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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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unterscheiden — sie erinnerte sich an früher Vorgefallenes und nahm Dinge vorweg, die ihr für die Zukunft versprochen worden waren —, doch war es der Arbeitsgruppe nie gelungen, ihr genauere Unterscheidungen beizubringen. Zum Beispiel konnte sie nicht gestern von vorgestern unterscheiden. Es war nicht klar, ob das an Mängeln der Unterrichtsmethode lag oder an Amys spezifischer Begriffswelt. (Allerdings gab es Anzeichen für begriffliche Unterscheidungen.
    Insbesondere zeigte Amy sich bei räumlichen Begriffen für Zeitangaben verwirrt, so zum Beispiel bei »das haben wir hinter uns« oder »das liegt noch vor uns«. Ihre Ausbilder begriffen die Vergangenheit als etwas Zurückliegendes und die Zukunft als etwas vor ihnen Liegendes, während Amys Verhalten darauf hinzudeuten schien, daß sie die Vergangenheit als etwas vor ihr Liegendes begriff — weil sie es sehen konnte — und die Zukunft als etwas hinter ihr Liegendes, weil es ihr unsichtbar war. Wenn sie ungeduldig auf die versprochene Ankunft eines Bekannten wartete, sah sie immer wieder über ihre Schulter, auch wenn sie mit dem Gesicht zur Tür stand.) Wie auch immer, jetzt stellte sich die Frage der Zeitangaben als besonders schwierig heraus, und Elliot mußte seine Fragen sehr sorgfältig formulieren. Er begann: »Amy, was geschehen nachts? Bei Gorillas?«
    Sie sah ihn mit dem Blick an, mit dem sie ihn immer dann bedachte, wenn sie eine Frage für überflüssig hielt. Amy nachts schlafen.
    »Und die anderen Gorillas?«
    Gorillas nachts schlafen.
    »Alle Gorillas?«
    Sie unterließ es, darauf zu antworten.
    »Amy«, sagte er. »Nachts Gorillas in unser Lager kommen.«
    Hier?
    »Ja, hier. Gorillas waren nachts hier.« Sie dachte darüber nach. Nein. Munro fragte: »Was hat sie gesagt?« Elliot sagte: »Sie sagt: ›Nein.‹ Doch, Amy, sie waren hier.«
    Amy antwortete nicht sogleich. Dann teilte sie ihm mit: Dinger waren hier.
    Wieder wollte Munro wissen, was sie gesagt hatte. »Sie hat gesagt, daß Dinger hier waren«, sagte Elliot und übersetzte von nun an Amys Antworten für die anderen. Karen Ross fragte: »Was für Dinger, Amy?« Schlimme Dinger.
    Munro fragte: »Waren es Gorillas, Amy?«
    Nicht Gorillas. Schlimme Dinger. Viele schlimme Dinger kommen Wald kommen. Atem sagen. Nachts kommen.
    Munro fragte: »Wo sind sie jetzt, Amy?«
    Amy sah sich um und zeigte auf den Dschungel. Hier. Alter Platz schlimmer Platz Dinger kommen.
    Karen Ross fragte: »Was für Dinger, Amy? Sind es Tiere?« Elliot erklärte den anderen, daß Amy die Kategorie »Tiere« nicht abstrahieren konnte. »Sie hält uns für Tiere«, erklärte er. »Sind die schlimmen Dinger Menschen, Amy?«
    Nein.
    Munro fragte: »Andere Affen?«
    Nein. Schlimme Dinger nachts nicht schlafen.
    Munro fragte: »Kann man sich auf das verlassen, was sie sagt?«
    Was bedeuten?
    »Ja«, sagte Elliot. »Absolut.«
    »Sie weiß, was Gorillas sind?«
    Amy lieber Gorilla, ließ sie wissen.
    »Ja, das bist du«, sägte Elliot. »Sie sagt, daß sie ein lieber Gorilla ist.«
    Munro runzelte die Stirn. »Sie weiß also, was Gorillas sind, sagt aber zugleich, diese Dinger seien keine?«
    »Ja, das sagt sie.«

2. Fehlende Elemente
    Elliot brachte Karen Ross dazu, die Videokamera so am Rand der Stadt aufzustellen, daß sie zum Lager wies. Als das Band lief, führte er Amy zum Rand des Lagers, damit sie die zerstörten Gebäude sah. Er wollte ihr die tote Stadt zeigen, die Wirklichkeit hinter ihren Träumen — und er wollte aufzeichnen, wie sie auf den Anblick reagierte. Was geschah, war völlig unerwartet. Amy zeigte überhaupt keine Reaktion.
    Ihr Gesicht blieb unbeteiligt, ihr Körper entspannt. Sie machte keine Zeichen. Wenn überhaupt, konnte man sagen, daß sie gelangweilt war, wieder einmal eine der Launen Elliots ertrug, um ihm einen Gefallen zu tun. Elliot beobachtete sie aufmerksam. Sie verdrängte nichts und unterdrückte nichts — sie reagierte überhaupt nicht. Sie sah gleichmütig auf die Stadt. »Amy kennen diesen Ort?«
    Ja.
    »Amy Peter sagen, was für ein Ort.«
    Schlimmer Ort alter Ort.
    »Schlafbilder?«
    Dies schlimmer Ort.
    »Warum ist er schlimm, Amy?«
    Schlimmer Ort alter Ort.
    »Ja, aber warum, Amy?«
    Amy Angst. Keine körperliche Regung deutete darauf hin, daß sie wirklich Angst hatte. Sie hockte neben ihm auf dem Boden und blickte ganz ruhig vor sich hin.
    »Warum Amy Angst?«
    Amy essen wollen.
    »Warum Amy Angst?«
    Sie ließ sich zu keiner Antwort herbei und verhielt sich wie

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