Confusion
Streich spielte: ein weiterer Beweis, dass Connaught ein Reich boshafter Elfen war.
Nachdem er, sämtliche unheimlichen Sinnestäuschungen außer Acht lassend, geduldig gelauscht, dabei drei Pfeifenköpfe Tabak geraucht und (vor allem) jenem Bader für die Entfernung des Schmalzpfropfens aus seinem Ohr gedankt hatte, kam Bob zu folgenden Schlüssen:
Vor ihnen lag ein Sumpf, der viel breiter war, als er zunächst angenommen hatte, nämlich von der einen bis zur anderen Seite etwa eine halbe Meile maß. An seiner tiefsten Stelle floss es nicht so sehr, sondern stand Wasser. Er war vom Feind besetzt, allerdings nur schwach; es handelte sich nicht um eine Stellung, die gehalten, sondern um ein Hindernis, das den Angriff der protestantischen Legionen verlangsamen sollte. Dahinter jedoch stieg das Terrain wieder an, stellenweise bis auf eine Höhe, die das gesamte Schlachtfeld beherrschen würde. Dort befand sich der Großteil der Jakobiten und arbeitete mit Picken und Schaufeln in einigermaßen trockenem Gelände (das Geräusch der Geräte war eher ein Hacken als ein Klatschen). Als schließlich
leichter Wind aufkam, konnte man Leinwand flattern hören. Sie hatten ihre Zelte noch nicht abgebrochen; sie dachten nicht daran, sich zurückzuziehen. Im Norden und im Süden – das heißt auf den Flügeln – stand die Kavallerie. Das hieß per Ausschluss, dass die Infanterie in der Mitte stand.
Die irischen Fußsoldaten hatten weder die Ausrüstung noch die Ausbildung, um sich zu Piken-Karrees zu formieren, und waren daher gegen Berittene wehrlos. Deshalb würde St. Ruth sie nur dort aufstellen, wo Kavallerie nicht hinkonnte. Der Sumpf musste demzufolge eine gewaltige Barriere bilden, denn St. Ruth vertraute darauf, dass er seine Infanterie vor einem Frontalangriff bewahrte. Der Schlächter von Savoyen, wie die Hugenotten ihn nannten, hatte sich jedoch gezwungen gesehen, seine Kavallerie auf den Flügeln aufzustellen, damit seine Infanterie nicht umgangen und vernichtet werden konnte; dort musste es also einfachere Wege geben, durch den Sumpf zu gelangen.
In diesem Abschnitt der Kampflinie – der zu de Ginkels rechter oder Nordflanke hin lag – war alles geordnet und ruhig. Doch auf der linken oder Südflanke, die bis zu zwei Meilen entfernt liegen mochte, hatte man wegen diverser Scharmützel – höchstwahrscheinlich Sarsfields unternehmungslustige und temperamentvolle Kavallerie – große Schwierigkeiten, sich zur Linie zu formieren. Aus dieser Richtung kam sporadisch das Geknatter von Schüssen, das sich zuweilen zu jähen Salven verdichtete, ohne sich je zu einem regelrechten Gefecht zu entwickeln.
Weil Sonntag war, wechselten sich die französischen und irischen Regimenter bei der Messe ab; Bob konnte verfolgen, wie sich zwei, vielleicht auch drei verschiedene Priester allmählich entlang der jakobitischen Gefechtslinie vorarbeiteten und immer wieder stehen blieben, um eine kriegerische Homilie zu halten und eine gekürzte Version des Sakraments zu feiern. Er konnte nur un peu de français und ein kleines bisschen Gälisch, aber nachdem er mehrere Wiederholungen dieser Homilien und den synchronen Jubel der jeweiligen Gemeinde gehört hatte, meinte er, eine durchaus klare Vorstellung von dem zu besitzen, was gesagt wurde.
Der leichte Wind hielt sich, und der Nebel begann sich schließlich aufzulösen.
Bob spazierte nach links und hielt einen Schwatz mit Greer, dem Sergeanten der Vierzehnten Kompanie. Dann spazierte er nach rechts,
stieß auf ein englisches Kavallerieregiment und plauderte ein Weilchen mit einem von dessen Sergeanten. Mittlerweile ließ sich überschauen, wo die Black Torrent Guards standen. De Ginkels Armee war wie die von St. Ruth so aufgestellt, dass sich die Infanterie in der Mitte und die Kavallerie auf den Flügeln befand. Bobs Regiment stand weiter rechts als jedes andere Infanterieregiment und seine Kompanie weiter rechts als jede andere; nördlich von ihrer Stellung stand bis zur Straße nichts als Kavallerie.
Der Nebel hatte sich so weit gelichtet, dass Bob etwa eine Musketenschussweite entfernt, ein Stück hangaufwärts von der von den Soldaten gebildeten Linie, seine Regimentsfarben sehen konnte. Er ging darauf zu und kam gerade noch rechtzeitig, um eine Lagebesprechung zu Ende gehen zu sehen: Oberst de Zwolle hatte sämtlichen Kompanieführern Brandy servieren lassen und Befehle gegeben. Bob machte kehrt und fasste Tritt neben Hauptmann Barnes, der zur Kompanie zurückkehrte.
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