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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sobald sie die Gorillas erblickten. Diese Mütter wußten offenbar nichts davon, daß wildlebende Schimpansen Kleinkinder fingen und aßen — was Gorillas niemals taten.
    Wiederholt hatte Elliot das menschliche Vorurteil gegenüber Gorillas beobachten können und gemerkt, welche Wirkung es auf Amy hatte. Amy konnte nichts dafür, daß sie groß und schwarz war — und daß aus ihrem gequetschten Gesicht schwere Brauen hervorsprangen. Hinter diesem Gesicht, das den Menschen abstoßend und widerlich erschien, lag ein intelligentes und empfindsames Bewußtsein, das auf die Menschen um sie herum einging. Es tat ihr weh, wenn Menschen vor ihr davonliefen, vor Furcht aufschrien oder unfreundliche Bemerkungen machten. Der Pfleger runzelte die Stirn: »Soll das heißen, daß er Englisch versteht?«
    »Ja, sie versteht Englisch.« Auch die Geschlechtsumwandlung gefiel Elliot nicht. Wer Angst vor Amy hatte, meinte immer, es handle sich um ein Männchen.
    Der Pfleger schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht.« Elliot sagte: »Amy, führ den Mann bitte hinaus.« Amy beugte sich zur Tür hinüber und öffnete sie dem Pfleger, dessen Augen immer größer wurden. Dann schloß sie die Tür hinter ihm.
    Mensch albern, kommentierte Amy.
    »Mach dir nichts draus«, sagte Elliot. »Komm, Peter krault Amy.« Und die nächste Viertelstunde lang kraulte er sie, während sie sich hocherfreut auf dem Boden wälzte und grunzte. Elliot merkte nicht, daß die Tür hinter ihm sich geöffnet hatte, und erst als es zu spät war, sah er, daß ein Schatten über den Fußboden fiel. Er wandte noch den Kopf, um aufzublicken, sah den dunklen Zylinder abwärts sausen, dann barst sein Kopf vor wildem, brennendem Schmerz, und um ihn herum versank alles in Nacht.

6. Entführt
    Er erwachte vom durchdringenden Kreischen eines elektronischen Geräts.
    »Bewegen Sie sich nicht, Sir«, sagte eine Stimme. Elliot schlug die Augen auf und sah genau in den Strahl einer Lampe, die auf ihn niederleuchtete. Er lag auf dem Rücken, immer noch im Flugzeug, und jemand beugte sich über ihn.
    »Nach rechts sehen… nach links sehen… können Sie Ihre Finger beugen?«
    Er befolgte die Anweisungen. Die Lampe wurde beiseite genommen, und er sah, daß ein Schwarzer, der einen Straßenanzug trug, neben ihm hockte. Der Mann tastete Elliots Kopf ab. Als er die Finger vom Kopf nahm, waren sie voller Blut. »Nichts Gefährliches«, sagte der Mann, »eine oberflächliche Wunde.« Er sah zur Seite. »Was meinen Sie, wie lange er wohl bewußtlos war?«
    »Ein paar Minuten, höchstens«, sagte Munro. Wieder hörte er das hohe Pfeifen. Er sah Karen Ross, die etwas über die Schulter gehängt trug und mit einem Stab, den sie vor sich hielt, durch die Fluggastkabine ging.
    Wieder das Geräusch. »Verdammt!« sagte sie und nahm etwas von der Fensterverkleidung ab. »Das ist schon die fünfte. Sie haben sich wirklich Mühe gegeben.«
    Munro sah auf Elliot hinab und fragte ihn: »Wie fühlen Sie sich?«
    »Er sollte vierundzwanzig Stunden lang beobachtet werden«, sagte der Schwarze. »Eine Vorsichtsmaßnahme, aber wichtig!«
    »Vierundzwanzig Stunden!« rief Karen Ross, ohne auf ihrem Weg durch die Kabine innezuhalten. Elliot fragte: »Wo ist sie?«
    »Sie haben sie mitgenommen«, sagte Munro.
    »Sie haben die Hecktür geöffnet, die pneumatische Rutsche aufgeblasen und waren weg, bevor jemand merkte, was geschehen war. Das hier haben wir neben Ihnen gefunden.«
    Munro gab ihm ein kleines Glasröhrchen mit japanischen Schriftzeichen. Es war verkratzt und mit Kerben bedeckt, hatte am einen Ende einen Gummikolben und am anderen eine zerbrochene Nadel.
    Peter Elliot setzte sich auf. »Sachte, sachte«, sagte der Arzt.
    »Mir fehlt nichts«, sagte Elliot. Er spürte, wie sein Schädel dröhnte. Er wendete das Röhrchen in seinen Händen hin und her. »War Reif darauf, als Sie es gefunden haben?« Munro nickte. »Jedenfalls fühlte es sich sehr kalt an.«
    »CO2«, sagte Elliot. Ein Geschoß aus einem Narkosegewehr. Er schüttelte den Kopf. »Die Nadel ist in ihr abgebrochen.« Er konnte sich Amys wütende Schreie vorstellen. Sie war eine äußerst behutsame Behandlung gewöhnt.
    Vielleicht hatte er da bei seiner Arbeit mit ihr einen Fehler gemacht, möglicherweise hätte er sie besser auf die rauhe Wirklichkeit vorbereiten sollen. Er roch an dem Röhrchen und bemerkte einen beißenden Geruch. »Lobaxin, schnell wirkendes Betäubungsmittel, die Wirkung tritt nach fünfzehn Sekunden ein.

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