Confusion
Warte aus könne er flussabwärts bis nach Rotherhithe sehen und seine vierbeinigen Aktiva im Auge behalten. Teague rhapsodierte unentwegt über Connaught, und das so überzeugend, dass die Hälfte des Regiments bereit war, dorthin zu ziehen. Bob hatte das Ganze stets mit einiger Vorsicht aufgenommen, weil er wusste, dass sich Teague noch nie im Leben mehr als fünf Meilen von der London Bridge wegbewegt hatte und lediglich Geschichten wiedergab, die ihm seine Leute erzählt hatten. Daraus hatte Bob schon sehr früh geschlossen, dass es den Partrys zum Vorteil gereicht hätte, wenn sie gewusst hätten, dass Irland eine Mentalität und kein geographischer Ort war.
Nach der Revolution hatten die Partrys ihr gesamtes lebendes Inventar geschlachtet, waren von ihrem Regiment desertiert, hatten so viel Geld wie möglich zusammengekratzt und sich nach Dublin davongemacht. Mehrere Monate später war Bob mit dem Rest seines Regiments und mit dem holländischen Obristen, dem man den Befehl darüber gegeben hatte, nach Belfast befördert worden. Nun fiel es König Wilhelm schon schwer genug, John Churchill zu vertrauen, wenn sich dieser innerhalb der Mauern Londons aufhielt. Er brachte
es beim besten Willen nicht über sich, Marlborough (oder sonst einem englischen Befehlshaber) mit einem Eliteregiment auf irischem Boden zu vertrauen, zumal sich Churchills ehemaliger Herr, James, nur ein paar Tagesmärsche südlich, nämlich in Dublin, befand. Also reisten die King’s Own Black Torrent Guards unter dem Kommando eines Oberst de Zwolle nach Belfast und verweilten unter seinem Kommando zwei Winter lang auf dieser Insel. Wenn Bob seinen ehemaligen Befehlshaber das nächste Mal sah, würde er ihm versichern, dass er nicht das Geringste verpasst habe.
Vom Ausschiffungspunkt aus war das Regiment ein paar Tage lang Richtung Süden marschiert und hatte in einem Feldlager bei Dundalk überwintert, das in der Nähe der Grenze lag, die den Ulster genannten Teil Irlands von dem trennte, der Leinster genannt wurde. Bei einer Kopfstärke von 806 Mann beliefen sich ihre Ausfälle auf einunddreißig Tote, zweiunddreißig Invaliden, die dermaßen versehrt waren, dass sie pensioniert werden mussten, und mehrere hundert, die eine Zeitlang auf der Nase lagen, sich später jedoch erholten. Die meisten Ausfälle waren auf Krankheit und Hunger und ein paar auf Unfälle und Raufhändel zurückzuführen – gefechtsbedingt waren keine, denn es hatte keine Gefechte gegeben. Dies galt als außerordentlich gute Bilanz.
Sie lagerten in der Nähe eines holländischen Regiments, das unter dem Befehl eines alten Zech- und Jagdkumpans von Oberst de Zwolle stand. Die holländischen Soldaten litten kaum unter Krankheiten, obwohl sie ganz genauso froren und hungerten. Sie hielten ihr Lager so sauber, dass es von bestimmten Leuten in Bobs Regiment, die eine etwas laxere Einstellung zur Hygiene pflegten, als »das Nonnenkloster« verspottet wurde. Doch als englische Soldaten mit einer Rate von mehreren pro Tag zu sterben begannen, schenkten die Black Torrent Guards dem Genörgel von de Zwolle schließlich ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Ob Zufall oder nicht, die Zahl der Bettlägerigen begann nicht lange danach abzunehmen. Als der Frühling kam und Zählappelle abgehalten wurden, stellte man fest, dass sie viel weniger Ausfälle erlitten hatten als andere englische Regimenter.
Dann, im Juni 1690, traf schließlich Wilhelm von Oranien in Ulster ein, wie es nur ein König konnte, das heißt mit dreihundert Schiffen, fünfzehntausend Soldaten, Hunderttausenden von Pfund Sterling, mehr Prinzen, Herzögen und Bischöfen, als Spielkarten und Schachspiele in ein Boot passen, und jeder Menge holländischer Artillerie.
Mit einem kurzen Zwischenstopp in Dundalk, um die Regimenter einzusammeln, die dort überwintert hatten, marschierte er Richtung Süden und fiel an der Spitze von sechsunddreißigtausend Mann in Leinster ein. Er stürmte geradewegs auf Dublin zu, wo James Stuart sein Rebellenparlament untergebracht hatte. König Wilhelm hatte ein Holzhaus, das von einem gewissen Christopher Wren entworfen worden war – ebendemjenigen, der die neue St.-Paul’s-Kathedrale in London baute. Es war so sinnreich konstruiert, dass es sich binnen weniger Minuten in Teile zerlegen, auf Wagen verladen und wieder aufbauen ließ, wo immer Wilhelm sein Hauptquartier aufzuschlagen beschloss. Normalerweise errichtete er es mitten in seinem Heer, was für einen zu Felde ziehenden König
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