Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Spott. »Du unterschätzt dich. Rede mit den Hunden! Zeig ihnen, daß wir vernünftige Männer sind. In der Zwischenzeit bereite ich den Angriff vor.« Er wandte sich ab, ehe der Shemite antworten konnte.
Conan stand oben in der Schlucht auf dem Felsbrocken, hinter dem die Kamele Zuflucht gefunden hatte. Heng Shih ging einige Schritte bergab. Dort fand er eine Nische in der Wand, die ihn vor Pfeilen schützte. Conan war nun für alle deutlich zu sehen. Seine blauschwarze Mähne wehte im heißen Wind, der durch die Schlucht blies.
Vierzig Schritte vor ihm sprang Telmesh auf einen Steinblock und winkte.
»Ho, Reisende! Legt eure Waffen nieder und gebt uns eure Waren, dann verschonen wir euch!« Die Stimme des Shemiten hallte laut in dem steinernen Korridor. Stolz hob er bei diesem Klang den Kopf.
Statt eine Antwort zu geben, lachte der Cimmerier laut auf.
»Wir haben keine Reichtümer, du Hund. Unsere Herrin sammelt in der Wüste Heilkräuter. Wir haben für euch nichts außer blankem Stahl. Komm näher, wenn es dich nach einer Kostprobe gelüstet.«
In diesem Moment legten die Bogenschützen zu beiden Seiten der Schlucht unauffällig Pfeile auf die Sehnen und blickten zu Neb-Khot hinüber. Sie warteten auf sein Zeichen. Der stygische Anführer sprach leise mit den acht Männern, die um ihn herum auf dem Boden der Schlucht standen.
Neesa kletterte neben den Cimmerier auf den Felsbrocken. Als sie neben ihm stand, erfaßte ein Windstoß ihren Umhang und blies ihn so nach hinten, daß die Männer ihre schlanken Beine sahen. Die Räuber grölten vor Vergnügen.
»Bei Ashtoreth, gib uns eine Kostprobe von ihr, und ihr könnt alle frei abziehen!« rief Telmesh heiser. Dann lachte er widerlich.
Conan wollte Neesa befehlen, Deckung zu nehmen. Doch in diesem Moment griff sie sich in den Nacken. Diese Bewegung kannte der Barbar genau. Blitzschnell schleuderte sie ihren Dolch in die Schlucht hinab. Wie ein zustoßender Falke sauste die Klinge auf Telmesh zu und durchbohrte seine Kehle direkt über dem Kragen des staubigen Burnusses.
»Da hast du deine Kostprobe!« rief Neesa. Sofort gab Neb-Khot seinen Bogenschützen das vereinbarte Zeichen. Conan schob Neesa so kräftig beiseite, daß sie den Halt verlor und schimpfend nach hinten den Felsbrocken hinabrutschte. Ein Pfeil zischte an der Stelle vorbei, wo sie soeben noch gestanden hatte. Der Cimmerier parierte den zweiten Pfeil mit der blanken Klinge. Die acht Mann auf dem Boden der Schlucht stießen einen wilden, mißtönenden Kriegsschrei aus und stürmten mit gezückten Klingen vorwärts.
Telmesh stand immer noch mit vor Staunen starren Augen auf seinem Felsbrocken. Dann umklammerte er mit beiden Händen den Dolchgriff, doch im selben Moment versagten ihm die Beine den Dienst.
Neb-Khot sah den Shemiten fallen und hatte das Gefühl, daß ihm das Glück noch mehr gewogen war als sonst. Die Laune, die ihn bewogen hatte, Telmesh die Verhandlungen zu überlassen, hatte ihm mit Sicherheit das Leben gerettet. Heute stand er im Schutz der Götter.
Lady Zelandra hörte hinter dem Felsen die Schreie der angreifenden Räuber nur gedämpft. Sie kniete auf dem Geröll und konzentrierte sich mit Leib und Seele auf die offene Schatulle mit dem Smaragd-Lotus in ihrem Schoß. In dem innen verspiegelten Kästchen lag eine kleine Muschel. Damit nahm sie behutsam etwas dunkelgrünen Staub auf und schob ihn unter die Zunge. Der Widerwillen gegen den scharfbitteren Geschmack wurde schnell von dem Schauder roher Kraft vertrieben, der ihren Körper durchlief. Schnell schloß sie die Schatulle, band sie wieder am Gürtel fest und erhob sich.
Der erste Räuber näherte sich schon der Felsnische, in der Heng Shih wartete. Urplötzlich sprang der Hüne hervor. Sein Krummschwert glänzte in der Wüstensonne. Hastig hob T'Cura seine Klinge, um den Hieb abzuwehren. Doch Heng Shihs Schlag war so wuchtig, daß der Räuber zurücktaumelte. Sein dunkles Gesicht war vor Entschlossenheit verzerrt, als er den nächsten Schlag des Gegners parierte. Diesmal hatte der Khiter seine gesamte gewaltige Körperkraft aufgewendet. T'Cura gelang es zwar, dem Todesstreich zu entgehen, aber er wurde rücklings in die Schlucht geschleudert. Der Darfari landete auf der Seite und rollte hilflos den steilen Geröllpfad hinab. Heng Shih war bereits zurück in die schützende Nische gesprungen, als ein Pfeil neben ihm an der Felswand zerschellte.
Auch an Conans Kopf zischte ein Pfeil vorbei, gerade als er in die Hocke
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