Confusion
er konnte sich nicht verteidigen, ohne die Regimentsfahne fallen zu lassen. In diesem Augenblick bekam Bob die Gesichter der beiden deutlich zu sehen und erkannte, dass einer von ihnen Upnor war.
Nach einem kurzen Wortwechsel zog Upnor kräftig an einem Zügel, um sein Pferd herumzureißen, während der andere Offizier vorausgaloppierte, um Sarsfield Meldung zu machen. Bob – der eine Menge im Auge zu behalten hatte – hörte ein lautes Krachen und nahm an, dass eine Pistole losgegangen war. Der Standartenträger, vier Längen vor Bob, zauderte. Bob suchte erneut nach Upnor, doch der war verschwunden. Dann sah er aus dem Augenwinkel den Standartenträger rasch näher kommen – er hatte sein Pferd fast zum Stillstand gebracht, während Bob sich noch immer im Galopp befand. Ihm blieb zu nichts anderem mehr Zeit, als sein Langschwert herauszustrecken. Die Klinge traf etwas Hartes, die Waffe wurde seinem Griff entwunden, und er wurde beinahe auf die Kruppe des Pferdes zurückgeworfen. Ihn rettete lediglich, dass dies alles kurz vor einer abschüssigen Stelle im Hang passiert war, wo ein kleiner Wasserlauf geradewegs in den Sumpf hinab- und deshalb quer über ihren Weg strömte. Sowohl Bobs Pferd als auch das des Standartenträgers hatten ihn kommen sehen und mangels gegenteiliger Befehle abgebremst.
Bob gewann ganz kurz vor dieser Rinne sein Gleichgewicht wieder
und schüttelte ein paar Mal wild die Hand durch die Luft. Sie fühlte sich an, als wäre er dort von einer Biene gestochen worden. In Ermangelung einer anderen Klinge zog er seine Pistole, die er bis zu diesem Moment aus seinen Gedanken verbannt hatte, da sie im Galopp nutzlos war. Nun aber stand er still, genau wie der Standartenträger, der keine vier Yard von ihm entfernt war.
Die Standarte war am Ende einer ausgewachsenen Pike befestigt, damit sie auf dreifache Manneshöhe erhoben werden konnte und auf einem wimmelnden Schlachtfeld sichtbar war. Im Galopp hatte der Träger sie wie eine Turnierlanze fast horizontal in der Linken gehalten und mit der Rechten die Zügel geführt. Bob hatte ihn links überholt, und er hatte reflexartig den Pikenschaft gehoben, um Bobs Schlag zu parieren; Bobs Breitschwert hatte sich bei etwa einem Drittel der Schaftlänge unterhalb der Spitze schräg eingeschnitten und sich im Holz verkantet.
Nun hob der Standartenträger den Schaft in die Senkrechte und pflanzte ihn auf, sodass Bobs Langschwert hoch in die Luft und außer Reichweite geriet. Er drückte die Pike an sich und an die Rippen des Pferdes, um Halt zu gewinnen, und zog seinerseits eine Pistole. Er war ein bildhübscher, blonder englischer Junge von ungefähr achtzehn Jahren, und Bob schoss ihn in den Kopf. Er trug einen Stahlkürass, um seinen Oberkörper zu schützen, deshalb war nur ein Kopfschuss möglich.
Es hatte leicht zu nieseln begonnen, die Spätnachmittagsssonne war ausgegangen wie eine gelöschte Kerze, und geblieben war graues Zwielicht. Von Lauten der Qual aufmerksam gemacht, schaute Bob in die Rinne hinab und sah Upnors Pferd, das sich mit gebrochenem Bein darin hin und her warf. Dann sah er Upnor unverletzt aus der Rinne herausklettern. Das Krachen, das er vorhin gehört hatte, musste das Geräusch des brechenden Knochens gewesen sein, als Upnors Pferd versucht hatte, an der falschen Stelle abzubremsen und herumzuwirbeln.
Bob hatte seine einzige Pistole abgefeuert, und zum Nachladen blieb keine Zeit. Der Standartenträger hatte unwillkürlich seinen Abzug betätigt und seine Pistole in die Luft abgefeuert. Bob saß ab, wankte auf steifen Beinen zu der Standarte hinüber und riss sie um. Er warf einen kurzen Blick zu Upnor hinüber, der sich bis zum Rand der Rinne hochgearbeitet hatte und nun ein Paar Pistolen zog, eine mit jeder Hand. Mit einer zielte er auf sein Pferd und drückte den Abzug;
Bob sah die weißen Funken des Feuersteins, doch der Schuss ging nicht los – die Pulverpfanne war nass geworden.
Upnor bedachte Bob mit so etwas wie einem taxierenden Blick. Bob setzte an der Stelle, wo sein Langschwert feststeckte, den Fuß auf den Pikenschaft und zog das Ende nach oben, bis es brach; dann richtete er sich mit der Waffe in der Hand auf. Der Earl von Upnor warf einen Blick darauf, zielte dann, ohne zu zögern, mit seiner anderen Pistole in den Graben und erlöste sein Pferd. Er ließ beide Pistolen fallen, wandte sich Bob zu und zog sein Rapier. Da er in diesen Dingen so etwas wie ein Traditionalist war, hatte er sich das modischere
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