Congo
Südafrika Farmgebäude und in Äthiopien Busse angegriffen haben sollten. Elliot ließ sich davon nicht beeindrucken. Im übrigen war die Vorstellung, daß die Natur das Tun des Menschen widerspiegelt, sehr alt — mindestens so alt wie Äsop und von etwa der gleichen naturwissenschaftlichen Stichhaltigkeit.
»Die natürliche Welt läßt sich vom Menschen nicht beeindrucken«, sagte Elliot. »Sehr richtig«, gab Munro zur Antwort, »aber es gibt nicht mehr so viel natürliche Welt.«
Elliot stimmte ihm nur widerwillig zu, doch tatsächlich behauptete eine wohlbekannte wissenschaftliche These eben das. 1955 hatte der französische Anthropologe Maurice Cavalle einen umstrittenen Aufsatz mit dem Titel »Der Tod der Natur« veröffentlicht. Darin hieß es:
»Vor einer Million Jahren war eines der hervorstechenden Merkmale der Erde eine überall herrschende Wildnis, die wir ›Natur‹ nennen mögen. Inmitten dieser wilden Natur gab es kleine Enklaven, die von Menschen bewohnt wurden. Ob es sich um Höhlen mit einem künstlich unterhaltenen Feuer handelte, das den Menschen wärmen sollte, oder später um Städte mit Wohnungen und künstlich angelegten Ackerflächen — alle diese Enklaven waren ihrem ganzen Wesen nach unnatürlich. In den darauffolgenden Jahrtausenden verminderte sich die Fläche unberührter Natur, die diese künstlichen Enklaven umgab, in zunehmendem Maße, auch wenn diese Entwicklung jahrhundertelang nicht erkennbar war.
Noch vor dreihundert Jahren lagen zwischen den großen Städten Frankreichs oder Englands weite Flächen unberührter Wildnis, in der sich wie schon Jahrtausende zuvor wildes Getier tummelte. Doch unaufhaltsam dehnte der Mensch seinen Einflußbereich aus.
Vor hundert Jahren, gegen Ende der Epoche der großen europäischen Forscher, war die Natur so radikal vermindert, daß sie als etwas Neues empfunden wurde: daher der nachhaltige Eindruck, den die Erforschung Afrikas auf die Menschen des 19. Jahrhunderts ausübte. In eine wahrhaft natürliche Welt einzudringen war exotisch, ging über den Erfahrungsbereich der meisten Menschen hinaus, die von der Wiege bis zum Grabe in einer ganz und gar vom Menschen bestimmten Umgebung lebten. Im 20. Jahrhundert hat sich das Ungleichgewicht so weit verlagert, daß man getrost sagen kann, die Natur ist verschwunden. Wildpflanzen werden in Gewächshäusern erhalten und Wildtiere in zoologischen Gärten und Wildparks: künstliche Umgebungen, die der Mensch zur Erinnerung an die einst vorherrschende natürliche Welt geschaffen hat.
Doch lebt ein Tier in einem Zoo oder in einem Wildpark nicht sein natürliches Leben — so wenig wie ein Mensch in der Stadt ein natürliches Leben lebt. Heute sind wir vom Menschen und dem, was er geschaffen hat, umgeben. Man kann dem Menschen nicht mehr ausweichen, nirgendwo auf dein Erdball, und die Natur ist nur noch eine Vorstellung, ein längst verblaßter Traum von Vergangenem.«
Karen Ross rief Elliot von seinem Abendessen weg. »Für Sie«, sagte sie und deutete auf den neben der Antenne stehenden Computer. »Ihr Freund wieder.«
Munro grinste: »Nicht einmal im Dschungel ist man vor dem Telefon sicher.«
Elliot ging zum Bildschirm hinüber. COMPUTR SPRACHANLYSN UNGENUEGN BRAUCHN MER MATRIAL KOEN SI LIFRN?
WAS FR MATRIAL? fragte Elliot zurück.
MER TONMAT-SNDET TONAUFNAM.
Elliot gab ein: Ja, falls vorhanden. JA FALS VOBH.
FREQNZ 22-50 KHZ KRITSCH.
Elliot tastete zurück: Verstanden. VRSTNDN.
Es folgte eine Pause. Dann hieß es: WIGEZ AMY?
Elliot zögerte kurz. BESTENS.
GRUS VONUNS ALN kam die Antwort. Dann wurde die Sen dung für einen Augenblick unterbrochen. MOMNT NCH.
Es entstand eine längere Pause. SNSATION, schrieb Seamans dann. WIR HABN SWENSN.
2. SNSATION SWENSN
Zuerst sagte Elliot die Mitteilung nichts. Swensn?
Was bedeutete Swehsn? Möglicherweise ein Übertragungsfehler? Und dann fiel ihm ein: Mrs. Swenson! Amys Entdeckerin, die Frau, die sie aus Afrika mitgebracht und dem Zoo von Minneapolis geschenkt hatte. Die Frau, die sich in den letzten Wochen auf Borneo aufgehalten hatte. HAETN WIRS NUR GWUST: AMYS MUTR NICHT VN EINGEB GETOETET.
Elliot wartete ungeduldig auf Seamans nächste Mitteilung. Er starrte fassungslos auf die Nachricht.
Man hatte ihm immer gesagt, Eingeborene hätten Amys Mutter getötet, und zwar in einem Dorf, das Bagimindi hieß. Eingeborene hätten die Mutter verzehrt, und so sei Amy Waise geworden… WISO?
MUTR WAR SHON TOT NICHT GGESN. Die Eingeborenen hatten
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