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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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die Logikmühle zu bauen.«
    »Dr. Waterhouse, ich bin mir sicher, ich werde häufiger an Euch denken!«
    »Schwer zu sagen – Eure Hoheit wird vielen Ablenkungen ausgesetzt sein. Aber ich hoffe, ich bin nicht vorwitzig, wenn ich sage, dass es mir jederzeit eine Ehre wäre, einen Brief von Eurer Hoheit zu erhalten, falls Ihr Euch über den Stand der Logikmühle zu informieren wünscht. Oder falls ich Eurer Hoheit auf irgendeine andere Weise zu Diensten sein kann!«
    »Ich verspreche Euch, Dr. Waterhouse, ich werde Euch schreiben, falls sich eine solche Gelegenheit ergibt.«
    So gut er es in einer fahrenden Kutsche vermochte, verbeugte sich Daniel – der während des ganzen Gesprächs bewundernswert gerade gesessen hatte. »Und ich verspreche Eurer Hoheit, dass ich antworten werde – mit Freuden und ohne einen Augenblick zu zögern.«

Ein Haus mit Blick auf das Tal der Meuse
    APRIL 1696
    Vor dem Tor des Herrenhauses verhandelten zwei Reiter miteinander: ein stämmiger Engländer mit Holzbein in einem Rock, der schon trostlos gewesen war, bevor er so schmutzig wurde, und ein französischer Kavalier. Sie wurden von zweihundert abgezehrten, abgerissenen Männern mit Schaufeln und Hacken ignoriert, die den Park des Hauses in ein System von Schanzwerken mit einander überschneidenden Schussfeldern verwandelten.
    Der Engländer sprach theoretisch Französisch, doch in der Praxis haperte es damit. »Wo sind wir hier?«, wollte er wissen. »Ich kann nicht erkennen, ob das hier Frankreich, die Spanischen Niederlande, oder das verfluchte Herzogtum Luxemburg ist.«
    »Eure Männer scheinen davon auszugehen, dass es Teil d’Angleterre ist!«, sagte der Kavalier vorwurfsvoll.

    »Vielleicht sind sie verwirrt, weil es heißt, hier lebe ein Engländer«, sagte der andere. Er bedachte den Franzosen mit einem besorgten Blick. »Das ist doch das Winterquartier des Grafen Sheerness, nicht wahr?«
    »Monsieur le Comte de Sheerness hat beschlossen, hier einen Haushalt einzurichten. In den Pausen zwischen Feldzügen zieht er sich hierher zurück, um sich zu erholen, zu lesen, zu jagen, Cembalo zu spielen...«
    »Und mit seiner Mätresse zu schäkern?«
    »Franzosen sind bekannt dafür, dass sie die Gesellschaft von Frauen genießen; wir halten das nicht für besonders bemerkenswert. Sonst hätte ich es der Aufzählung angefügt.«
    »Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Es sind hier Frauen anwesend? Dienstmädchen und so weiter?«
    »Jedenfalls waren welche da, als ich heute Morgen ausreiten ging. Ob sie es jetzt noch sind, darüber kann ich nur spekulieren, Monsieur Barnes, da das Anwesen besetzt worden ist und ich nicht hineingelangen kann!«
    »Jammerschade. Aber verratet mir doch bitte, ist das nun französischer Boden oder nicht?«
    »Wie ein Banner im Wind, so ist auch die Grenze in ständiger Bewegung. Der Boden, auf dem wir stehen, wird derzeit nicht von La France beansprucht, es sei denn, le Roi hat irgendeine neue Proklamation erlassen, von der ich noch nicht in Kenntnis gesetzt wurde.«
    »Ah, das ist gut – diese Burschen sind also nicht in Frankreich einmarschiert -, das wäre ja vielleicht peinlich.«
    »Monsieur. In manchen Armeen gibt es Befehlshaber, die es peinlich fänden, wenn zwei komplette Kompanien ihres Regiments desertiert, dreißig Meilen von dem ihnen zugewiesenen Standort abgewichen wären und das Landhaus eines Adeligen belagerten.«
    »Ich glaube, mittlerweile sind es wir beide , die sie belagern«, bemerkte Barnes. »Denn sie sind drin, und wir sind draußen!«
    Der Kavalier nahm den Scherz nicht sehr gut auf. »In Kriegszeiten gibt es immer Deserteure und Fourage-Trupps. Aus diesem Grund hat Monsieur le Comte de Sheerness, als er nach London ging, Befehl gegeben, dass in seinen Stallungen Musketiere einquartiert und dass die Grenzen des Besitzes Tag und Nacht abpatrouilliert werden sollen. In den letzten Tagen haben diese Wachen berichtet, sie hätten mehr seltsame Männer gesehen, als sonst hier üblich, was ich auf das
Frühjahrstauwetter zurückgeführt habe; ich ging, wie das wohl jeder getan hätte, davon aus, dass es sich um französische Soldaten handelte, die von irgendeinem Regiment an der Front bei Namur desertiert waren, das sich infolge von Pestilenz oder Nahrungsmangel aufgelöst hatte. Ich nahm mir vor, bei meiner Rückkehr zum Haus eine Kavalleriekompanie zu benachrichtigen, die einige Meilen nördlich von hier einquartiert ist, und sie zu bitten, dorthin zu reiten, einige von diesen

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