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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Abdrücke an.«
    Elliot merkte, wie seine Geduld zu Ende ging. Er sagte etwas über Lagerfeuererzählungen von Großwildjägern, was Munro mit wenig schmeichelhaften Äußerungen über Leute quittierte, die ihr gesamtes Wissen aus Büchern bezogen. Und dann begannen die Stummelaffen in den Bäumen plötzlich zu kreischen und die Äste zu schütteln.
    Sie fanden Malawi unmittelbar außerhalb des Lagers. Der Träger war auf dem Weg zum Bach getötet worden, wo er Wasser holen wollte. Die zusammenfaltbaren Eimer lagen in der Nähe auf dem Waldboden. Seine Schädelknochen waren zerschmettert worden.
    Das Gesicht war purpurfarben, aufgequollen und verzerrt, der Mund stand offen.
    Die Mitglieder der Expedition waren entsetzt.
    Karen Ross wandte sich ab, es war zuviel für sie.
    Die Träger hockten mit Kahega zusammen, der sie zu beruhigen versuchte, während Munro sich über den Leichnam beugte, um die Verletzungen zu untersuchen. »Sehen Sie diese Stellen, als wäre der Schädel zwischen etwas zerquetscht…«
    Munro fragte nach den Steinplatten, die Elliot am Vortag in der Stadt gefunden hatte. Er warf einen Blick auf Kahega, der hoch aufgerichtet vor ihm stand und sagte: »Wir müssen nach Hause zurück, bwana.«
    »Das geht nicht«, sagte Munro.
    »Wir kehren um. Wir müssen. Einer unserer Brüder ist tot, wir müssen eine Feier für seine Frau und seine Kinder machen, bwana.«
    »Kahega…«
    »Bwana, wir müssen jetzt zurück.«
    »Kahega, darüber wollen wir reden.« Munro richtete sich auf, legte den Arm um Kahegas Schulter und führte ihn beiseite, auf die gegenüberliegende Seite der Lichtung: Dort sprachen sie mehrere Minuten lang leise miteinander. »Es ist grauenhaft«, sagte Karen Ross.
    Sie schien ehrlich betroffen und von Mitgefühl überwältigt. Elliot wollte sie schon trösten, als sie fortfuhr: »Nun bricht die Expedition zusammen. Es ist grauenhaft. Wir müssen irgendwie weitermachen, sonst finden wir die Diamanten nie!«
    »Sonst haben Sie keine Sorgen?«
    »Nun, immerhin sind sie ja versichert…«
    »Wenn das alles ist«, sagte Elliot.
    »Sie sind doch bloß wütend, weil Ihr verdammter Affe abgehauen ist«, sagte Karen Ross. »Reißen Sie sich zusammen, sie beobachten uns.«
    Tatsächlich sahen die Kikuyu aufmerksam zu Karen Ross und Elliot herüber. Offenbar versuchten sie herauszubekommen, wie die Dinge standen.
    Allerdings wußten sie alle, daß die entscheidenden Verhandlungen zwischen Munro und Kahega geführt wurden. Einige Minuten später kehrte Kahega zurück und wischte sich die Augen. Er sagte rasch etwas zu seinen Brüdern. Sie nickten.
    Dann wandte er sich wieder Munro zu. »Wir bleiben, bwana.«
    »Gut, sagte Munro und nahm sogleich seinen gewohnten, gebieterischen Ton wieder auf: »Holt die Steinplatten.« Nachdem sie gebracht worden waren, legte Munro sie zu beiden Seiten an Malawis Schädel. Sie paßten genau in die halbkreisförmigen Vertiefungen am Kopf.
    Dann sprach Munro rasch auf Swahili mit Kahega, der seinerseits etwas zu seinen Brüdern sagte. Sie nickten. Nun erst vollzog Munro den nächsten schrecklichen Schritt. Er hob die Arme weit auseinander und ließ die Platten mit aller Kraft gegen den bereits zusammengedrückten Schädel sausen. Das dumpfe Geräusch war ekelerregend, Blutspritzer bedeckten sein Hemd. Aber es war ihm nicht gelungen, den Schädel weiter zu beschädigen.
    »Ein Mensch hat nicht die Kraft dazu«, sagte Munro tonlos. Er sah zu Peter Elliot hin. »Wollen Sie’s versuchen?« Elliot schüttelte den Kopf.
    Munro erhob sich. »So wie Malawi hingefallen ist, muß er gestanden haben, als es geschah.« Munro sah Elliot eindringlich an und sagte: »Ein großes Tier, so groß wie ein Mensch. Ein großes, kräftiges Tier. Ein Gorilla.« Elliot wußte keine Antwort darauf.
    Kein Zweifel, daß Peter Elliot sich durch die Entwicklung der Dinge bedroht fühlte, wenn auch nicht in seiner persönlichen Sicherheit. »Ich konnte das einfach nicht akzeptieren«, sagte er später. »Ich kenne mein Forschungsgebiet, und ich konnte die Vorstellung nicht akzeptieren, daß Gorillas in der Wildnis ein unbekanntes, radikal gewalttätiges Verhalten entfalteten. Und es ergab ja auch keinen Sinn. Gorillas sollten Steinplatten verfertigen, mit deren Hilfe sie Menschen den Schädel zerschmetterten? Das war ausgeschlossen!«
    Nach der Untersuchung des Leichnams ging Elliot zum Fluß, um sich das Blut von den Händen zu waschen. Als er dort mit sich allein war, ertappte er sich dabei,

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