Confusion
Karten und die gesetzten Beträge – wahr, speichert diese Information in ihrem Verstand und wendet dann Monsieur Belforts Regel auf diese Information an. Ergebnis dieser Regelanwendung ist eine Handlung – sagen wir, das Setzen eines Betrages -, die den Zustand des Spiels verändert. Unterdessen tun die anderen Spieler am Tisch das Gleiche – obwohl einige vielleicht andere Bücher gelesen haben und vielleicht andere Regeln anwenden. Das Spiel ist au fond eigentlich nicht so kompliziert, genauso wenig wie Monsieur Belforts Unfehlbares System; doch wenn diese einfachen Regeln an einem Bassett-Tisch zur Anwendung kommen, sind die Folgen um ein Vielfaches komplexer und unvorhersagbarer, als man je erwarten würde. Woraus ich die Behauptung ableite, dass Monaden und ihre inneren Regeln gar nicht so kompliziert sein müssen, um die stupende Vielfalt und die diversen Mysterien und Wunder der Schöpfung hervorzubringen, die wir überall um uns herum sehen.«
»Also wird Dr. Waterhouse in Massachusetts Monaden studieren?«, fragte Caroline.
»Erlaubt mir, noch einmal eine Analogie zur Alchimie zu bilden«, sagte Daniel. »Newton möchte mehr von Atomen wissen, denn mittels Atomen würde er die Schwerkraft, den freien Willen und alles andere erklären. Wenn Ihr sein Laboratorium besuchen und ihm bei seiner Arbeit zusehen würdet, würdet Ihr dann Atome sehen?«
»Ich denke nicht! Sie sind zu klein«, sagte Caroline lachend.
»Eben. Stattdessen würdet Ihr sehen, wie er Dinge in Schmelztiegeln schmilzt oder sie in Säuren auflöst. Was hat derlei mit Atomen zu tun? Die Antwort lautet, dass Newton, außerstande, selbst mit den schärfsten Mikroskopen Atome zu sehen, gesagt hat: ›Wenn meine Vorstellung von Atomen richtig ist, dann müsste dies oder jenes passieren, wenn ich einen Tropfen hiervon in ein Becherglas davon gebe.‹
Er tut es und sieht weder Erfolg noch Misserfolg, sondern etwas anderes, womit er nicht gerechnet hat; dann brütet er darüber nach, modelt seine Vorstellung von Atomen um, ersinnt ein neues experimentum crucis und wiederholt das Ganze. Ebenso würde Eure Hoheit, wenn Ihr mich in Massachusetts besuchtet und mich in meinem Institut bei der Arbeit säht, keine Monaden auf Tischplatten umherliegen sehen. Stattdessen würdet Ihr mich an Maschinen arbeiten sehen, die für das Denken das sind, was Bechergläser, Retorten et cetera für Atome: Maschinen, die, wie Monaden, einfache Regeln auf Informationen anwenden, die ihnen von außen zugeführt werden.«
»Woher wollt Ihr wissen, dass diese Maschinen so arbeiten, wie sie sollen? Eine Uhr lässt sich mit dem Kreisen der Himmel vergleichen, anhand dessen man beurteilen kann, ob sie richtig funktioniert. Aber wie wird Eure Maschine agieren, nachdem sie die Regel angewandt und sich entschieden hat? Und woher werdet Ihr wissen, ob das richtig ist?«
»Das ist einfacher, als Ihr vielleicht annehmt. Denn, wie Dr. Leibniz betont hat, die Regeln müssen nicht kompliziert sein. Der Doktor hat ein System zur Durchführung logischer Operationen mittels Manipulation von Symbolen gemäß bestimmten Regeln ausgearbeitet; denkt es Euch als etwas, was für Aussagen das ist, was die Algebra für Zahlen.«
»Er hat mir schon einiges davon beigebracht«, sagte Caroline, »aber ich hätte mir nie träumen lassen, dass es etwas mit Monaden und so fort zu tun hat.«
»Dieses System von Logik lässt sich vielleicht ohne allzu große Schwierigkeiten in eine Maschine einbetten«, sagte Daniel. »Und vor einem Vierteljahrhundert hat Dr. Leibniz, auf dem Werk von Pascal aufbauend, eine Maschine gebaut, die addieren, subtrahieren, dividieren und multiplizieren konnte. Ich gedenke einfach, diese Arbeit fortzuführen. Das ist alles.«
»Wie lange wird das dauern?«
»Jahre und Jahre«, sagte Daniel. »Länger, wenn ich es inmitten der Ablenkungen Londons versuchen würde. Und so werde ich mich, sobald ich Euch in Berlin abgeliefert habe, Richtung Westen aufmachen und erst wieder länger Halt machen, wenn ich Massachusetts erreicht habe. Wie lange es dauern wird? Es genügt wohl, wenn ich sage, dass Ihr, bis ich für meine Mühen etwas vorzuweisen habe, erwachsen und Königin irgendeines Reiches sein werdet. Aber vielleicht entsinnt Ihr
Euch in einem müßigen Moment des Tages, an dem Ihr mit zwei seltsamen Doktoren in einer Kutsche nach Berlin gefahren seid.Vielleicht kommt es Euch sogar in den Sinn, Euch zu fragen, was wohl aus dem einen wurde, der nach Amerika ging, um
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