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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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Lucien schwanger. Erst jetzt, da Lucien geboren ist und ich mich davon erholt habe, kann ich in der Angelegenheit Jean-Jacques’ irgendwelche Schritte erwägen. Und jetzt ist es zu spät. Aus. Vorbei. Ich habe es geschluckt.«
    »Nun gut. Ich habe es kommen sehen. Legt Euren Kopf hier an meine Brust, Madame, ich werde Euch in den Armen halten, damit Ihr nicht zusammenbrecht oder Eure Garderobe wieder aufgeht. Weint, so viel Ihr wollt, ich halte Euch fest, niemand sieht zu, wir haben Zeit.«
    »…«
    »…«
    »…«
    »Jetzt, da Ihr es erwähnt, my Lady, scheint es mir doch ein vergleichsweise mildes Schicksal zu sein, wenn einem die Liebe seines Lebens von einem syphilitischen Lord versklavt und vergewaltigt wird.«
    »Ich kann nicht sagen, ob Ihr das sarkastisch meint.«

    »Ich kann es selbst nicht, Madame, ehrlich nicht. Aber sagt mir Folgendes: Wenn Ihr Euren Sohn nicht zurückbekommen könnt, ohne sein Wohlergehen zu zerstören, was habt Ihr dann vor?«
    »Indem ich über ebendiese Frage nachdachte, habe ich gezögert, und indem ich zögerte, habe ich alles nur noch schlimmer gemacht. Bald werde ich handeln.«
    »Und welches Ziel habt Ihr Euch gesetzt?«
    »Dass am Ende in irgendeinem Sinne mein Stiefel auf dem Hals von Lothar von Hacklheber steht und er mir hilflos in die Augen schaut.«
    »Gut. Nun ja! Ich will nur so viel sagen, dass der letzte Bursche, der mich derart in der Zange hatte, der Earl von Upnor war und...«
    »Meine organisatorischen Fähigkeiten übersteigen die des von uns gegangenen Upnor um ein Beträchtliches, und ich gedenke die Sache so einzufädeln, dass ich am Ende nicht von einem Iren mit einem Stock totgeschlagen werde.«
    »Aha. Das ist schön zu hören.«
    »Erzählt mir alles darüber, was um Cherbourg für Vorbereitungen getroffen werden, Sergeant Shaftoe, ob Ihr es nun an Marlborough weitergeleitet haben möchtet oder nicht.«
    »Na schön. Aber inwiefern nützen Euch diese Informationen bei Euren Machenschaften gegen... schon gut. Ihr funkelt mich schon wieder an.«
    »Ihr sprecht in so wissendem Ton von meinen Machenschaften, als wäre ich irgendeine lächerliche Figur in einer italienischen Oper, die nichts als Machenschaften ausheckt; doch wenn Ihr mir überallhin folgen könntet, würdet Ihr eine erschöpfte Mutter sehen, die ihrem Mann von Versailles nach St. Malo folgt, ihren Säugling stillt, gelegentlich ein Festessen gibt, und es vielleicht ein zwei Mal im Jahr mit einem Kryptologen in einer Kutsche oder mit einem Sergeanten in einer Heumiete treibt.«
    »Und wie soll das dazu führen, dass Euer Stiefel auf Lothars Kehle zu stehen kommt? Schon gut, schon gut. Ich würde es wahrscheinlich ohnehin nicht verstehen.«
    »Da befindet Ihr Euch in guter Gesellschaft. Wenn ich es richtig anstelle, wird es nicht einmal Lothar verstehen.«

Château d’Arcachon, St. Malo, Frankreich
    11. APRIL 1692
    »Die Engländer haben einen ungewöhnlichen Plan zur Verteidigung ihres Landes ersonnen, der darin besteht, dass sie kein Geld haben «, sagte Monsieur le Comte de Pontchartrain, contrôleur-général von Frankreich und (mittlerweile) auch Marineminister.
    Diese merkwürdige Gesprächseröffnung richtete sich an Eliza, denn Pontchartrain schaute ihr direkt in die Augen, als er damit herauskam. Doch es waren noch andere an dem Gespräch beteiligt. Fünf saßen um den Bassett-Tisch im Petit Salon: neben Eliza und Pontchartrain noch Étienne d’Arcachon, der als Kartengeber fungierte; eine Madame de Bearsul, die blutjunge Frau eines Fregattenkapitäns; und ein Monsieur le Chevalier d’Erquy, der ein Stück weit die Küste hinunter wohnte. Die letzteren beiden waren natürlich einzigartige Menschen, kostbar in den Augen des Herrn, ausgestattet mit beliebig vielen persönlichen Eigenheiten, Tugenden, Lastern etc., doch Eliza konnte sie kaum von all den anderen Menschen unterscheiden, die in diesem Augenblick in ihrem Petit Salon an Kartentischen saßen, in ihrem Grand Salon Billard oder Backgammon spielten, draußen auf ihrem feuchten Rasen kegelten oder auf ihrem Cembalo herumklimperten.
    Man schrieb das Frühjahr 92. Eine Invasionsstreitmacht zog sich zusammen. Sie würde selbstverständlich von Cherbourg aus in See stechen, das nur halb so weit von Englands Küste entfernt war wie St. Malo; aber die Einrichtungen dort, an der Spitze der Halbinsel, reichten nicht aus, um so viele Schiffe und Regimenter in den Wochen zu versorgen, die sie brauchen würden, um sich zu sammeln und zu

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