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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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sämtliches Silber in London aufgekauft wird! Ich sage Euch das im Vertrauen, my Lord, da es mir gar nicht recht wäre, wenn Ihr, der Ihr mir so bereitwillig geholfen habt, infolge meines Vorhabens irgendwelche Verluste erleiden würdet. Wisst also, dass es nicht das Schlechteste wäre, Ende Mai in London im Besitz einer größeren Menge Silber zu sein. Doch tätigt Eure Käufe diskret, damit Ihr keine Panikkäufe auslöst, die den Preis in absurde Höhen treiben würden. Denn wenn die Leute sehen, dass der Marquis von Ravenscar Gold verkauft, um Silber zu kaufen, werden sie annehmen, dass er etwas weiß, und in die Threadneedle Street strömen, um seinem Beispiel zu folgen. Zwar könntet Ihr zugegebenermaßen von einer solchen Spekulationsblase profitieren, indem Ihr auf ihrem Höhepunkt (keinesfalls später als Mitte Juni) verkauft, doch das würde der jetzigen Regierung reichlich Ärger und Verdruss bereiten, was Ihr, ein guter englischer Patriot, gewiss lieber vermeiden würdet, obgleich Ihr ein Whig seid und besagte Regierung von den Torys gestellt wird.
    Eliza

Eliza an Samuel Bernard
    18. MAI 1692
    Monsieur Bernard,
    ich bin mit der Jacht meines Mannes unterwegs von St. Malo nach Cherbourg. In Cherbourg werde ich dieses Schreiben nach Le Havre aufgeben; ich höffe, es erreicht Euch bald in Paris. Ich werde mich in Cherbourg aufhalten, bis die Invasion beginnt.

    Heute Morgen habe ich in St. Malo Euer Schreiben vom 12ten dieses Monats erhalten, in dem Ihr mitteilt, dass Ihr die Wechsel in der Tasche habt und nur noch Instruktionen benötigt, auf wen sie ausgestellt werden sollen.
    Das ist gleichbedeutend mit der Frage nach den Namen der Agenten, die über den Kanal geschickt werden, um die Wechsel in London zur Zahlung vorzulegen. Zu meinem Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass mir die Namen dieser Agenten noch nicht bekannt sind (obgleich ich gewisse Vorstellungen habe, um wen es sich dabei handeln wird). Doch selbst wenn sie es wären, würde ich mich davor hüten, sie Euch in Kriegszeiten in einem Brief mitzuteilen; denn der Feind hat überall Spione, und bedenkt, welche Katastrophe die Folge wäre, wenn die Namen unserer Agenten bekannt würden. Denn die meisten von ihnen sind Engländer, die heimlich treu zu James Stuart stehen – und wenn man sie in England mit diesen Wechseln in der Tasche fasste, würden sie die Strafe für Hochverrat erleiden, das heißt, in Tyburn Cross aufgehängt, aufgeschlitzt und gevierteilt werden.
    Es wäre sicherer, wenn Ihr die Wechsel auf einen vertrauenswürdigen Mittelsmann ausstelltet, der hier in Cherbourg ansässig ist und Frankreich bis zum Beginn der Invasion nicht verlässt. Dieser Mittelsmann kann die Wechsel bis zum letzten Moment zurückhalten und sie dann auf die diversen Agenten ausstellen, kurz bevor diese den Kanal überqueren. Auf diese Weise wäre die Identität der Agenten nicht dem Risiko der Entdeckung ausgesetzt.
    Als Mittelsmänner kommen mehrere Kandidaten in Betracht, denn in Cherbourg halten sich derzeit zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten auf. Doch alle sind beschäftigt und abgelenkt. Ich dagegen habe nichts zu tun, als aus dem Fenster meiner Kajüte im Achterkastell dieser Jacht zu starren und bei den Vorbereitungen zuzusehen. So merkwürdig es auch klingen mag, aber ich bin vielleicht der geeignetste Mensch für diese Aufgabe, da es natürlich ganz und gar unwahrscheinlich ist, dass ich den Kanal überquere und Gefahr laufe, vom Feind verhört zu werden; das allein müsste den Agenten, deren Namen ich auf die Rückseite der Wechsel schreiben werde, ehe sie sich zu ihrer gefährlichen Mission aufmachen, ein großer Trost sein. Wenn Ihr also keine allzu großen Einwände habt, dann stellt die Wechsel auf mich aus und schickt sie mir nach Cherbourg.

    Ich weiß nicht, auf welche Weise Lothar die avisos nach London schickt, doch er verfügt vermutlich über schnellere Kanäle als wir, sodass seine Bezogenen in England bereit sein und unsere Zahlungsempfänger erwarten werden, wann immer diese eintreffen.
    Eliza
    PS Ich freue mich schon darauf, unser Gespräch über St. Malo fortzusetzen. Die Kaufleute der Compagnie des Indes, die an gewöhnlichen Tagen in der Stadt umherstolzieren, als ob sie ihnen gehörte, sind von den Kapitänen und Admiralen unserer Invasionsflotte verdrängt und gänzlich in den Schatten gestellt worden. Demzufolge sind sie auf fast schon Mitleid erregende Weise darauf aus, mit jedem über so gut wie alles zu reden –

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