Confusion
Florett noch nicht zu eigen gemacht.
»Sergeant Shaftoe«, sagte er, »seit unserer letzten Begegnung hat Euer Bruder seinen üblen Ruf noch ausgebaut. Nun ist die Schlacht von Aughrim verloren. Wahrscheinlich werde ich die Sonne nicht wieder aufgehen sehen. Aber wenigstens kann ich der Vorsehung dafür danken, dass sie Euch in meine Gewalt gegeben hat und ich wenigstens etwas von dem Tag retten kann, indem ich den Bruder von l’Emmerdeur zur Hölle schicke.«
»Eigentlich hatte ich mir eingebildet, Ihr wärt in meiner Gewalt«, brummte Bob.
Upnor warf seinen Umhang ab, sodass ein schimmernder Stahlkürass mit einem leichten Kettenhemd darunter zum Vorschein kam.
»Nicht sehr ritterlich«, meinte Bob.
»Ganz im Gegenteil, nichts ist typischer für die ritterlichen Klassen, als schimmernde Wehr anzulegen und das Land von aufrührerischen Vagabunden zu säubern – wie Eure Kavallerie soeben demonstriert!«
Mit einem kurzen Neigen des Kopfes deutete Upnor auf die unteren Abhänge des Hügels, wo König Wilhelms Kavallerie Iren jagte, wie rasend darauf bedacht, so viele wie möglich zu töten, ehe das Tageslicht gänzlich schwand. Als weltgewandter Mann wusste der Earl diese Ironie durchaus zu würdigen und wollte, dass Bob dieses Gefühl mit ihm teilte.
»Genug geredet«, sagte Bob und hob sein Stichblatt vor das Gesicht. »Ich bin nicht hergekommen, um mich mit Euch anzufreunden.« Er ließ die Klinge hinab- und zur Seite sausen und vollendete damit den Salut. Upnor machte einen halben Schritt vorwärts, hob das Rapier in Auslage, tat dann so, als erinnerte er sich seiner Umgangsformen und vollführte die leiseste Andeutung eines Saluts. Er war so geschickt mit der Klinge, dass er bestimmte Eigenschaften wie etwa Sarkasmus
schlicht durch Bewegungsnuancen vermitteln konnte. Nun trat Bob auf Upnor zu, in der Hoffnung, ihn mit dem Rücken an den Rand der Rinne zu drängen; außerdem stand er so etwas höher als sein Gegner.
»Es geht um das Mädchen, nicht wahr? Abigail, meine hübsche Sklavin«, rief Upnor aus. »Das hatte ich ganz vergessen.«
»Nein, das hattet Ihr nicht.«
»Sagt mir, glaubt Ihr etwa, mich zu töten wird Euch helfen, sie wieder in Besitz zu bekommen?«
»Eigentlich nicht. Sie wird an Eure Erben und Rechtsnachfolger fallen, und dann werde ich die töten.«
Das kam bei Upnor nicht sehr gut an. »Es geht also um Rache«, schloss er. Er wirbelte auf einem Fußballen herum, rannte mehrere Yard am Ufer entlang, um Tempo zu gewinnen, und sprang dann auf den gegenüberliegenden Rand. »In diesem Fall seid Ihr verpflichtet, mir nachzusetzen – also habe ich das Recht, das Terrain zu wählen. Kommt hier herüber, Sergeant!«
Bob trat ein paar Schritte zurück, um Anlauf zu nehmen, doch als er sprungbereit war, hatte sich Upnor wieder zurückbewegt und stand ihm direkt gegenüber, das Rapier so in den Raum über dem Bach gestreckt, dass es Bob mitten im Sprung aufspießen würde. »Ihr zögert zum zweiten Mal! Ihr hättet mich niederhauen können, bevor ich hinübergesprungen bin«, sagte Upnor vorwurfsvoll.
Bob hielt es nicht für angebracht, diese Äußerung mit einer Antwort zu würdigen. Er bewegte sich seitwärts am Ufer entlang; Upnor folgte ihm, bis er stehen blieb. Dann wandte der Earl den Kopf zur Seite und legte wie ein schlechter Schauspieler die Hand hinter das Ohr. »Horcht! Ich glaube wahrhaftig, Patrick Sarsfields Kavallerie naht!«
»Für mich hört sich das eher nach dänischen Pferden an.«
Upnor gab so etwas wie ein Heh-heh von sich, die ganz und gar nicht überzeugende Simulation eines Lachens.
»Warum spielt Ihr den Botenjungen, my Lord? Warum tut St. Ruth seine Arbeit nicht?«
»Weil ihm eine Kanonenkugel den Kopf abgerissen hat«, erwiderte Upnor. Er führte den Handrücken zum Mund und tat so, als gähnte er hinter vorgehaltener Hand. »Bis jetzt ist es ein langweiliger Schwertkampf«, beklagte er sich.
»Lasst mich hinüber, dann wird es rasch spannend werden.«
»Nein, es liegt daran, dass es Euch an Leidenschaft fehlt. Ein Franzose
wäre längst herübergesprungen. Vielleicht hilft es ja, wenn ich Euch sage, dass ich Eure süße Abigail gefickt habe.«
»Das habe ich bereits vermutet«, sagte Bob ruhig.
»Und Ihr... etwa nicht?«
» Das geht Euch nichts an.«
»Das geht mich sehr wohl etwas an, denn sie ist mein Eigentum, und ich habe ihr die Jungfernschaft mit diesem Rapier genommen, genau wie ich sie Euch damit nehmen werde! Also nicht so schüchtern,
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