Congo
beeinträchtigen vermag, die Temperatur der Umgebung ist. An zweiter Stelle folgt Schlafmangel.«
»Was Sie nicht sagen.«
Munro sah lachend zu Elliot hinüber, aber der war in den Anblick des Regenwalds im Schein der Abendsonne vertieft. Amy zupfte Elliot sacht am Ärmel.
Frau und Nasen-Haar-Mann streiten, gab sie ihm zu verstehen. Sie hatte Munro von Anfang an gemocht, und er erwiderte ihre Zuneigung. Statt ihr den Kopf zu tätscheln und sie überhaupt wie ein Kind zu behandeln, was die meisten Menschen taten, behandelte Munro sie instinktiv als weibliches Wesen. Allerdings hatte er auch genug mit Gorillas zu tun gehabt, um ein Gespür für ihr Verhalten zu haben. Zwar konnte er Amys Sprache nicht deuten, doch wenn sie die Arme hob, verstand er, daß sie gekrault werden wollte, und diesem Wunsch kam er gern ein paar Augenblicke lang nach, während sie sich vor Vergnügen grunzend auf dem Boden wälzte.
Doch Amy war stets betrübt, wenn es Auseinandersetzungen gab, und so beobachtete sie jetzt die Situation mit Mißbilligung. »Sie reden nur miteinander«, beruhigte Elliot sie. Sie gab zu verstehen, daß sie etwas essen wollte. »Es dauert nicht lange.« Er wandte sich um und sah, wie Karen Ross die Sendeanlage aufbaute. Das sollte jetzt für den Rest der Expedition tägliche Gewohnheit werden, und zwar eine, die immer wieder Amys Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Die ganze Anlage, mit deren Hilfe Botschaften fünfzehntausend Kilometer weit über Satelliten weitergegeben werden konnten, wog zweieinhalb Kilogramm, und die Einrichtungen für elektronische Gegenmaßnahmen wogen weitere eineinhalb Kilogramm. Als erstes ließ Karen Ross die schirmförmig zusammengelegte Parabolantenne mit einem Durchmesser von eineinhalb Meter aufspringen. Das gefiel Amy ganz besonders, und sie fragte an den folgenden Tagen gegen Abend Karen Ross immer drängender, wann sie denn die »Metallblume öffnen« werde. Als die Antenne stand, schloß Karen Ross den Sendeempfänger an und stellte eine Verbindung zu den Krylon-Kadmium-Elementen her. Als nächstes schaltete sie die Abschirmeinrichtung zu und steckte zum Schluß den Stecker des tragbaren Kleincomputers mit seinem winzigen Tastenfeld und seinem Datenbildschirm mit einer Diagonale von siebeneinhalb Zentimeter ein. Diese Anlage war eine hochspezialisierte Einrichtung. Der Arbeitsspeicher des Computers hatte eine Kapazität von 189 K, und alle Stromkreise waren doppelt vorhanden. Die Gehäuse waren luftdicht versiegelt und stoßfest. Da die Bewegung der kontaktlosen Tasten nicht mechanisch, sondern über Magnete durch Ansteuerung von Feldplatten weitergegeben wurde, gab es keine störanfälligen beweglichen Teile, und es konnte am Tastenfeld kein Wasser und kein Staub eindringen. Denoch war alles äußerst robust. Karen Ross erinnerte sich an die »Praxiserprobungen«, die bei der ERTS durchgeführt wurden. Dabei schleuderten Techniker neuentwickelte Geräte auf dem Firmenparkplatz gegen Wände, malträtierten sie mit Fußtritten und ließen sie über Nacht in einem Eimer mit schlammigem Wasser liegen. Was am folgenden Tag noch betriebsfähig war, galt als praxistauglich.
Jetzt tastete sie im Schein der über Moruti untergehenden Abendsonne die Schlüsselkoordinaten ein, mit deren Hilfe sie die Verbindung nach Houston herstellen konnte, prüfte die Signalstärke und wartete die erforderlichen sechs Minuten, bis die Sendeempfänger sich angeglichen hatten. Doch auf dem kleinen Bildschirm waren lediglich graue Bildstörungen und gelegentlich Farbimpulse zu sehen. Jemand mußte sie ganz massiv stören, und zwar offensichtlich mit einem »Symphonieorchester«.
Im Jargon der ERTS hieß die niedrigste Stufe elektronischer Störung »Tuba«. Wie bei einem Nachbarskind, das Tuba übt, war das lediglich lästig.
Störungen dieser Art traten auf genau begrenzten Frequenzen auf und waren oft zufällig oder wirkten willkürlich. Im allgemeinen konnte aber trotzdem gesendet werden. Die nächste Stufe war das »Streichquartett«. Dabei wurden zahlreiche Frequenzen in erkennbarer Anordnung gestört.
Erstreckte die elektronische »Musik« sich über ein noch größeres Frequenzspektrum, sprach man von einer »Big Band«, und schließlich, wenn praktisch die gesamte für Sendungen überhaupt zur Verfügung stehende Bandbreite gestört war, von einem »Symphonieorchester«.
Mit einem solchen hatte Karen Ross es jetzt zu tun. Um die Störung zu durchbrechen, mußte sie sich mit Houston
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