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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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immer, wenn sie sehr gelangweilt war. Er konnte sie nicht dazu bringen, sich weiter über ihre Träume zu äußern. Sie war ebenso verschlossen, wie sie in San Francisco auf dieses Thema reagiert hatte. Als er sie aufforderte, mit ihnen in die Ruinen zu gehen, weigerte sie sich in aller Ruhe. Andererseits schien es sie nicht zu bekümmern, daß Peter Elliot in die Stadt ging. Sie winkte ihm sogar fröhlich nach und machte sich dann auf, um Kahega um etwas Eßbares anzubetteln.
    Erst nach Abschluß der Expedition, als er wieder in Berkeley war, fand Elliot die Erklärung für dieses verwirrende Verhalten — in Freuds »Traumdeutung«, die erstmals 1900 veröffentlicht worden war.
    Dort hieß es, in seltenen Fällen könne es vorkommen,- daß ein Patient sich plötzlich der Wirklichkeit hinter seinen Träumen gegenübersehe, ob es sich nun um ein Gebäude, einen Menschen oder eine Situation handle, irgend etwas, das ihm tief vertraut sei. Stets sei die subjektive Reaktion des Träumenden gleich. Der Emotionsgehalt des Traums — ob angsterregend, lustbetont oder geheimnisvoll schwinde beim Anblick der Wirklichkeit. Man dürfe sicher sein, daß die scheinbare Langeweile des Betreffenden nicht die Unrichtigkeit des Traumgehalts beweise. Die Langeweile könne dann besonders stark sein, wenn der Traumgehalt wirklich sei. Der Träumende erkenne auf irgendeiner tieferen Ebene seine Unfähigkeit, das, was er empfinde, zu ändern, und so fühle er sich von Ermattung, Langeweile und Gleichgültigkeit erfaßt, was dazu diene, seine fundamentale Hilflosigkeit angesichts seiner wirklichen Schwierigkeit, die abgestellt werden müsse, vor ihm zu verbergen.
    Monate später also sollte Elliot zu dem Ergebnis kommen, daß Amys ausbleibende Reaktion nur ein Hinweis auf die Tiefe ihrer Empfindung war und daß Freuds Analyse stimmte — die NichtReaktion schützte sie vor einer Situation, die geändert werden mußte, die zu ändern Amy sich jedoch außerstande sah, insbesondere angesichts der Kindheitserinnerungen, die ihr von dem traumatischen Erlebnis des Todes ihrer Mutter geblieben sein mochten.
    Doch vorerst war Elliot tief enttäuscht von Amys gleichgültiger Haltung. Von all den möglichen Reaktionen, die er sich zu Beginn der Expedition in den Kongo ausgemalt hatte, war Langeweile das, woran er am wenigsten gedacht hatte, und so entging ihm deren Bedeutung: Die tote Stadt Zinj war so voller Gefahren, daß Amys Unbewußtes sich veranlaßt sah, sie beiseite zu schieben und zu ignorieren.
    Elliot, Munro und Karen Ross verbrachten einen heißen, schwierigen Vormittag damit, sich einen Weg durch den dichten Bambus und die zähen, festen Schlingpflanzen des Sekundärdschungels zu schlagen, um zu weiteren Gebäuden im Innern der Stadt zu gelangen. Gegen Mittag wurden ihre Bemühungen belohnt. Sie betraten Bauten von einer eindrucksvollen Architektur, anders als alles, was sie bisher gesehen hatten. Sie umschlossen riesige unterirdische Höhlen, die drei oder vier Stockwerke tief hinabführten.
    Karen Ross war hocherfreut über die Entdeckung der unterirdischen Bauten. Sie bewiesen ihr, daß die Bewohner der Stadt die zum Abbau von Diamanten erforderliche Technik beherrscht hatten. Munro drückte etwas Ähnliches aus, als er sagte: »Die Leute, die hier gelebt haben, haben etwas von Erdarbeiten verstanden.«
    Trotz ihrer Begeisterung fanden sie in den Tiefen der Stadt nichts von Interesse. Später am Tag stiegen sie hinauf in höhere Ebenen und stießen auf ein Gebäude mit so vielen Reliefs, daß sie es »die Galerie« nannten. Auch hier untersuchten sie mit Hilfe des über Satelliten arbeitenden Videosystems die Bilder. Sie zeigten Szenen aus dem Alltag der Stadt: Frauen, die am Feuer Mahlzeiten zubereiteten, Kinder mit Stöcken bei einem Ballspiel, Schreiber, die auf dem Boden hockten und irgend etwas auf Tontafeln verzeichneten. Eine ganze Wand war mit Jagdszenen geschmückt: die Männer trugen kurze Lendenschurze und waren mit Speeren bewaffnet.
    Und schließlich gab es Darstellungen des Bergbaus, auf denen man sehen konnte, wie Männer Körbe voller Gestein aus Stollen an die Erdoberfläche trugen. In diesem reichen Panorama, so fiel ihnen auf, fehlten bestimmte Elemente. Die Bewohner von Zinj hatten sich Hunde, die sie für die Jagd brauchten, und eine Abart der Zibetkatze als Haustiere gehalten — und doch schien es ihnen nie in den Sinn gekommen zu sein, sie als Lasttiere zu verwenden. Alle körperliche Arbeit wurde von

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