Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
Analysevorrichtung aus Edelstahl gab pfeifende Geräusche von sich. »Die Blutanalyse kommt«, sagte der Pathologe.
    Auf einem Bildschirm sahen sie ein Zwillingsmuster aus pastellfarbenen Streifen. »Das ist das Elektrophorese-Muster«, erklärte der Pathologe. »Zur Untersuchung auf Serumeiweiß.
    Links haben wir menschliches Blut und rechts das Muster des Bluts, das wir unter seinen Nägeln gefunden haben. Sie können sehen, daß es bestimmt kein menschliches Blut ist.«
    »Kein menschliches Blut?« fragte Karen Ross und warf einen Blick auf Elliot.
    »Es ist von einem Tier, das dem Menschen nahe verwandt ist«, sagte der Pathologe und faßte das Muster näher ins Auge. »Aber es stammt nicht vom Menschen. Es könnte von einem Haustier sein beispielsweise einem Schwein, aber auch von einem Herrentier, einem Primaten. Altweltaffen und Menschenaffen stehen dem Menschen serologisch sehr nahe. Wir werden gleich die Computeranalyse haben.« Auf dem Bildschirm erschien die Computerschrift:
    ALPHA-UND BETA-SERUMGLOBULINWERTE STIMMEN UEBEREIN: GORILLABLUT.
    Der Pathologe sagte: »Jetzt wissen Sie, was er unter den Fingernägeln hatte — Gorillablut.«

5. Untersuchung
    »Sie tut Ihnen nichts«, sagte Peter Elliot zu dem furchtsamen Pfleger. Sie waren im Fluggastabteil des Jumbo-Frachtflugzeugs. »Sehen Sie, sie lächelt Sie an.«
    Amy zeigte ihr gewinnendstes Lächeln, wobei sie darauf achtete, daß sie ihre Zähne nicht entblößte.
    Doch solche Feinheiten der Gorilla-Etikette waren dem Pfleger aus der Privatklinik in Nairobi nicht vertraut. Seine Hand mit der Spritze zitterte. Nairobi war die letzte Gelegenheit, Amy einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Ihr großer, mächtiger Leib ließ leicht vergessen, daß sie von sehr schwächlicher Konstitution war — so wie man beim Anblick ihres dräuenden Gesichts mit den vorspringenden Augenbrauen ihr sanftmütiges, freundliches Wesen vergessen konnte. In San Francisco wurde Amys Gesundheitszustand von der Projektgruppe ständig gründlich überwacht — jeden zweiten Tag Urinproben, wöchentliche Stuhluntersuchung auf sonst nicht erkennbare Blutungen, jeden Monat eine vollständige Blutuntersuchung und alle drei Monate ein Besuch beim Zahnarzt zur Entfernung des schwarzen Zahnsteins, eine Begleiterscheinung ihrer vegetarischen Lebensweise. All das ließ Amy stets gelassen über sich ergehen, doch wußte der furchterfüllte Pfleger das nicht. Er ging auf sie zu und hielt die Spritze wie eine Waffe vor sich. »Sind Sie sicher, daß er nicht beißt?«
    Amy gab hilfsbereit durch Zeichen zu erkennen Amy versprechen nicht beißen. Sie machte die Zeichen langsam und deutlich, wie immer, wenn sie mit jemandem zu tun hatte, der ihre Sprache nicht verstand.
    »Sie verspricht, Sie nicht zu beißen«, sagte Elliot.
    »Das sagen Sie so«, sagte der Pfleger. Elliot machte sich nicht die Mühe zu erklären, daß nicht er, sondern Amy es gesagt hatte.
    Nachdem die Blutprobe entnommen war, wurde der Pfleger etwas ruhiger. Beim Zusammenpacken sagte er: »Aber das ist doch ein ziemlich häßliches Untier.«
    »Sie haben ihre Empfindungen verletzt«, sagte Elliot. In der Tat begehrte Amy heftig zu wissen was häßlich?, was Elliot besänftigend mit »nichts, Amy« beantwortete. »Er hat eben noch nie einen Gorilla gesehen.« Der Pfleger fragte: »Wie bitte?«
    »Sie haben ihre Empfindungen verletzt. Es wäre besser, Sie entschuldigten sich.«
    Der Pfleger schloß nachdrücklich seine Tasche.
    Er sah Elliot und dann Amy zweifelnd an. »Bei dem da entschuldigen?«
    »Es ist eine sie«, sagte Elliot.
    »Ja. Wie würde es Ihnen gefallen, wenn man Ihnen sagte, Sie seien häßlich?« Es ging Elliot ums Prinzip. Im Verlauf der Jahre spürte er immer deutlicher die Vorurteile von Menschen gegenüber ihren nächsten Verwandten, den Herrentieren:
    Schimpansen galten ihnen als süße Kinder, Orang-Utans als abgeklärte Greise und Gorillas eben als dräuende, gefährliche Bestien — Fehleinschätzungen in allen drei Fällen.
    Jedes dieser Tiere war einzigartig und entsprach keinem der menschlichen Klischees. Schimpansen zum Beispiel waren weit heimtückischer, als Gorillas das jemals sein konnten. Wegen ihrer extravertierten Veranlagung waren gereizte Schimpansen weit gefährlicher als gereizte Gorillas.
    Es verblüffte Elliot jedesmal, wenn er im Zoo sah, wie Mütter ihre Kinder näher an den Käfig heranschoben, damit sie sich die Schimpansen ansahen, aber sie beschützend an sich zogen,

Weitere Kostenlose Bücher