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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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der riesigen Ulme, in der sie ihr Zuhause zu einem Stück Natur gemacht hatte. Ihre Augen wirkten feucht und ihre Lippen wie Striche, als ihr Blick ein letztesmal auf dem frischen Grab ruhte.
    »Ich suchte eine Zuflucht vor dem Bösen der Welt und fand sie hier im Hain von Jhebbal Sag. Ich schwor, ihn nie mehr zu verlassen. Doch dann offenbarte das Böse sich mir sogar hier, und jetzt muß ich meinen Schwur brechen, um den Schatten zu vertreiben, der sich über diesen heiligen Ort warf.«
    »Danach«, sagte Santiddio verlegen, »kannst du wieder zurückkommen und in Frieden hier weiterleben.«
    »O nein. Ich werde nie mehr zurückkehren. Nur einmal im Leben einer Seele wird ihr Zuflucht gewährt. Gibt sie sie auf, ist sie ihr für immer verloren.«
     

20. Der Königsweg
    20
     
    DER KÖNIGSWEG
     
     
    In den folgenden Wochen erreichten sie auf dem Weg Gerüchte über zunehmende Unruhe unter dem Volk, hervorgerufen durch die immer ungezügeltere Tyrannei Mordermis. Für ihre Unterstützung gewährte er den großen Lords freie Hand, in ihren Ländereien nach Belieben zu schalten und walten. Des neuen Königs Liebe zu Luxus, Prunk und Festen machten den Hof in Kordava zum glanzvollsten aller westlichen Reiche, und seine Orgien sollten sogar die ausschweifendsten Feste der Potentaten des Ostens übertreffen.
    Mit Bestechungsgeldern war er äußerst großzügig, die Kosten für seine immer noch wachsende Söldnerarmee, die Ausgaben für seinen Hof, für den das Beste vom Besten gerade gut genug war – das alles zehrte an seinem Reichtum, der mit den Schätzen aus König Kalenius' Grabkammer schier unerschöpflich sein mußte. Da er aber sah, wie der Schatz dahinschmolz, erhöhte Mordermi ganz einfach die Steuern noch weit über die hinaus, die Rimanendo hatte einziehen lassen. Proteste wurden mit brutaler Gewalt unterdrückt und kleinere Tumulte gnadenlos im Keim erstickt. Durch die Unterstützung der Letzten Wache war Mordermis Herrschaft unangreifbar und absolut.
    In Zingara brodelte es wie nie zuvor – denn der Rückhalt durch die Letzte Wache machte Mordermi übermütig in seiner Macht, schließlich wußte er, daß seine Untertanen sich alles gefallen lassen mußten. Sich gegen ihn aufzulehnen, bedeutete den grauenvollsten Tod.
    Doch es gibt Zeiten, da das Leben so unerträglich wird, daß selbst die Drohung mit dem Tod ihren Schrecken verliert. Durch diese wachsende Verzweiflung ritten Conan und Santiddio quer durch Zingara und sammelten Männer für ihre gute Sache um sich – heimlich anfangs, dann offen, als ihre Zahl immer größer wurde. Conan war bei seinen Männern sehr beliebt gewesen (viele von ihnen hatten es einfach nicht glauben können, als sie die Bekanntmachung hörten, daß er wegen Hochverrats festgenommen worden war), während Mordermis Günstlinge verhaßt waren. Conan gelang es deshalb, ganze Garnisonen zu übernehmen, die einst seinem Kommando gefolgt waren und sich nun gegen Mordermis Offiziere auflehnten. Die Söldner, die Conan als Helden aus ihren eigenen Reihen ansahen, kamen in geschlossenen Kompanien zu ihm. Zur gleichen Zeit hielt Santiddio nach und nach Reden vor den einfachen Bürgern jeder Stadt und forderte sie auf, sich gegen ihre Unterdrücker zu erheben und der von Mordermi verratenen Revolution zum Sieg zu verhelfen. Santiddio war immer ein guter Redner gewesen, wenn auch manchmal zu intellektuell für die Massen, zu denen er sprach. Jetzt wurden seine Worte schon allein durch die nackte Empörung, die in ihnen wütete, in ihre Herzen gebrannt. Einst hatte Santiddio versucht, das Volk zu belehren, jetzt wiegelte er es auf.
    Die Kunde von Conans wachsender Macht in den Provinzen drang an Mordermis Ohr. Der König schickte eine Strafexpedition unter dem Befehl des mächtigen Grafen Perizi aus, um die Rebellen abzufangen und ihre Armee zu vernichten. Conan zog sich in die Berge im Osten zurück. Als Perizi ihn voll Siegesgewißheit verfolgte, schlug Conan aus dem Hinterhalt mit einer viel größeren Streitkraft zurück, als seine vorgetäuschte Flucht hatte schließen lassen. Nach einem Tag erbitterten Kampfes wurde Perizi geschlagen, doch Conan ließ genügend seiner Soldaten entkommen, damit sie erzählen konnten, daß es sich nicht um einen armseligen Partisanentrupp gehandelt hatte, den zu vernichten sie den Auftrag erhalten hatten, sondern um eine mächtige Rebellenarmee. Daraufhin verdoppelte sich in den nächsten Tagen Conans Armee an Zahl. Nun gingen die Rebellen auch

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