Confusion
in denen wir den Wechsel in London vorlegen und fordern konnten, dass alles Silber auf einmal bereitgestellt wurde. Mit anderen Worten, das Geschäft wurde zu einer Sache des alles oder nichts, die sich recht früh auf die eine oder andere Weise entscheiden würde. Lothar wollte sogar nur einen einzigen Wechsel über eine halbe Million livres ausstellen, anstatt ihn in mehrere kleinere aufzuteilen – das empfand ich als zu riskant und überredete ihn nachzugeben. So gibt es nun also fünf verschiedene Wechsel. Vier davon tragen dasselbe Datum – es sind Fünfundvierzig-Tage-Wechsel -, und der fünfte ist ein Dreißig-Tage-Wechsel. Alle wurden von Lothar persönlich ausgestellt; denn nur er hat Vollmacht, Wechsel dieser Größenordnung auszustellen. Er hat sie am sechsten Mai im Jahre unseres Herrn 1692 in Lyon geschrieben. Die Postzeit von Lyon nach London wird im Allgemeinen auf etwa zwei Wochen veranschlagt, sodass die Wechsel dort schon am 20. Mai (nach dem französischen Kalender) vorgelegt werden könnten. Der Dreißig-Tage-Wechsel ist am fünften Juni, die anderen vier sind am 20. Juni zahlbar.
Im Allgemeinen gereicht es dem Bezogenen (Lothars Kommissionär in London) zum Vorteil, wenn der Zahlungsempfänger (derjenige, auf den Ihr den Wechsel ausstellt) den Wechsel lange vor Ablauf der Wechselfrist vorlegt, da dies dem Bezogenen mehr Zeit gibt, die Bezahlung mit hartem Geld in die Wege zu leiten.
Das gilt besonders in diesem Fall, da die Annahme dieser Wechsel in London den Kauf oder die Verschiffung von Silber durch Lothar auslösen kann.
Wir haben keinen Grund, diese Wechsel zur Zahlung in London vorzulegen, bis eine erfolgreiche Invasion stattgefunden hat, was nicht später als am letzten Maitag passieren dürfte. Der Dreißig -Tage-Wechsel würde dann fast sofort fällig, was darauf schließen lässt, dass Lothar in London Silber im Wert von hunderttausend livres wird zur Hand haben müssen. So können wir sicher sein, unseren Truppen kurz nach ihrem Eintreffen auf englischem Boden die erste Rate ihres Soldes bezahlen zu können. Die anderen vier Wechsel sind, wie bereits erwähnt, erst am 20. Juni zahlbar; und es liegt natürlich in unserem besten Interesse, sie zusammen mit dem Dreißig-Tage-Wechsel vorzulegen, damit Lothar zwei bis drei Wochen Zeit hat, weiteres Silber im Werte von vierhundertausend livres zum Tower von London schaffen und prägen zu lassen.
Dieser Betrag entspricht in etwa zwanzigtausend Pfund Sterling britischen Geldes, was für die Münze im Tower einen Zwei-Tages-Ausstoß darstellt; Lothars Kommissionär wird also bis spätestens 17. Juni ungefähr drei Tonnen ungemünztes Silber bei der Münze im Tower abliefern müssen. Das wird selbst für einen Mann von Lothars Mitteln eine ziemliche Herausforderung, und so hat er darauf geachtet, eine Klausel einzufügen, derzufolge die vier Fünfundvierzig-Tage-Wechsel spätestens fünfzehn Tage vor Fristablauf, das heißt am 5. Juni Schlag Mitternacht, im House of the Golden Mercury,’Change Alley, London, vorgelegt werden müssen.
Ich erinnere Euch daran, dass die Engländer einen Kalender benutzen, den der Rest der zivilisierten Welt schon lange aufgegeben hat. Er liegt zehn Tage hinter dem unseren und fällt mit jedem Ticken der Uhr weiter zurück. Sämtliche Daten, die ich in diesem Brief erwähnt habe, sind nach der modernen (französischen) Zählweise angegeben; um die englischen Entsprechungen zu erhalten, müsst Ihr zehn Tage abziehen.
In jeder anderen Hinsicht ist diese Transaktion vollkommen normal und ohne weitere Erläuterungen verständlich; sie dürfte Euch oder Eure Agenten vor keine besonderen Schwierigkeiten stellen.
Es war mir eine Ehre und ein Privileg, Frankreich in dieser Angelegenheit zu Diensten zu sein. Ich freue mich darauf, unsere Bekanntschaft im Café Esphahan zu erneuern, nachdem sich das Invasionsgetümmel gelegt hat.
Euer untertänigster etc.
Samuel Bernard
Kajüte der Météore vor Cherbourg, Frankreich
2. JUNI 1692
Seit drei Tagen drehte sich die Météore, vom Auf und Ab der Gezeiten angetrieben, wie der Schatten einer Sonnenuhr in trägem Kreis um ihren Anker. Eliza wohnte in einer großen Kajüte im Achterschiff. Hätte sie sich auf einem Kriegs- oder Handelsschiff befunden, wäre dies der Privatbereich des Kapitäns gewesen. Eine Wand bestand aus einem Fensterbogen, der nach achtern ging. Wenn Elizas Blick durch diese Fenster auf die Stadt Cherbourg fiel, so bedeutete dies, dass vom Kanal
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