Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
stimmte. Ein Reiter war auf der Straße entlang der weit entfernten Bergflanke in Sicht gekommen. Seine Umrisse waberten in den Hitzeschlieren. Er war nur ein schwarzer Fleck in der rötlichen gleißenden Landschaft. Fest stand, daß er ganz allein auf der Karawanenstraße ritt.
»Ha, offenbar haben die Götter mich doch nicht ganz verlassen!« rief Neb-Khot und stand grinsend auf. »T'Cura, bring mir das Pferd dieses Schwachkopfs, und ich gebe dir fünfzig Goldstücke.«
Auf dem dunklen Gesicht des Darfari kämpften Spott und Ungläubigkeit miteinander. Schließlich schüttelte er den Kopf und spuckte in den Staub.
»Jullah muß dich lieben, Neb-Khot«, sagte er und trieb sein Pferd vorwärts in Richtung des einsamen Reiters.
Der stygische Anführer legte eine Hand auf den schaumbedeckten Hals von Naths Pferd. Dann beobachteten beide Männer, wie T'Cura sich rasch dem Reiter näherte.
»Soll ich ...?« begann der Bogenschütze.
»Nein«, erklärte Neb-Khot entschieden. »Bleib hier bei mir, aber leg den Pfeil auf.«
Nath gehorchte und legte einen Pfeil auf die Sehne.
T'Cura schwenkte seine in der Sonne glänzende Klinge angriffslustig vor dem Reiter. Dessen Pferd schien sehr müde zu sein. Es ließ den Kopf hängen, stapfte jedoch unbeirrt weiter, als gäbe es T'Cura gar nicht. Die Stimme des Darfari klang gebieterisch und fordernd. Die einzelnen Worte vermochten die Wartenden nicht zu verstehen. Der Reiter in dem weiten Kaftan bewegte sich nicht. Und sein Pferd setzte weiterhin stur einen Fuß vor den anderen.
Neb-Khot leckte sich die trockenen Lippen. Hatte der Mann den Verstand verloren?
Mit einem Wutschrei rammte T'Cura dem Reiter die Klinge in die Brust. Das weitere geschah so schnell, daß weder Nath noch Neb-Khot es fassen konnten. Der Reiter schlug mit der linken Hand T'Curas todbringende Klinge beiseite und packte den Darfari blitzschnell an der Kehle. T'Curas Schwert fiel auf die Straße, sein Pferd scheute und ging durch. Der Darfari hing am Ende des ausgestreckten Arms, der so starr wie der Balken eines Galgens war.
»Mitra rette uns!« stieß Nath entsetzt hervor.
Es war unmöglich, doch der Reiter hielt den wild um sich tretenden T'Cura auf Armeslänge. Dann schüttelte er ihn kräftig. Jäh wurden die Gliedmaßen des Darfari schlaff. Der Reiter ließ ihn wie einen Sack auf die Straße fallen und setzte seinen Weg ebenso unbeirrt fort wie zuvor – direkt auf Neb-Khot und Nath zu.
»O Mitra! Mitra!« kreischte Nath hysterisch.
»Halt's Maul!« brüllte Neb-Khot und schlug dem Mann im Sattel gegen das Bein. »Erschieß den Hund! Los, verdammt!«
Der Bogenschütze bebte vor Angst. Trotzdem spannte er die Sehne mit gestählter Hand, zielte und schoß. Der Pfeil sauste durch die Luft und landete in der Brustmitte des Reiters. Der Mann schwankte leicht nach dem Aufprall, blieb aber im Sattel sitzen. Sein Pferd ging weiter in langsamem Schritt.
»Ausgezeichnet«, rief Neb-Khot. »Jetzt noch einmal!«
Mechanisch legte Nath den nächsten Pfeil auf und entließ ihn. Dieser traf direkt neben dem ersten ins Ziel. Wieder schwankte der Reiter leicht. Wieder blieb er im Sattel. Sein Pferd blieb nach einem Dutzend Schritte stehen.
»O ihr Götter!« stieß Neb-Khot hervor. »Mit welchem Wesen haben wir es zu tun?«
Nath legte den Bogen wieder über die Schulter, zückte sein Krummschwert und stürmte vorwärts. Kurz vor dem Reiter wurde er langsamer. Vorsichtig näherte er sich dem seltsamen Fremden.
Aus der Nähe sah er, in welch grauenvoller Verfassung das Pferd war. Weißer Schaum tropfte aus dem schlaffen Maul. Die ausgemergelten Flanken hoben und senkten sich mit letzter Kraftanstrengung. Sporen hatten blutige Wunden gerissen. Die Beine zitterten unter dem Gewicht des Reiters. Der weite mit Staub bedeckte Kaftan verhüllte den Mann weitgehend. Naths Pfeile hatten den Stoff auf der Brust festgenagelt. Stumm wie ein Toter saß er im Sattel.
Doch die Hand des Toten schlug Naths Klinge beiseite und kam mit unglaublicher Schnelligkeit als Faust zurück. Wie ein Streitkolben traf er Nath an der Schläfe und hob ihn aus dem Sattel, so daß dieser bewußtlos in den Staub fiel.
Der Reiter schwang ein Bein über den Sattel und stieg herab. Neb-Khot zog sein Schwert, ohne nachzudenken. Doch dann war er gleichsam gelähmt, als er sah, wie der Reiter mit einer Hand die Zügel von Naths Pferd gepackt hatte und sich mit der anderen langsam einen Pfeil aus der Brust zog. Es klang so, als würde man die
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