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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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an und zeigte auf die kleine Limberg-Apotheke.
    Â»Die Apotheke?«
    Â»Helmut Brack wohnt im Haus daneben.«
    Auch dort trafen sie ihn nicht an.
    Ratlos kehrten sie zurück und stiegen in ihren Dienstwagen ein. Schnur teilte über Handy seiner Dienststelle mit, dass Helmut Brack ihnen entwischt war. Dann startete er den Motor, ohne loszufahren. Sie saßen in dem beheizten Auto und ließen sich von dem Geräusch des Regens auf das Dach einlullen.
    Esther richtete ihren Blick auf Schnur, der erst seit kurzer Zeit vom gleichgestellten Kollegen zu ihrem Vorgesetzten aufgestiegen war. Obwohl sie beide schon viele Jahre miteinander arbeiteten, hatte sich etwas zwischen ihnen verändert. Schnurs Autorität war mit der Beförderung in ihm herangereift. Sie spürte Respekt vor ihm, ein neues Gefühl. Und auch Bewunderung, weil er als Chef immer noch Mensch geblieben war. Sie hatte schon immer Fehler gemacht – mit dem Unterschied, dass sie jetzt auf Schnurs Gunst angewiesen war.
    Â»Ich bin dir zu Dank verpflichtet, weil du mit meinem Verstoß so loyal umgehst.«
    Schnur schaute seine Mitarbeiterin nur an, sagte aber nichts dazu.
    Â»Deshalb will ich denselben Fehler nicht nochmal machen, auch wenn es mir schwer fällt.«
    Â»Du sprichst in Rätseln.«
    Â»Steiner hat Lena Ambruch nicht nur flüchtig gekannt, sie waren ein heimliches Liebespaar, als der Einsatz missglückte.«
    Wieder trat Stille ein, bis Schnur endlich eine Reaktion darauf zeigte: »Du musst ihn wirklich lieben. Das zeigt deine Einsatzbereitschaft, alles für ihn zu tun, um ihn aus der Schusslinie zu halten.«
    Esther blickte zur Seitenscheibe, wo sie nur die Schlieren sehen konnte, die der Regen dort zurückließ.
    Â»Aber ich habe ihn doch gerade verraten«, widersprach sie und fühlte sich beschissen.
    Â»Das erinnert mich an Penelope, Odysseus’ Ehefrau. Sie hat sich durch ihre Treue zu ihrem Mann verewigt«, sprach Schnur leise. »Warum hat sie ihren Widersachern nur die halbe Wahrheit gesagt, als diese sie zum Treuebruch verleiten wollten?«
    Esther wusste es nicht.
    Â»Weil sie damit ihre Liebe zu Odysseus retten wollte.«
    Â»Willst du damit sagen, dass ich dir etwas verschweige?«
    Â»Ist es nicht so?«
    Sie zögerte so lange mit ihrer Antwort, bis Schnur die Initiative ergriff: »Ich weiß, du hast aus deinem Fehler gelernt. Deshalb vertraue ich dir, indem ich es dir überlasse, ob dieser Teil der Wahrheit für unsere Ermittlungen wirklich wichtig ist.«
    Â»Danke! Ich werde dein Vertrauen nicht missbrauchen.«
    Â»Davon gehe ich aus. Du weißt, was zu tun ist. Deshalb bin ich mir sicher, dass meine Entscheidung richtig war, deine kleine Unterlassungssünde zu begraben.«
    Â»Wie geht es mit ihm weiter?«, fragte sie. »Jetzt, da du weißt, dass für ihn der missglückte Einsatz eine Tragödie persönlichen Ausmaßes geworden ist.«
    Â»Ich warte ab, was Kullmann bei der Rekonstruktion herausfindet. Sollte sich herausstellen, dass der Einsatz vor fünfzehn Jahren nichts mit dem zu tun hat, was hier und heute auf dem Limberg geschieht, sehe ich keinen Grund, Steiners Leumund nachträglich in den Schmutz zu ziehen.«

Kapitel 37
    Seit Mickys Tod spürte Steiner die Einsamkeit jeden Morgen schmerzlicher. Allein saß er am Frühstückstisch. Moritz kauerte neben ihm auf dem Boden. Dabei warf er ihm einen Blick zu, der so herzerweichend war, dass Steiner ihm zu fressen gab. Was soll’s, dachte er. Der Hund war fünfzehn Jahre alt. Die erzieherischen Maßnahmen hatte er seit dessen Verletzung einfach eingestellt. Dankbar fraß Moritz alles, was Steiner ihm zuwarf. Voller Euphorie setzte sich der Hund auf die Eckbank direkt neben Steiner, um näher an der Futterquelle zu sein. Liebevoll streichelte Steiner über sein weiches Fell, wobei er sich bemühte, die Knochen darunter zu ignorieren. Auch versuchte er, die kahlen Stellen im Gesicht des Hundes zu übersehen. Vor seinem geistigen Auge sah Moritz immer noch makellos schön aus. Gegen alle Vernunft teilte er mit seinem Hund an diesem Morgen einen ganzen Ring Lyoner.
    Dabei dachte er an seine Tochter Marianne. Alles an ihr strahlte Ablehnung aus, die hauptsächlich gegen ihn gerichtet war. Er war im Zwiespalt mit sich selbst, ob sie wirklich in Gefahr schwebte oder dem Alten einen Herzinfarkt besorgen wollte. Als kleines Mädchen war sie

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