Confusion
als du je lernen wirst?«
»Jetzt sehe ich es wohl, Teague.«
Während Teague mit Bob schimpfte, war Upnor zu seinem Rapier
hinübergegangen und hatte es wieder an sich genommen. Er hielt es nun in der Linken und näherte sich Teague von der Seite.
»Obacht, Teague, er ist mit der Linken genauso gefährlich wie mit der Rechten...«
»Bob! Du machst gleichzeitig zu viel und und zu wenig Aufhebens von ihm. Als Fechter ist er ein toller Hecht, keine Frage, aber aufs Ganze gesehen ist er doch bloß ein blöder Wichser, der im Dunkeln mit einem Schürhaken herumfuchtelt.« Inzwischen war Upnor auf ungefähr acht Fuß an ihn herangekommen, und so ließ Teague seinen Stab hochschnellen, packte ihn mit beiden Händen am Ende, schwang ihn mit einem Grunzen in einem weiten Bogen parallel zum Boden herum, traf Upnor an der Seite und fällte ihn. Upnor grabschte nach dem Ende des Stabes, das über seinem Gesicht schwebte, wurde in seinen Bewegungen jedoch von seinem Stahlkürass behindert, der nun eine gewaltige, tief in seine Körperseite einschneidende Delle aufwies. Teague zog den Stab zurück, wechselte seinen Griff, sodass er ihn in der Mitte hielt, hob ihn über seinen Kopf und begann eine Reihe kräftiger, von gelegentlichen mächtigen Hieben unterbrochener Stoßbewegungen auszuführen. Mit diesen gingen scheppernde Schlaggeräusche sowie laute Schreie von Upnors Ende des Stockes einher.
Zwischendurch richtete er folgende locker zusammenhängende Reihe von Kommentaren und Bemerkungen an Bob:
»Du hast jetzt Pflichten, Bob. Du musst diese naive Vorstellung von Gewalt aufgeben! Du blamierst mich vor den Jungs! Du kannst nicht nach den Regeln dieser Leute spielen, sonst gewinnen sie unweigerlich! Mit so einem lässt man sich auf kein höfisches Geplänkel ein. Man besorgt sich einen richtig großen Ast und drischt so lange auf ihn drauf, bis er krepiert. So. Seht ihr das, Jungs?«
»Jawohl, Onkel Teague«, gaben zwei Stimmen unisono zurück.
Bob schaute zur anderen Seite des Grabens und sah dort zwei blonde Jungen, die jeweils ein Pferd am Zügel hielten. Der eine – er sah aus wie Jimmy – hatte das Pferd, das Bob geritten hatte, und der andere – per Deduktion Danny – das des Standartenträgers.
»Na also«, sagte Teague. »Und jetzt sieh zu, dass du über den Graben kommst, und mach dich mit den Jungs davon.«
»Meine Leber ist durchbohrt worden.«
»Umso mehr Grund, keine Zeit mehr zu verplempern. Entweder verblutest du schnell, oder du bist in ein paar Wochen wieder gesund –
die Leber besitzt eine wundersame Regenerationskraft, wenn der Körper am Leben bleibt. Das kannst du einem Iren glauben.«
Bob ließ sich nach vorn auf die Hände plumpsen und zog die Beine an. Er konnte Blut auf den Boden tropfen hören. Aber es tropfte lediglich, kam nicht als ununterbrochener Strom oder gar (noch schlimmer) in Spritzern. Hätte er einen gemeinen Soldaten mit einer solchen Verletzung gesehen, hätte er vermutet, dass der Betreffende es überleben würde, wenn erst einmal etwas auf die Wunde gepackt war, um die Blutung zu stillen. Upnor hatte recht gehabt; falls Bob daran stürbe, würde es daran liegen, dass die Wunde zu schwären begann.
»Ich verlange nicht von dir, dass du zu Fuß gehst. Du kannst auf dem einen Pferd reiten, und die Jungs teilen sich das andere.«
»Und du, Teague?«
»Ach, für mich heißt’s, ab in den Graben, Bob, ab in den Sumpf. Ich besorge mir von einem der Engländer, die ich heute getötet habe, eine Muskete und werde Freischärler.« Teagues Augen begannen zu schwimmen, und er legte den Kopf zurück und schniefte. »Und jetzt mach voran, keiner von uns hat Zeit zu vergeuden.«
»Ich werde in London ein Denkmal errichten«, versprach Bob und richtete sich langsam auf. Er verlor nicht das Bewusstsein.
»Mir etwa? Das würden sie nicht dulden!«
»Nein, Upnor«, sagte Bob, wankte an der übel zugerichteten Leiche des Earls vorbei und beförderte das Rapier mit einem Tritt in den Wasserlauf. »Eine schöne Statue von ihm, die genauso dreinschaut wie er jetzt, und dazu die Inschrift: ›In Memoriam Louis Anglesey, Earl von Upnor, dem besten Fechter von England, von einem Iren mit einem Stock erschlagen.‹«
Teague bedachte dies einen Moment lang, dann nickte er. »In Connaught«, fügte er hinzu.
»In Connaught«, pflichtete Bob bei, dann beäugte er den Graben. Er sah so breit aus wie der Shannon. Aber die Jungen warteten auf der anderen Seite: Jacks Jungen und nun die von
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