Confusion
Körper übertrug, sobald sie sich wieder miteinander verhakten. So waren Jewgeni und der Neger innerhalb weniger Minuten von Kopf bis Fuß mit einer Paste aus Blut, Schweiß, Öl und algerischem Staub bedeckt. Jewgeni hatte einen breiten Stand, aber der Neger wusste, wie er sein Gewicht möglichst weit nach unten verlagern konnte, so dass keiner den anderen umzuwerfen vermochte. Die Wende trat nach mehreren Minuten des Kampfes ein, als der Afrikaner Jewgenis Hoden zu fassen bekam und zusammenquetschte, was eine gute Idee war, und dabei Jewgeni erwartungsvoll anschaute, was sich als weniger gut erwies. Denn Jewgeni nahm das Hodenquetschen mit einer Ungerührtheit hin, die Jack das Blut in den Adern gefrieren ließ, und zahlte es dem Neger mit einem weiteren brutalen Kopfstoß von oben herab heim, der ein deutlich sichtbares Aufspritzen von Blut und deutlich hörbare Splittergeräusche zur Folge hatte. Der Neger ließ Jewgenis Geschlechtsteile los, damit er sich besser die Hände vor sein zerstörtes Gesicht halten konnte, worauf Jewgeni ihn mühelos in den Staub warf – und damit den Kampf beendete.
»Rus! Rus! Ruuuus ! « , johlten die Ehrenmänner des Ocak . Jewgeni drehte gemessenen Schrittes und mit philosophischer Miene eine Runde durch den Ring, während Mr. Foot ihm mit einem weit geöffneten Beutel folgte, in den Türken Geld warfen – zumeist ganze Piaster. Dieser Anblick gefiel Jack – bis der ganze Beutel direkt einem großen türkischen Herrn übergeben wurde, der, die Füße in weißes Leinen gehüllt und auf einen Polsterhocker gelegt, neben dem Ring auf einer Art Sänfte saß.
»In Russland gehörte ich einer Geheimgesellschaft an, in der wir uns gegenseitig darin trainiert haben, unter der Folter keinen Schmerz zu empfinden«, sagte Jewgeni später leichthin.
Diese Bemerkung erstickte für ein paar Minuten jegliche Konversation, was Jack nutzte, um sich über die Situation klar zu werden.
Nach einer langen Reihe von Ringkämpfen waren die Fackeln gelöscht worden und die Türken und freien Algerier waren gegangen und hatten das Banyolar wieder den Sklaven überlassen. Der Steuerbordund
der Backbordriemen waren jetzt vollständig auf dem Dach des Banyolar zusammengekommen, um dort Pfeife zu rauchen. Die Nacht war nahezu mondlos, nur eine ganz schmale Sichel kroch über den Himmel – draußen über der Sahara, wie Jack vermutete. Folglich standen mehr Sterne am Himmel als Jack je gesehen hatte. Ein paar Lichter schimmerten durch die Schießscharten der Kasba, aber abgesehen davon schienen diese zehn Galeerensklaven die Nacht für sich zu haben:
Backbord-Riemen
JEWGENI, DER RASKOLNIK, auch »Rus« genannt
MR. FOOT, ehemaliger Inhaber des »Bombe & Enterhaken« in Dünkirchen und jetzt Unternehmer ohne Portfolio
DAPPA, ein Negerlinguist
JERONIMO, ein unflätiger, aber hochgeborener Spanier
NYAZI, ein Kamelhändler vom oberen Nil
Steuerbord-Riemen
»SCHUSS-IN-DEN-OFEN«-JACK SHAFTOE, L’Emmerdeur , König der Landstreicher
MOSEH DE LA CRUZ, der Kohan mit dem Plan
GABRIEL GOTO, ein Jesuitenpriester aus Japan
OTTO VAN HOEK, ein holländischer Seemann
VREJ ESPHAHNIAN, jüngster der Pariser Esphahnians – er war nämlich der Armenier, den sie auf dem Markt mitgenommen hatten 1
»Wir werden durch den unaussprechlichen Willen des Marktes in dieser Stadt gefangen gehalten«, hob Moseh de la Cruz an.
Für Jack klang das wie der Anfang einer gut einstudierten und langatmigen Darbietung, die er sofort unterbrach.
»Pah! Was für ein Markt soll denn das sein?« Ein Blick auf die anderen
zeigte ihm jedoch, dass außer ihm niemand auch nur ansatzweise daran zu zweifeln schien.
»Nun, der Markt für Termingeschäfte mit Tutsaklar -Lösegeld, der sich drei Türen weiter auf der linken Seite in jener engen Gasse befindet«, sagte Moseh und deutete mit dem Finger hinüber. »Es ist ein Ort, an dem jeder, der Geld hat, eine Beteiligung an der Vertragsurkunde eines Tutsaklar , also eines Kriegsgefangenen, erwerben kann – womit er darauf spekuliert, dass diese Person eines Tages freigekauft wird, in welchem Falle sämtliche Anteilseigner das Lösegeld abzüglich gewisser Zölle, Gebühren, Steuern, et cetera , die vom Pascha erhoben werden, unter sich aufteilen. Das ist die Haupteinkommensund Devisenquelle der Stadt...«
»In Ordnung, verzeih mir, das wusste ich nicht und nahm an, du würdest irgendeinen geheimen Vergleich konstruieren«, sagte Jack.
»Während ich heute Abend Jewgenis
Weitere Kostenlose Bücher