Confusion
»fragt.«
Bob sank auf die Knie. »Willst...«
»Ja.«
»Abigail Frome, willst du...«, begann Barnes.
»Ja.«
»Robert Shaf...«
»Ja.«
»...erkläre ich Euch für Mann und Frau. Ihr dürft die Braut küssen –
später. Raus hier, und zwar ein bisschen plötzlich!«, sagte Oberst Barnes und floh aus dem Zimmer, denn ihm war, als hätte er durchs Fenster etwas erspäht.
»Hol mir den Scharnierstift, Mann«, sagte Abigail, »anstelle eines Rings.«
Im Hof hatten sich ohnehin schon mehrere Züge Musketiere formiert, und so bedeutete es keine größere Verzögerung für sie, sich zu beiden Seiten des Weges aufzustellen und einen Bogen aus Bajonetten zu bilden, durch den Mr. und Mrs. Shaftoe hindurchlaufen konnten. Für Frühlingsblumen war es noch zu früh, aber irgendein Gemeiner besaß die Geistesgegenwart, von einem knospenden Kirschbaum einen Zweig abzuhacken und ihn Abigail in die Arme zu drücken. Aus den Stallungen wurde ein weißes Pferd geraubt und den Frischverheirateten als Hochzeitsgeschenk übergeben. Angehörige des Hauspersonals schauten durch die Fenster zu, gurrten und winkten mit Geschirrtüchern. Die französischen Musketiere, die das Anwesen bewachen sollten und die man entwaffnet und in einen trockenen Brunnen gescheucht hatte, weinten vor Freude und schnäuzten sich die Nase. Selbst der Kavalier, der Barnes so zugesetzt hatte, konnte nur den Blick abwenden, den Kopf schütteln und blinzeln. Er war indigniert darüber, dass man ihn zum kleingeistigen Schurken des Stücks gemacht hatte, und wünschte, er hätte ausführlicher mit Barnes reden und ihm mitteilen können, dass er, hätte man ihn vom Zweck des Unternehmens in Kenntnis gesetzt, vielleicht Venus anstatt Mars gedient hätte.
Auf zwei Pferde verteilt, inspizierten Barnes und die Shaftoes ein letztes Mal die Truppen.
»Heute habt ihr eurem Sergeanten Ehre gemacht«, verkündete Barnes, »und ihm einen kleinen Teil dessen zurückgezahlt, was ihr ihm schuldet, weil er euch durch so viele Schlachten hindurch am Leben gehalten hat. Und nun zurück zur Ausbildung! Die heutige Übung heißt ›Sich in der Landschaft unsichtbar machen‹. Sie hat bereits begonnen, und ihr stellt euch bereits fürchterlich ungeschickt an, indem ihr in voller Sicht in dicht gedrängten Haufen herumsteht!«
Gemeine begannen aus dem Glied zu treten und über Mauern zu setzen. Ein altgedienter Sergeant näherte sich Barnes und brachte einen Protest vor: »Es gibt keine Landschaft, in der man sich unsichtbar machen könnte, Sir! Wir stehen mit einem Fuß in dem verdammten
Frankreich, sämtliche Bäume sind gefällt, wir befinden uns dreißig Meilen hinter den feindlichen Linien...«
»Genau darum ist es ja eine so hervorragende Übung! Wären wir im verfluchten Sherwood Forest, wäre es einfach, nicht wahr? Hier ein Vorschlag: Solange ihr die Klappe haltet, wird man euch für hungerleidende Deserteure der französischen Armee halten! Und jetzt verschwindet endlich. Ich sehe euch dann alle in ein paar Tagen im Quartier wieder. Ich muss Mr. und Mrs. Shaftoe zur Küste begleiten, damit sie nach London gelangen und dort einen Hausstand gründen können. Ihr werdet alle in ihrem Haus willkommen sein!«
Hier sah Abigail zum ersten Mal nicht mehr ganz so strahlend aus. Aber die Freude kehrte gleich wieder in ihr Gesicht zurück, als diejenigen Black Torrent Guards, die sich noch nicht in der Landschaft unsichtbar gemacht hatten, in Jubelrufe ausbrachen. Bob setzte das weiße Pferd in Bewegung, drehte eine Runde durch den Park und nahm nacheinander die Jubelrufe verschiedener Grüppchen von Soldaten, der französischen Dienstmädchen an den Fenstern und der Musketiere im Brunnen entgegen; dann hieß es zum Tor hinaus und auf die Straße. In halsbrecherischem Tempo folgten sie Barnes – der bereits halbwegs zum westlichen Horizont gelangt war. Abigail, die auf der Kruppe des Pferdes saß, drückte die Wange in die Höhlung zwischen Bobs Schulterblättern, schlang die Arme um seine Taille und verschränkte die Finger miteinander. Bob, der spürte, wie sich etwas Hartes in seinen Bauch drückte, sah, als er an sich herunterblickte, Abigails Finger, die sich um den Scharnierstift geschlossen hatten.
Schloss Herrenhausen, Hannover
AUGUST 1697
»Frankreich wird alle Territorien aufgeben, die es seit 1678 erobert hat – mit Ausnahme der Stadt Straßburg, für die Ludwig eine große Vorliebe gefasst zu haben scheint -, und zwar unter der Bedingung, dass sie
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