Confusion
während Bob und das Regiment im Feldlager vor Limerick blieben, gelegentliche Ausfälle der irischen Kavallerie abwehrten und einen Kleinkrieg mit Banden bewaffneter Bauern führten, die sich selbst als »Freischärler« bezeichneten.
Die Freischärler nun besaßen Schusswaffen, die funktionierten, und hatten gelernt, sie in Sekundenschnelle zu zerlegen. Die Schlösser trugen sie in der Hosentasche mit sich, die Läufe verschlossen sie mit Korken und versteckten sie in Sümpfen oder Bächen, die Schäfte steckten sie in Holzstapel oder sonstwohin, wo ein kahler Stock nicht weiter auffiel. Was also wie ein Trupp halbnackter Torfstecher oder eine Schar Kirchgänger anmutete, konnte sich auf ein Wort oder ein Zeichen hin in die Einöde zerstreuen und sich eine Stunde später als Bande schwer bewaffneter Marodeure neu konstituieren.
Wegen der Freischärler gab es außerhalb von Ulster nur wenige Orte, wo sich Engländer in Gruppen von weniger als Kompaniestärke sicher fühlen konnten. Einer dieser Orte jedoch war das Südufer des Flusses Shannon, knapp stromabwärts von Limerick. Während der Winter sich dem Ende zuneigte und das Haar über der Wunde nachwuchs, begann Bob allein dorthin zu gehen, sich unter einen einsamen Baum mit Blick auf den Fluss zu setzen, seine Pfeife zu rauchen und zu sinnieren. Bücher lesen konnte er nicht. Am Herumhuren lag ihm nichts mehr. Die Geschichten, Witze und Lieder seiner Männer hatte er so oft gehört, dass er sie nicht mehr ertragen konnte.Vom Saufen wurde ihm schlecht, und das Kartenspielen erschien ihm sinnlos. Er litt, mit anderen Worten, an einem Mangel an Dingen, die er tun konnte, um sich die Zeit zu vertreiben.
Also saß er unter seinem Sinnier-Baum und schaute auf den breiten Fluss Shannon. Wie alle anderen Flüsse auf den britischen Inseln hatte auch dieser einen langgezogenen Mündungsbereich, der vom Meer zu einem Hafen (in diesem Falle Limerick) führte, der dort angelegt worden war, wo der Fluss so schmal wurde, dass er sich überbrücken ließ. Der Shannon bildete die Grenze zwischen Munster und Connaught, und so konnte Bob, indem er zum anderen Ufer hinübersah, in jenes legendäre, von den Partrys so hoch gelobte Land schauen. Von hier aus sah Connaught aus wie der Rest von Irland. Aber was wusste er schon?
Als König Wilhelm vor der Schlacht an der Boyne herübergekommen war, hatte er frische Rekruten als Ersatz für diejenigen mitgebracht, die über den Winter krank geworden und gestorben waren, aber nicht genug von der Sorte, die Bob bevorzugte. Bob war es jedoch gelungen, ein halbes Dutzend englische Protestanten zu rekrutieren, die genau genommen niemals in England gewesen waren. Sie waren auf verschiedenen Farmen großgeworden, die ihre Väter oder
Großväter – Soldaten Cromwells – gälischen Katholiken abgenommen hatten. Aber die diversen Revolutionen der vergangenen Jahrzehnte hatten ihre Familien zu Vagabunden eines außerordentlich zähen und halsstarrigen Typs gemacht, die auf der Suche nach organisierter Gewalt Eire durchstreiften. Bob wusste mit solchen Männern umzugehen, und das hatte sich unter ihnen herumgesprochen, sodass sie den King’s Own Black Torrent Guards zugestrebt waren und immer noch zustrebten.
Nach der Schlacht an der Boyne hatte ein protestantischer Wollhändler aus Dublin (der sich daran, dass die Iren ihre Wolle nur via England ins Ausland verkaufen durften, eine goldene Nase verdient hatte), einen Teil seiner Profite für den Ankauf von Waffen und Uniformen für diese Rekruten gespendet, und sie hatten eine Kompanie gebildet. Die Black Torrent Guards waren nun also ein etwas aufgeblähtes Regiment mit vierzehn anstatt dreizehn Kompanien und einer Sollstärke von 868 Mann.
Eines Tages stellte Bob, bei seinem Sinnier-Baum angelangt, im Umdrehen fest, dass ihm Tom Allgreave und Oliver Good, zwei der Original-Fanatiker, die er vergangenes Jahr in Dundalk rekrutiert hatte, gefolgt waren. Sie befanden sich eine Viertelmeile hinter ihm und wechselten alle paar Schritte die Führungsposition, als stachelten sie einander an. Beide hatten ein Schwert am Gürtel baumeln, Teil jener buntgemischten Sammlung gekaufter und gestohlener Waffen, mit denen der besagte Wollhändler die Vierzehnte Kompanie überschüttet hatte.
Solchen Jungen riesenlange Klingen in die Hand zu geben war gefährlich. Glücklicherweise wussten die Jungen das oder hatten es jedenfalls im Laufe des Winters herausgefunden, indem sie einander bei Gefechten, die
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