Congo
hochgeschraubten Anforderungen, da über Laserleitungen zwanzigtausendmal so viele Informationen weitergegeben werden können wie über gewöhnliche Koaxialkabel aus Metall. Für die Laserübertragung aber war ebenfalls eine Vielzahl neuer technischer Verfahren erforderlich — unter anderem die Entwicklung der Glasfaseroptik und dotierte halbleitende Diamanten, die nach Rumbaughs Worten in den nächsten Jahren »wertvoller als Öl« sein würden.
Rumbaugh ging sogar noch weiter und sah voraus, daß innerhalb des nächsten Jahrzehnts die Elektrizität völlig veralten werde. Zukünftige Computer würden ausschließlich mit lichtgesteuerten Schaltkreisen arbeiten und auch mit Datensystemen verbunden sein, deren Übertragungsmedium Licht wäre. Der Grund dafür lag in der Schnelligkeit. »Licht«, sagte Rumbaugh, »pflanzt sich eben mit Lichtgeschwindigkeit fort, und Elektrizität nicht, jedenfalls nicht in Schaltkreisen. Wir leben in den letzten Jahren der mikroelektronischen Technik.«
Dabei sah die Mikroelektronik keineswegs todgeweiht aus. Im Jahre 1979 war sie einer der Hauptindustriezweige in sämtlichen Industrieländern der Erde und stand allein in den Vereinigten Staaten für einen Jahresumsatz von achtzig Milliarden Dollar. Von den fünfhundert größten Unternehmen, deren Rangliste die Zeitschrift Fortune veröffentlichte, beschäftigten sich sechs der ersten zwanzig nicht nur am Rande mit Mikroelektronik.
Die Unternehmen dieser Branche hatten in einem Zeitraum von weniger als dreißig Jahren einen unglaublichen Wettbewerb und einen ebenso unglaublichen Fortschritt erlebt. Während ein Hersteller 1958 zehn elektronische Funktionen auf einem einzigen Siliziumbaustein unterbringen konnte, fanden 1970 auf einem dieser »Chips« genannten Bausteine derselben Größe bereits hundert Funktionen Platz — das entsprach einer Verzehnfachung in kaum mehr als einem Jahrzehnt.
1972 aber war es bereits möglich, tausend Funktionen auf einem Chip unterzubringen und 1974 zehntausend. Man ging davon aus, von 1980 an auf einem einzigen Chip von der Größe eines Daumennagels eine Million Funktionen unterbringen zu können, und zwar mit Hilfe elektronischer Fotoprojektion. Tatsächlich wurde dieses Ziel bereits 1978 erreicht. Somit hieß im Frühjahr 1979 das neue Ziel: zehn Millionen vielleicht sogar eine Milliarde — Funktionen auf einem einzigen Siliziumbaustein, zu verwirklichen bis 1980. Aber eigentlich glaubte niemand, daß man darauf länger als bis Juni oder Juli 1979 warten müßte. Ein Fortschritt solcher Größenordnung war beispiellos, einerlei, welchen Industriezweig man zum Vergleich heranzog. Man sehe sich nur ältere Produktionsverfahren an: die Automobilfabriken in Detroit begnügten sich damit, im Abstand von jeweils drei Jahren unerhebliche Produktveränderungen vorzunehmen, während die Elektronikindustrie es als selbstverständlich ansah, im selben Zeitraum Fortschritte im Rahmen von Größenordnungen zu erzielen. Hätte Detroit damit Schritt halten wollen, hätte es den Kraftstoffverbrauch der Fahrzeuge von knapp einunddreißig Liter auf hundert Kilometer im Jahre 1970 auf 0,00000031 Liter auf hundert Kilometer im Jahre 1979 verringern müssen. Statt dessen erzielte es in eben dem Zeitraum eine Verbrauchsminderung von einunddreißig auf gut fünfzehn Liter pro hundert Kilometer — ein weiteres Anzeichen dafür, daß die Kraftfahrzeugindustrie ihre führende Rolle in der Wirtschaft der Vereinigten Staaten bald würde abtreten müssen.
Auf einem Markt, der unter solchem Wettbewerbsdruck steht, ist jeder von der Angst vor Industriespionage besessen. Das galt vor allem gegenüber Japan, das seit 1973 in San Jose ein japanisches Kulturinstitut unterhielt — manche hielten es für ein finanziell gut ausgestattetes Tarnunternehmen zum Zwecke der Industriespionage. Eine solche Investition war dort besonders gut angelegt, denn um Santa Clara gruppierte sich — in dem wegen der Vielzahl der dort ansässigen Halbleiterfirmen »Silicon Valley« genannten Tal — eine der wichtigsten Ansammlungen von Wissen auf dem Gebiet der Elektronik, und zwar der ganzen Welt.
Der Blaue Auftrag war nur unter dem Gesichtswinkel einer Industrie verständlich, die in Abständen von wenigen Monaten jeweils größere Fortschritte erzielte. Travis hatte gesagt, der Blaue Auftrag sei »der dickste Fisch, den wir in den nächsten zehn Jahren an der Angel haben werden.
Wer diese Diamanten findet, hat mindestens fünf Jahre lang
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