Confusion
drüben, und vom gegenüberliegenden Flügel, wo sie den ganzen Nachmittag vergeblich angerannt waren, kamen weitere Berittene herangaloppiert. Das Tor von Aughrim Castle stand offen, und von drinnen hörte man viel Geschrei und hastiges Beten, während die unglückliche Garnison dem Schwert anheimfiel (siehe Regeln des kontinentalen Belagerungskrieges). Die Schwadronen, die nicht an diesem Massaker teilnahmen, hatten um den Rand des Dorfes Stellung bezogen und machten sich auf einen Gegenangriff der nicht weit entfernten irischen und französischen Bataillone gefasst, aber ein solcher Angriff erfolgte
nicht; in St. Ruths Befehlskette war irgendetwas schiefgelaufen; Befehle zum Gegenangriff waren nicht erteilt worden oder kamen nicht durch, und seine Generäle waren nicht bereit, auf eigene Initiative zu handeln.
Bob schlug seinen Rock um sich, um die Wunde zu bedecken, die zwar blutete, aber nicht zischend oder spritzend. Er schlenderte ein kurzes Stück hügelan und stieg auf einen der Erdwälle, den die Iren zur Verteidigung des Dorfes Aughrim aufgeworfen hatten.
Zu seiner Rechten sah er einige irische Dragoner, die sich zurückzogen. Angesichts der Gesamtsituation war das erstaunlich dumm und wahrscheinlich tödlich, aber das konnten sie nicht wissen.
»Sergeant!«
Bob schaute in das Gesicht von Hauptmann Barnes hinab, das sich mitten im Übergang von äußerster Besorgnis zu schwindelerregender Erleichterung befand; dieses eine Mal wirkte es eher kurios als sonst etwas. »Man hat mir zu verstehen gegeben, Ihr hättet eine schwere Verwundung davongetragen!«
»Ich wurde in die Brust geschossen«, sagte Bob zurückhaltend. »Einer der Musketiere hat mich aus etwa fünfzig Yard ungefähr hier getroffen.« Bob warf einen flüchtigen Blick auf die Ecke der Burg, von welcher der Knopf abgefeuert worden war. Dort wurde gerade von trophäenhungrigen Kavalieren eine französische Standarte gekappt.
»Dann solltet Ihr Euch niederlegen! Wir haben Befehl bekommen, uns in der Burg in Garnison zu begeben«, sagte Barnes.
»Hat man meine Schlafkammer schon bereit gemacht?«
»Leider gibt es keinerlei Kammern, nur dachlose Zellen«, antwortete Barnes ungerührt. »Wir könnten Euch aus Munitionskisten ein Bett bereiten.«
»Ich dachte, die anderen hätten keine Munition.«
»Dort drinnen gibt es Tausende von Musketenkugeln«, sagte Barnes.
»Warum haben sie sie dann nicht benutzt?«
»Weil sie für englische Musketen gemacht sind – und einen etwas größeren Durchmesser haben als die Läufe ihrer französischen Musketen.«
Hamilton war auf Hörweite herangeschlendert und antwortete: »Ha! Ich hab schon immer gewusst, dass wir Engländer dickere Rohre haben als die Franzosen!« Alle gemeinen Soldaten fanden das ungeheuer lustig. Doch Sergeanten und Hauptleute – die dafür zuständig waren, die Truppen mit Musketenkugeln zu versehen – schauderte es
angesichts einer solchen Geschichte, auch wenn sie dem Feind widerfahren war.
Bob blickte nach Süden und sah mehrere englische und hugenottische Kavallerieschwadronen wie eine Messerklinge in eine Lücke zwischen der irischen Infanterie und der dahinterstehenden, völlig überraschten Kavallerie fahren. Hinter den irischen Fußsoldaten schwenkten sie um und brachten sich in Position, um sie anzugreifen, in Panik zu versetzen und wie Heu niederzumähen.
»Hauptmann Barnes«, sagte Bob, »Ihr habt es selbst gesagt. Ich bin in die Brust geschossen worden und eindeutig ein Kriegsopfer, hors de combat, sodass vorläufig ein anderer Sergeant meine Aufgaben übernehmen muss... Zum Glück hat Eure Kompanie einen einfachen Auftrag. Heute Nachmittag wird es keinen Gegenangriff gegen die Burg dort mehr geben.« Bob kehrte Barnes den Rücken zu und murmelte, während er die Schräge des Walls hinuntermarschierte: »Und diesen Monat, dieses Jahr und dieses Jahrhundert auch nicht mehr.«
Sobald die Dänen und die Hugenotten das Feld überschwemmten wie Starenschwärme auf der Suche nach Würmern, würde Bobs rote Gardistenuniform ihm nichts nützen; auf dieser Seite des Sumpfes war jeder Unberittene dem Tod geweiht. Weil sich die Franzosen/Iren einbildeten, sie wären die Armee des wahren Königs (James II.), trugen viele ihrer Regimenter die gleichen roten Uniformen, und auseinanderhalten konnte man sie nur anhand kleiner, an den Hut gesteckter Kokarden oder sonstiger Erkennungszeichen: grüne Zweige bei den Streitkräften König Wilhelms, weiße Papierschnipsel bei denen
Weitere Kostenlose Bücher