkubine bezahlen können.
    Pesouris seufzte tief und zufrieden. Sein Bauch dehnte die Seidenschärpe. Er verschränkte die dicklichen Finger hinter dem Stiernacken und lehnte sich zurück. Seine dunklen Augen verengten sich nachdenklich. Er fragte sich, welche der beiden er diese Nacht erwählen sollte. Plötzlich kam ihm eine Idee. Jäh hob er die buschigen Brauen. Konnte er sie dazu bringen, um seine Gunst zu kämpfen? Natürlich konnten sie. Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen?
    Die plötzliche Flut wilder Phantasien, ausgelöst durch diese Eingebung, wurde von fast lautlosen Schritten hinter ihm auf dem Dock unerwartet unterbrochen. Verärgert drehte Pesouris sich um, um den Störenfried anzuschauen.
    Die Nacht und die Schatten zweier hoher Palmen hüllten das Dock in tiefe Dunkelheit. Aber da war jemand. Pesouris vermochte einen Schemen zu erkennen.
    »He, du! Wer da?«
    Ein großer Mann stand reglos auf dem Dock. Dem Fährmann lief es eiskalt über den Rücken. Er tastete nach dem Krummdolch in der Schärpe. Angst wirbelte in seinem Kopf die Gedanken durcheinander. Wollte sich dieser blöde Saufkopf Temoten an ihm rächen? Oder war es ein Dieb, der ihm den hart verdienten Reichtum rauben wollte?
    Pesouris tastete immer noch nach seinem Dolch, als der große Fremde zwei Schritte vorwärts tat. Damit verließ er den Schatten der Palmen und trat ins blasse Sternenlicht. Er war ein Hüne. Steif und starr stand er dort. Sein Kaftan blähte sich in der lauen Brise. Der Fremde sagte kein Wort, doch war seine Anwesenheit in weniger als zehn Schritt Entfernung irgendwie bedrohlich. Schließlich legte Pesouris die Hand an den Dolchgriff. Er zückte die Waffe jedoch nicht, sondern blickte auf die schwarze Fläche unter der Kapuze des Kaftans.
    »Was willst du?« fragte er. Plötzlich waren seine Lippen trocken. Der Mann auf dem Dock deutete auf die kleinere der Fähren, die am Dock vertäut waren. Dann zeigte er auf den von Sternen übersäten Styx. Dann verschwand die Hand im Kaftan und kam mit Goldmünzen darin wieder zum Vorschein. Der Mann warf die Münzen dem Fährmann vor die Füße. Die Goldstücke klingelten melodisch auf den verwitterten Bohlen. Gold! Der Glanz machte auf Pesouris tiefen Eindruck.
    »Verzeiht, Milord, aber um diese Zeit kann ich Euch nicht übersetzen. Das verbieten die Stygier in ihrer Weisheit. Wenn Ihr bei Tagesanbruch wiederkommt ...«
    Bedrückendes Schweigen. Der Fährmann spürte, wie sein Puls schneller wurde. Wieder ergriff ihn die Angst. Der große Fremde griff nochmals in den Kaftan und holte noch eine Handvoll Münzen hervor. Der Goldhaufen auf dem Dock war jetzt doppelt so groß wie zuvor.
    Pesouris betrachtete mit tiefem Bedauern die Goldstücke. »Es tut mir wirklich leid, Herr, aber nach Sonnenuntergang ist es mir verboten, Reisende über den Styx zu bringen. Euer Angebot ist äußerst großzügig, aber wenn die Stygier uns erwischen, töten sie uns beide.« Hilflos breitete der Fährmann die Hände aus. Er mußte sein Bedauern nicht vortäuschen. Es war eine Menge Gold.
    Der Fremde stand einen Moment lang schweigend da. In dem weiten weißen Kaftan sah er wie ein stummes Gespenst aus. Dann sprang er plötzlich vor und packte Pesouris an der Kehle und der Schärpe.
    Der Fährmann rang nach Luft, während der Fremde ihn aus dem Sessel riß. Die Hand am Hals schien aus kaltem Granit gemeißelt zu sein. Im nächsten Moment wurde der Fährmann ins kleine Boot geschleudert. Ein scharfer Schmerz durchfuhr ihn, als er mit dem rechten Knie gegen die Bordwand prallte. Hätte er nicht so große Angst gehabt, hätten die Schmerzen ihn gelähmt. Doch so nahm er alle Kraft zusammen, rollte zum schlanken Mast und zog sich daran auf die Beine.
    »Bitte«, stieß er keuchend hervor.

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