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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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pas faire de quartier«, sagte Bob. »Das sagen die Priester auf der anderen Seite des Sumpfes.«
    Hauptmann Barnes besaß einen in Oxford erworbenen akademischen Grad. »Nach allem, was in Athlone geschehen ist, war das zu erwarten.«
    »Gilt das denn auch für uns? Kein Pardon?«
    »Sergeant, Eure Aversion gegen das Töten von Iren ist bereits Regimentsgespräch. Bringt mich heute nicht noch dadurch in Verlegenheit, dass Ihr Euch plötzlich in einen Ausbund an Barmherzigkeit verwandelt.«
    Hauptmann Barnes war der fünfte Sohn einer mäßig bedeutenden Familie aus Bristol und hatte eine rasche Auffassungsgabe. Man hatte von ihm erwartet, dass er Vikar wurde. Stattdessen hatte er zur Bestürzung seiner Familie beschlossen, Infanterieoffizier zu werden. Er war noch keine fünfundzwanzig und wirkte immer noch eher wie ein Theologiestudent. Er kommandierte gern Truppen in der Schlacht, und das machte er erstaunlich gut, solange sie sich an die Taktik und die Manöver der konventionellen Kriegsführung hielten und auf einen ebensolchen Gegner trafen. Das mochte so klingen, als sollte er mit schwachem Lob vernichtet werden, in Wirklichkeit konnten das aber nur wenige. Er wurde unsicher und traf schlechte Entscheidungen, wenn man von ihm verlangte, etwas zu tun, was nicht ausdrücklich von den Regeln der Kriegsführung erfasst wurde. In solchen Momenten
kamen zwangsläufig andere Regeln ins Spiel, und die Regeln, auf die er dann gewohnheitsmäßig zurückgriff, waren von der Art, die man in der Kirche beigebracht bekam. Und er war gescheit genug, um zu erkennen, dass dies in einem Krieg lächerlich war.
    »Als Sergeant braucht man einen brutalen Kerl, der sich um die Säuberungsaktionen kümmert, damit man selbst die Hände ringen und sich von seinen unritterlichen Taten distanzieren kann«, sagte Bob. »Nach diesem Typ von Sergeant müsst Ihr in einem gewöhnlichen Regiment suchen. Wir aber sind von Churchill aufgestellt worden...«
    »Für Euch immer noch der Earl von Marlborough!«
    »Für mich ist er eigentlich sogar John. Doch wie man ihn auch nennen mag, er hat einen sonderbaren Geschmack, was Sergeanten angeht, und obwohl er durch de Zwolle ersetzt worden ist, müsst Ihr mit mir vorliebnehmen – es sei denn, Ihr möchtet jemanden aus dem Mannschaftsstand befördern.«
    »Ihr tut es schon, Sergeant Shaftoe.«
    Der Nebel hatte sich schließlich endgültig gelichtet, und sie konnten so weit sehen, wie sie wollten, obgleich alles, was weiter weg lag, von einer schimmernden Aura umgeben war und von irisierenden Nadeln zu starren schien. Alles verhielt sich mehr oder weniger so, wie Bob es mit den Ohren wahrgenommen hatte. Auf der anderen Seite eines Sumpfes sahen sie sich einem Hügel gegenüber, dessen ihnen zugewandter Hang außerordentlich gründlich mit Gräben befestigt war; diese waren mit irischen Musketieren in grauen Röcken besetzt. Bestimmt waren sie mit guten, neuen französischen Musketen bewaffnet, nicht mit dem Müll, der nach der Schlacht an der Boyne als Feuerholz gedient hatte. Weit im Süden beschrieb die jakobitische Gefechtslinie einen Bogen um die Flanke des Hügels und zwischen einige Bäume, sodass sie für Bob dort nicht mehr zu sehen war. Direkt vor ihm lag der offenbar schlimmste Teil des Sumpfes, wo sich drei mit Wasser gefüllte Furchen im Herzen eines Morasts ineinanderschlangen. Die Hauptstraße von Athlone nach Galway lag nicht mehr als ein paar hundert Schritte zur Rechten. Sie führte zunächst über eine Brücke und dann auf einen langen, geraden Damm durch das sumpfige Gelände.
    Um die Straße war in dichten Haufen englische und hugenottische Kavallerie verteilt. Bob konnte auf einen Blick mehrere Regimentsstandarten sehen, was bedeutete, dass dies vermutlich als Division bezeichnet
und daher wahrscheinlich von einem Generalmajor kommandiert wurde. Höchstwahrscheinlich der Hugenotte Henri de Massue, der, obwohl er Frankreich nie wiedersehen würde, immer noch seinen französischen Titel – Marquis de Ruvigny – führte. De Ruvigny war einer von drei Generalen, die König Wilhelm im Frühjahr nach Irland geschickt hatte, um die bisherigen zu ersetzen, die ihn mit ihrer Langsamkeit zur Verzweiflung getrieben hatten. Der zweite war ein Schotte, Hugh MacKay, der die Infanteriedivision – einstweilen Bobs Division – kommandierte, die nun auf den Sumpf schaute.
    Brücke und Damm wären durch einen kurzen Vormarsch zu erreichen, was die Frage aufwarf, warum die Kavalleriedivision sie

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