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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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leistet freilich ausgezeichnete Arbeit, und ich habe das Gefühl, dass ich immer weniger gebraucht werde.«

    »Ach, jetzt kann ich mich zwar bewegen, aber ich kann nichts mehr sehen«, beschwerte sich Sophie und blinzelte zu einem Fresko auf, das von schlechtem Licht und altem Ruß verschleiert wurde. »Ich kann die gemalten Furien nicht von den lebendigen Fledermäusen unterscheiden.«
    »Ich glaube, das wären dann Harpyien, Euer Gnaden.«
    »Ich werde Euch gleich zeigen, was eine Harpyie ist, wenn Ihr nicht anfangt, Eure Arbeit zu tun!«
    »Nun gut... alsdann, Ludwig XIV. hat einen großen Abszess am Hals. Das ist nicht sehr gut, wie? Gut, weiter... Die Franzosen werden Wilhelm als König anerkennen, und außerdem sämtliche Titel, die er verliehen hat. So ist, um ein paar Beispiele zu nennen, John Churchill nun der Herzog von Marlborough, und die Herzogin von Arcachon ist nun auch die Herzogin von Qwghlm.«
    »Arcachon-Qwghlm... Ja... Von ihr haben wir gehört«, verkündete Sophie und traf eine weitreichende Entscheidung.
    »Sie wird über die Maßen erfreut sein, Eure Kurfürstliche Gnaden, dass Ihr sie zur Kenntnis nehmt. Denn sie achtet auf dieser Welt keinen Monarchen höher als Eure Kurfürstliche Gnaden.«
    »Was ist mit ihren eigenen Lehnsherren, Ludwig und Wilhelm? Achtet sie sie denn nicht?«, wollte Ihre Kurfürstliche Gnaden wissen.
    »Äh... Bestimmt verbietet es der Herzogin das Protokoll , dem einen den Vorzug vor dem anderen zu geben... Außerdem sind beide, wie man leider sagen muss, Männer.«
    » Ich verstehe, was Ihr meint. Hat diese doppelte Herzogin auch einen Vornamen?«
    »Eliza.«
    »Kinder? Außer diesem – sofern ich mich nicht irre – lebhaften kleinen Bankert, den mein Bankier ständig im Schlepptau hat.«
    »Bislang zwei überlebende Kinder: die vierjährige Adelaide und Louis, der knapp zwei ist; Letzterer ist die persönliche Vereinigung der Häuser Arcachon und Qwghlm und wird, wenn er seinen Vater überlebt, Herr eines Herzogtums mit Bindestrich wie etwa Oranien-Nassau oder Brandenburg-Preußen werden.«
    »Arcachon-Qwghlm hat allerdings nicht ganz den gleichen Klang, fürchte ich. Womit vertreibt sie sich die Zeit?«
    »Mit Naturphilosophie, erstaunlich komplizierten finanziellen Machenschaften und der Abschaffung der Sklaverei.«
    »Der weißen oder der gesamten?«

    »Ich glaube, sie hat vor, mit der weißen zu beginnen, um die dabei gewonnenen juristischen Präzedenzfälle dann dafür einzusetzen, dass sie insgesamt abgeschafft wird.«
    »Spielt für uns kaum eine Rolle«, murmelte Sophie, »wir haben hier keine Mohren und auch keine Flotte, mit der wir welche beschaffen könnten. Aber es kommt mir ein wenig, wie soll ich sagen, wie eine Donquichotterie vor.«
    Leibniz blieb stumm.
    »Gegen eine Donquichotterie ist nichts zu sagen!«, räumte Sophie ein. »Wir haben nichts gegen einen Schuss Donquichotterie, solange sie nicht langweilig ist. Die Herzogin langweilt einen doch nicht damit, oder?«
    »Wenn Ihr sie beiseitenehmt und wirklich in sie dringt, kann sie sich sehr ausführlich über die Übel der Sklaverei verbreiten«, gab Leibniz zu, »aber sonst ist sie geradezu die Diskretion in Person und äußert in höflicher Gesellschaft niemals mehr als ein paar Worte zu dem Thema.«
    »Wo ist sie?«
    »In letzter Zeit hält sie sich meistens in London auf, wo sie sich um ein unermesslich langwieriges und langweiliges juristisches Verfahren kümmert, das mit einer gewissen Abigail Frome, einer weißen Sklavin zu tun hat, aber sie unterhält Wohnsitze in St. Malo, Versailles, Leipzig, Paris und natürlich das Schloss auf Outer Qwghlm.«
    »Wir möchten mit ihr zusammentreffen. Wir sind ihr dankbar, dass sie Prinzessin Caroline unter ihre Fittiche genommen hat, als das arme Kind vergessen und allein war. Wir teilen ihre Leidenschaft für die Naturphilosophie. Wir brauchen vielleicht jemanden von ihren Gaben, der uns bei der Verwaltung unseres Schiffes Minerva hilft und sicherstellt, dass die damit erzielten Gewinne nicht unrechtmäßigerweise in den Schatullen unserer Partnerin Kottakkal, der Piratenkönigin von Malabar, landen.«
    »Ich fürchte, ich kann Eurer Kurfürstlichen Gnaden nicht mehr folgen!«
    »Dann gebt Euch mehr Mühe, Doktor Leibniz, ich habe Euch eingestellt, weil es hieß, Ihr wärt klug .«
    »Es wird nicht wieder vorkommen, Eure Kurfürstliche Gnaden … Äh... Ihr sagtet gerade etwas von einem Schiff?«
    »Einerlei! Das Wichtigste ist, dass diese Eliza

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