Conni & Co, Band 2: Conni und der Neue
macht die Taschenlampe an und leuchtet den Waldboden ab.
»Wow!«, sagt er und tritt näher.
Conni hält eine kleine Kristallkugel in der Hand, kaum größer als eine Murmel. Sie funkelt im Schein der Taschenlampe.
»Cool!«, ruft Conni. »Ich wette, das ist einer dieser versteckten magischen Gegenstände!«
»Wenn du sie im Camp abgibst, bekommst du einen Preis«, sagt Phillip. »Herzlichen Glückwunsch!«
Conni schließt die Hand um die Kugel und schüttelt den Kopf. »Die geb ich doch nicht ab!«, erwidert sie empört. »Im Leben nicht! Die behalte ich. Zur Erinnerung«, fügt sie hinzu.
Phillip mustert sie aufmerksam. »Zur Erinnerung?«
»An das Camp natürlich«, antwortet Conni, »und an den Wald, meinen Sturz in den blöden Graben –« Sie zögert, aber dann sagt sie mutig: »Und dass du mich da rausgeholt hast.«
Eine Weile stehen sie schweigend nebeneinander. Das Licht der Taschenlampe flackert auf. Dann ist es stockduster.
»Zum Glück ist es nicht mehr weit.« Phillip räuspert sich. »Da hinten sind schon die Laternen.«
»Du«, sagt Conni langsam, während sie sich im Dunkeln auf das letzte Stück des Weges machen, »darf ich dich mal was fragen?«
»Klar.«
Conni schluckt. »Lia hat mir von deinen Eltern erzählt. Dass sie geschieden sind und dass du von der Schule geflogen bist.«
Siemacht eine Pause. »Hoffentlich bist du jetzt nicht sauer?«
»Ach Quatsch!«, sagt Phillip. »Lia hat mir erzählt, dass du Bescheid weißt.« Er bleibt stehen. »Weißt du was? Ich bin sogar froh, dass du’s weißt.«
»Echt?«, fragt Conni ungläubig. »Du bist nicht sauer?«
»Nein. Warum denn?«, fragt Phillip zurück. »Ich will nur nicht, dass alle darüber tratschen und mich bedauern. Das ist alles.«
»Ich sag’s bestimmt nicht weiter!«, versichert Conni. »Ehrenwort!«
»Klar, das glaub ich dir.«
»Und wie geht es dir jetzt so?«, fragt Conni. »Ich meine, nach der Scheidung und eurem Umzug nach Deutschland?«
»Besser«, erwidert Phillip, und es klingt sehr ehrlich. »Viel besser sogar. Weißt du, das Schlimmste war dieser ständige Streit zwischen meinen Eltern. Immer nur Zankerei, Gebrüll und Geschrei. Keiner wollte nachgeben, jeder wollte Recht behalten. Daran, wie ich mich fühlte, haben die überhaupt nicht gedacht!«
Conni versucht sich vorzustellen, wie sie sich fühlen würde, wenn Mama und Papa immerzu streiten und sich nur noch anschreien würden und sie und Jakob stünden dazwischen, aber es will ihr nicht gelingen. Allein die Vorstellung ist schon zu schrecklich! »Gut, dass es dir jetzt besser geht«, sagt sie leise.
Phillip nickt. »Es ist zwar immer noch ein blödes Gefühl, dass meine Mutter in Namibia geblieben ist und ich und mein Vater hier alleine leben«, sagt er, »aber ich gewöhne mich langsam daran. Mit meiner Mutter schreibe ich regelmäßig E-Mails. Und in den nächsten Ferien kommt sie uns besuchen.«
»Das ist toll«, freut sich Conni. Sie kichert plötzlich, weil ihr noch etwas eingefallen ist. »Darf ich dich noch was fragen?«
»Ja, klar. Hab ich doch schon gesagt.«
»Das mit den Tischen und Stühlen am ersten Schultag«, sagt Conni, »du weißt schon – die Pyramide. Das warst du, oder?«
Phillip bleibt so abrupt stehen, dass Conni fast gestolpert wäre. Weil der Mond sich gerade durch das Blätterwerk schiebt, kann Conni sehen, dass er sich bemüht, ein todernstes Gesicht zu machen.
»Ich schwöre«, sagt er mit feierlicher Stimme, »dass ich mit der Errichtung der Chaospyramide im Klassenraum der 6a nichts, aber auch gar nichts zu tun habe! So wahr ich hier im Wald stehe!«
Aus Connis anfänglichem Kichern wird Lachen. Und dann kann sie nicht länger an sich halten und prustet los. »Und das soll ich dir glauben? Im Leben nicht!«
»Hey! Ich habe geschworen!«, empört sich Phillip mit beleidigter Miene. »Zählt denn das Wort eines Ehrenmannes überhaupt nichts mehr?«
Conni hält sich den Bauch vor Lachen. »Hör auf!«, fleht sie. »Ich kann nicht mehr!« Sie wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. »Aber so ganz glaub ich dir trotzdem nicht, sorry!«
Phillip fällt in ihr Lachen ein. »Okay«, meint er. »Dann wird die Entstehung der Chaospyramide als ewiges Rätsel in die Geschichte des Lessing-Gymnasiums eingehen!«
»Einverstanden«, sagt Conni. »Aber jetzt lass uns weitergehen. Sonst schicken die vom Camp noch einen Suchtrupp los!«
Nach ein paar Minuten erkennt Conni endlich den Weg wieder, den sie vor Stunden in
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