Confusion
keineswegs üblich war und bei seinen Soldaten gut ankam.
James Stuart brannte seit anderthalb Jahren auf einen Kampf. An der Spitze von fünfundzwanzigtausend Mann marschierte er von Dublin aus nordwärts und bezog nach ein paar vorbereitenden Manövern am Südufer des Flusses mit Namen Boyne Position.
Am nächsten Tag rekognoszierte Wilhelm auf der Suche nach Furten höchstpersönlich das Nordufer, als ihn eine jakobitische Kanonenkugel an der Schulter traf und vom Pferd schleuderte. Jakobiten am anderen Ufer wurden Zeugen des Vorfalls und sahen, wie ein vage königförmiger Gegenstand von aufgeregten Protestanten in aller Eile weggetragen wurde.
Nicht sehen konnten sie von ihrem Ufer aus, dass es sich bei der Kanonenkugel um einen matten Querschläger handelte, der von Wilhelms Schulter abgeprallt war und ihm keinen ernsthaften Schaden zugefügt hatte. Sie gelangten zu der völlig plausiblen Annahme, dass Wilhelm der Usurpator tot sei, und machten auf dem Dienstweg entsprechend Meldung.
Am nächsten Tag nahm Wilhelm nicht weit von der Stelle, wo er getroffen worden war, einen Ablenkungsangriff über die Boyne vor. Er wartete, bis James seine Hauptstreitmacht dorthin bewegte, und überschritt dann an anderer Stelle mit vielen Kräften den Fluss. Die ersten, die diesen Hauptangriff führten, waren Wilhelms beste und liebste Truppen, die holländischen Blauen Gardisten. Doch ihnen dichtauf folgten mehrere Kompanien der King’s Own Black Torrent Guards, ein Bombenjob, den sie niemals bekommen hätten, wenn sie noch unter dem Kommando von Marlborough gestanden hätten. De Zwolle hatte den Winter damit verbracht, seine Vorgesetzten zum
Brandytrinken zu nötigen und Briefe nach London zu schicken; das erklärte vermutlich, warum Bob und seine Leute eine so ausgezeichnete Gelegenheit bekamen, sich in einem Sumpf die Köpfe abhacken zu lassen. Jedenfalls überquerten sie die Boyne, formierten sich auf dem Südufer und widerstanden mehreren jakobitischen Kavallerieangriffen. Das war nicht leicht. Sie taten es unter den Augen von König Wilhelm, der auf dem Nordufer einen guten Aussichtspunkt gefunden hatte, von dem aus er seine geliebten Blauen beobachten konnte.
Der Hauptmann von Bobs Kompanie fiel schon sehr früh, sodass Bob für den Rest des Tages das Kommando über sechzig Mann übernehmen musste. Das hatte nur sehr wenige Auswirkungen. Ob der Hauptmann nun am Leben war oder nicht, Bobs Aufgabe bestand darin, seine Männer glauben zu machen, sie wären tatsächlich sicherer, wenn sie als Einheit zusammenstanden, als wenn sie ihre Musketen wegwarfen und in den Fluss sprangen. Völlig fern lag es Bob, an den Ruf seiner Kompanie oder seines Regiments bei Hofe zu denken.
Wenn er daran gedacht hätte, hätte er seinen Männern möglicherweise geraten, stattdessen wegzulaufen.
An jenem Abend kam der König in ihr Lager, um ihnen zu sagen, was für prächtige Burschen sie in seinen Augen seien. Die irische Armee war mittlerweise schlicht verschwunden; dass sie überhaupt an der Boyne gewesen war, sah man lediglich an den Tausenden von Piken und Musketen, die ihre Soldaten auf den Boden hatten fallen lassen, um ihren Verfolgern besser weglaufen zu können. König Wilhelms Heer war aus dem Flusstal heraufgeklettert und hatte sich zwischen dem Weiler Donore und dem Dorf Duleek – Orten, von denen die Iren, wie von Feen, so sprachen, als ob es sie tatsächlich gäbe, die man in Wirklichkeit aber nicht sah – über zerwühlte und zertrampelte Weiden ausgebreitet. Im Gehen sammelten die Männer die weggeworfenen Waffen auf, bündelten sie vor der Brust zu sperrigen Garben und warfen sie schließlich scheppernd zu Haufen aufeinander, als sie beschlossen, ihr Lager aufzuschlagen.
Da ihre Bagage sie noch nicht eingeholt hatte, verbrachten sie die Nacht im Freien, und da es in der Gegend keine Bäume gab, benutzten sie die erbeuteten Waffen als Feuerholz. Sie als Waffen zu behalten lohnte sich nicht – ein Sachverhalt, der für Bob offensichtlich war, jedoch von denen, die der Auffassung anhingen, die Iren hätten sie aus Feigheit weggeworfen, zumeist ignoriert wurde. Bob fand Steinschlösser
ohne Feuerstein, Musketen mit gesprungenen Läufen, Piken, die man über dem Knie zerbrechen konnte.
Ein paar Stunden nach Einbruch der Dunkelheit jedenfalls empfingen sie ihren König. Dieser hatte bei der Überquerung des Flusses einen Asthmaanfall erlitten und schnaufte immer noch erbärmlich – was wegen der
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