Congo
1971 hatte Intec, ein Unternehmen der Mikroelektronik mit Sitz in Santa Clara, erstmals vorausgesagt, in den achtziger Jahren würden Diamantenhalbleiter für eine zukünftige Generation »supraleitender« Computer wichtig sein.
Die erste Generation elektronischer Computer, ENIAC und UNIVAC, die man unter kriegsbedingter strenger Geheimhaltung in den vierziger Jahren gebaut hatte, arbeitete mit Vakuumröhren. Zwar betrug die durchschnittliche Lebensdauer einer solchen luftleer gepumpten Röhre zwanzig Stunden, doch fielen alle sieben bis zwölf Minuten einige von ihnen aus, da in den Computern Tausende solcher glühendheißer Röhren auf engem Raum dicht beieinanderstanden. Durch diese Vorgabe waren Größe und Leistungsfähigkeit der geplanten zweiten Generation von Computern von vornherein begrenzt.
Doch kam es nicht dazu — die zweite Generation arbeitete schon nicht mehr mit solchen Hochvakuumröhren. 1947 leitete die Erfindung des Transistors — ein daumennagelgroßer Schichtbaustein aus festem Material, der alle Funktionen einer Hochvakuumröhre übernahm — das Zeitalter elektronischer Halbleiterbausteine ein, die bei geringem Stromverbrauch wenig Hitze erzeugen und kleiner sowie zuverlässiger als die Röhren sind, an deren Stelle sie traten. Eine mit dem Ausgangsmaterial Silizium arbeitende Technik lieferte die Grundlage für drei Generationen von Computern, die im Verlauf der nächsten zwanzig Jahre immer kleiner, zuverlässiger und billiger wurden. Doch machten sich Anfang der siebziger Jahre die Computer-Entwickler daran, die naturgegebenen Begrenzungen der Siliziumbausteine zu überwinden. Zwar waren die Schaltkreise auf mikroskopische Abmessungen verkleinert worden, doch hing die Rechengeschwindigkeit immer noch von ihrer Länge ab. Da man hier bereits Größenordnungen von zehntausendstel Millimeter erreicht hatte, hätte eine weitere Verkleinerung der Schaltkreise wieder einen alten Feind auf den Plan gerufen: die Wärmeentwicklung. Noch kleinere Schaltkreise würden buchstäblich in der entstehenden Hitze dahinschmelzen. Man brauchte also ein Verfahren, das den Widerstand verringerte, ohne gleichzeitig Wärme zu entwickeln und die Verlustleistung zu vergrößern.
Nun war schon seit den fünfziger Jahren bekannt, daß viele Metalle »supraleitend« wurden, wenn man sie auf extrem niedrige Temperaturen abkühlte. In diesem Zustand ist ein völlig ungehinderter Elektronendurchfluß möglich. Die IBM kündigte 1977 an, sie sei dabei, einen extrem schnellen Computer von der Größe einer Pampelmuse zu entwickeln, den man mit flüssigem Stickstoff kühlen werde. Der supraleitende Computer erforderte grundlegend neue technische Verfahren und zahlreiche neue Werkstoffe, die den extrem niedrigen Temperaturen zu widerstehen vermochten.
Diese Rolle sollten in großem Umfang dotierte Diamanten übernehmen.
Einige Tage später wurde in der Kantine der ERTS eine andere Erklärung diskutiert. Ihr zufolge waren die siebziger Jahre ein Jahrzehnt gewesen, in dessen Verlauf die Zahl an Computern in einem bis dahin unbekannten Ausmaß angewachsen war. Zwar hatten die ersten Computer-Hersteller in den vierziger Jahren vorausgesagt, vier Computer würden genügen, um in der vorhersehbaren Zukunft alle erforderlichen Berechnungen auf der ganzen Welt durchzuführen, doch gingen Fachleute inzwischen davon aus, daß es bis 1990 eine Milliarde Computer geben würde — die meisten von ihnen durch Datenleitungen mit anderen Computern verbunden. Die dafür nötigen Leitungsnetze gab es allerdings noch nicht, und vielleicht waren sie sogar theoretisch unmöglich. Eine vom Hanover Institute 1975 vorgelegte Untersuchung kam zu dem Ergebnis, die Metallvorräte in der Erdkruste reichten nicht aus, um die erforderlichen Übertragungsleitungen zwischen den einzelnen Computern herzustellen. Der Erklärung von Harvey Rumbaugh zufolge würde das Kennzeichen der achtziger Jahre ein kritischer Mangel an Daten-Übertragungssystemen für Computer sein: »Ebenso wie die Verknappung an fossilen Brennstoffen in den Siebzigern die Industrieländer völlig unvorbereitet traf, wird im nächsten Jahrzehnt ein Mangel an Daten-Weitergabemöglichkeiten die Welt treffen. In den siebziger Jahren erschwerte man den Menschen die Fortbewegung, in den achtzigern wird man ihnen den Zugang zu Informationen verwehren, und es bleibt abzuwarten, welcher Mangel uns härter trifft.«
Laserstrahlen boten die einzige Hoffnung zur Lösung dieser
Weitere Kostenlose Bücher