Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
reagierte. Er lachte herzhaft mit der Bemerkung: »Der Vergleich gefällt mir.«
»Mir auch«, blaffte Rolf West. »Da habt ihr doch euer Motiv. Ist Casanova für seine Schweinereien nicht zufällig hingerichtet worden?«
»Ich muss dich enttäuschen«, wandte Schnur ein. »Eine Krankheit hat Casanova dahingerafft. Aber das Glück wird euch nicht widerfahren, wenn wir hier zu keinen Ergebnis kommen.«
»Also bleiben wir dabei, dass Fallen-Helmuts Motiv Eifersucht ist«, beharrte Rolf West. »Deshalb hat er es auf Steiner abgesehen â nicht auf mich.«
»Warum sollte Helmut Brack eifersüchtig auf eine Frau sein, die ihn schon lange verlassen hat?«, entgegnete Steiner.
»Nicole war seine Jugendliebe«, erklärte Schnur. »Ich kann mich an keinen einzigen Tag erinnern, an dem die beiden nicht zusammen waren. Die Trennung muss schmerzlich für ihn gewesen sein. Und dann mit ansehen, wie ein Waldhüter seine groÃe Liebe vernascht â¦Â«
»Er hat es sich selbst zuzuschreiben, dass seine Frau fortgegangen ist. Keine Frau sieht einem Mann gerne zu, wie er sich aufgibt«, fiel ihm Steiner ins Wort.
»Das macht es doch nur noch schlimmer für ihn«, hielt Schnur dagegen. »Während er für seine Degradierung verlassen wurde, wählt sie dich, wo jeder weiÃ, dass deine Polizeikarriere auch nicht viel hergehalten hat.«
Lange schwiegen sie, weil sie nicht weiterwussten. Es war Esther, die plötzlich einen Einfall hatte. »Ich habâs! Gehen wir mal davon aus, dass die Anschläge nicht Steiner, sondern Rolf West gelten! Jedes Mal, wenn er versucht hat, Rolf West zu überwältigen, kam ihm Steiner in die Quere. Im Hoflimberg konnte Steiner gerade rechtzeitig eingreifen. In der alten Scheune tauchte Steiner auf, wo er nichts zu suchen hatte, und kam Rolf West zu Hilfe.«
»Wie passt der angesägte Hochsitz und die Verfolgungsjagd mit dem Auto in deine Theorie?«
»Es wäre doch möglich, dass er jetzt Steiner aus dem Weg räumen will, weil der seine bisherigen Anschläge auf Rolf West vereitelt hat.«
»Deine Theorie ist nicht schlecht â um nicht zu sagen, sie ist klasse, weil sie die einzige ist, die wir haben«, lobte Schnur seine Mitarbeiterin.
»Das kann ich einfach nicht glauben«, schimpfte Rolf West.
»Und ich kann nicht glauben, dass du deinen Freund verraten hast.« Schnur stellte Rolf West vor die Frage, die ihn beschäftigte: »Warum hast du das getan?«
Der Mann seufzte, lieà seinen Blick über den Hund Moritz wandern, bevor er antwortete: »Ich bin und bleibe Jäger â egal was mit meinem Jagderlaubnisschein passiert ist. Deshalb konnte ich es nicht mit ansehen, wie grausam die Tiere starben, die in die Fallen von Helmut gelaufen sind. Ich habe Steiner gewarnt, weil mir die Jägerehre heilig ist.«
»Was heiÃt hier Jägerehre?«, schnaubte Schnur abfällig.
»Das ist des Jägers Ehrenschild,
dass er beschützt und hegt sein Wild,
waidmännisch jagt, wie sichâs gehört,
den Schöpfer im Geschöpfe ehrt« , zitierte Steiner den Ehrenkodex der Jäger.
»Amen«, spottete Schnur.
»Bleibt die Frage offen, wie Anne Richter und Oliver West in deine TheoÂrie hineinpassen?«, kam Steiner auf den eigentlichen Grund ihres Zusammentreffens zurück. »Helmut Brack will vielleicht Rolf West und mir an den Kragen. Aber ist er wirklich so brutal, dass er dafür unsere Kinder kidnappt?«
»Bernd Schumacher und Markus Darren waren blutleer. Sollte Fallen-Helmut unser Täter sein, ist er unberechenbar.«
»Werdet ihr dafür bezahlt, Horrorgeschichten zu erfinden?«, blaffte Rolf West. »Helmut trinkt Bier â kein Blut. Wir sitzen Abend für Abend zusammen am Stammtisch, da sehe ich doch, was er sich reinschüttet. Wenn mein Jugendfreund mich töten wollte, hätte er es schon längst getan. Gelegenheit hatte er genug.«
»Helmut Brack ist ein Stratege«, meinte Schnur. »Er handelt nicht impulsiv, er plant â wie es seine ausgetüftelten Fallen beweisen. Vielleicht beobachtet er dich, sieht zu, wie du dich volllaufen lässt und wartet den richtigen Moment ab, um zuzuschlagen.«
»Dann stellt er sich aber dämlich dran.«
Dem konnte Schnur nichts entgegensetzen.
»Vielleicht sucht ihr an der falschen Stelle«, warf Steiner ein. »Ihr habt
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