Confusion
Bob. Denn unter den gegebenen Umständen waren sie die einzigen Kinder, die Bob wahrscheinlich jemals haben würde. Teague versetzte ihm einen kräftigen Stoß ins Hinterteil, während er über das Wasser zurückflog. Als sich Bob nach einem derben, äußerst schmerzhaften Sturz auf der anderen Seite aufrappelte und sich umdrehte, um ihm zu danken, war Teague Partry verschwunden.
Eine Heumiete, St. Malo, Frankreich
9. APRIL 1692
Der Geist ist selbst sein eigner Ort und macht Aus Himmel Hölle sich, aus Hölle Himmel.
MILTON, Das verlorene Paradies
»Auf diese Art verbreitet sich wohl die Syphilis: Burschen wie ich, die von Ort zu Ort springen.«
»Ach, Bob! So etwas Romantisches hat, glaube ich, noch keiner zu mir gesagt.«
»Was erwartet Ihr denn, wenn Ihr es mit einem alten Sergeanten im Heu treibt?«
»Na los, verschnürt mich wieder.«
»Würdet Ihr bitte Euer Haar hochhalten, damit es nicht so im Weg ist? Ja, so ist’s besser...«
»…«
»... ziemlich umständlich, nicht wahr?«
»Nun hört schon auf, Euch zu beklagen.«
»Ich habe keine Klagen. Aber dieses gute Stück hätten wir schon anbehalten können.«
»Ja, und die Strümpfe auch, und außerdem hätten wir es im Stehen machen können, ohne dass Ihr Eure Stiefel und Eure Hose auszieht. Aber damit ich es genießen kann, Bob, brauche ich ein Gefühl von Selbstvergessenheit, von Freiheit, das sich nur mit dem Ablegen von Kleidern einstellt.«
»Ist das stramm genug?«
»Ja, so ist es gut... Aus demselben Grund, Bob, kann ich auf Eure müßigen Erwägungen über die Syphilis und wie sie sich verbreitet, gut verzichten.«
» Ich habe sie wohlgemerkt nicht. Hab’s seit Jahren mit niemandem getrieben.«
»Ich auch nicht. Beides nicht.«
»Was soll das heißen, Ihr habt mir doch gesagt, Ihr hättet einen sechs Monate alten Sohn...«
»Das war bei unserer letzten Begegnung. Inzwischen ist er sieben Monate alt.«
»Sei dem, wie ihm wolle, wie könnt Ihr da behaupten, Ihr hättet es seit Jahren mit niemandem getrieben?«
»Den Beischlaf mit meinem Ehemann lasse ich vollkommen außer Betracht.«
»Da unterschlagt Ihr aber einiges.«
»Das würdet Ihr anders sehen, wenn Ihr je mit Étienne de Lavardac, Duc d’Arcachon, geschlafen hättet.«
»Kann nicht behaupten, dass ich das je getan hätte, Madame.«
»Vielleicht habt Ihr’s ja doch getan und es bloß vergessen. Wie auch immer – in letzter Zeit tut er es jedenfalls wieder mit mir.«
» In letzter Zeit... aha. Ihr wollt damit sagen, es hat so etwa um die Zeit der Geburt von Nummer zwei eine Unterbrechung gegeben, und nun versucht er sich an Nummer drei.«
»In seinen Augen handelt es sich um Nummer eins beziehungsweise Nummer zwei. Denn der Erste ist, da ein Bastard, eine Null, das heißt ein Nichts, etwas, das es gar nicht gibt.«
»Das – der Bastard, meine ich – ist doch der, den Ihr ungefähr zu der Zeit bekommen habt, als ich mich nach Dundalk eingeschifft habe und Ihr in Dünkirchen gestrandet seid?«
»Ja. Warum?«
»Ich frische lediglich mein Gedächtnis auf, my Lady, kein Grund, so einen steifen Rücken zu machen – Mist! Jetzt ist es aufgegangen, und ich muss alles wieder neu schnüren.«
»Das ist nicht nötig. Knöpft einfach das Mieder zu.«
»Das hat leider ein paar Risse abgekriegt.«
»Ich lasse es nähen. Macht schon, es wäre mir unangenehm, wenn zufällig jemand vorbeikäme und uns entdeckte.«
»Ach, keine Sorge – ich bin nackt!«
»Wieso ist es besser, nackt zu sein?«
»Solange ich den Mund halte, bin ich von einem französischen Adeligen nicht zu unterscheiden. Wer uns sieht, wird entsetzt davonlaufen.«
»Besonders, wenn er Eure Narben sieht. Sehr beeindruckend.«
»Das würdet Ihr anders sehen, wenn Ihr eine Vorstellung davon hättet, welche Schmerzen mit diesen Narben einhergehen, welche Schwäche, welche Hilflosigkeit – monatelanges Abziehen von Eiter -, ohne dass man von einem Augenblick zum nächsten weiß, ob man überleben oder sterben wird...«
»Ihr vergesst, dass ich zwei Kinder geboren habe.«
»Touché. Ah, jetzt habt Ihr mich wieder auf mein Thema gebracht.«
»Was ist denn Euer Thema?«
»Ihr redet niemals über den Bastard.«
»Vielleicht solltet Ihr daraus schließen, dass ich nicht über ihn reden möchte.«
»Ich habe mich lediglich aus gewöhnlicher Neugier erkundigt, wie es unter Eltern üblich ist.«
»Wie geht es Jacks Söhnen?«
»Jimmy und Danny sind beim Militär, wie ihr Vater und ihr Onkel. Wenn
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